Wurm, Alois
- Lebensdaten
- 1874 – 1968
- Geburtsort
- Straubing
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- katholischer Priester ; theologischer Schriftsteller ; Journalist ; Katholischer Theologe ; Priester ; Schriftsteller ; Publizist
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117357111 | OGND | VIAF: 69705749
- Namensvarianten
-
- "Seelenwurm"(genannt)
- Wurm, Alois
- "Seelenwurm"(genannt)
- "seelenwurm"
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- Bardenheuer, Otto
- Biser, Eugen
- Blank, Josef
- Fleckenstein, Heinz
- Graber, Rudolf
- Grabmann, Martin
- Hildebrand, Dietrich von
- Joseph Bernhart (1881 –1969 )
- Karrer, Otto
- Kralik von Meyrswalden, Richard
- Leist, Fritz
- Lippert, Peter
- Lotz, Johannes B.
- Muth, Carl
- Pfleger, Karl
- Przywara, Erich
- Schaumann, Ruth
- Sellmair, Josef
- Stratmann, Franziskus
- Wiechert, Ernst
Personen in der GND - Bekannte und Freunde
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Wurm, Alois
| katholischer Priester, teologischer Schriftsteller, Journalist, * 20.12.1874 Straubing, † 13.4.1968 München, ⚰Straubing.
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Genealogie
V →Alois (1843–91, ⚭ 1] Theresia Groß, † v. 1871, Schw d. Anna Maria Groß, s. u.), aus St., Hausknecht, Gärtner in St., S d. →Franz, Gärtner in St., u. d. Maria N. N.;
M Anna Maria († 1926), T d. →Joseph Groß (um 1805–66), Gärtner in St., u. d. Theresia N. N. (um 1810–64), Gärtnerin;
4 B →Franz (* 1876), Postbeamter, →Ludwig (* 1878), übernahm d. väterl. Gärtnerei in St., →Johann (* 1884), Bankbeamter in Berlin, →Joseph (* 1887), Schuhmacher in St., 3 Schw →Maria (* 1872), Gärtnerin, Haushälterin in M., Theres (* 1873, ⚭ →Georg Saller, Gärtner in St.), →Pauline (* 1882), Franziskanerin in Aiterhofen. -
Biographie
W. besuchte das Gymnasium in Straubing, studierte 1894–98 bei den Jesuiten in Innsbruck Philosophie und Theologie und erhielt am 4.6.1899 in Regensburg die Priesterweihe. Nach zweijähriger Kaplanszeit in Loiching wurde er für weitere Studien an der Univ. München freigestellt und hier 1902 bei →Otto Bardenhewer (1851–1935) mit der Arbeit „Die Irrlehrer im ersten Johannesbrief“ zum Dr. theol. promoviert. Bis 1911 war W. als Seelsorger bei den Barmherzigen Schwestern tätig und besuchte Vorlesungen u. a. zur Volkswirtschaft, griech. Epigraphik sowie zur griech. und röm. Metrik und Poetik. Er veröffentlichte Schriften zu Theologie, Literatur, Kunstgeschichte und aktuellen kirchlichen Fragen, betätigte sich im „Literarischen Handweiser“ als Kritiker und Rezensent und publizierte 1907–10 in den „Historisch-politischen Blättern“ zu gesellschaftspolitischen Themen. Hier erschien 1907 auch sein Beitrag „Das Aufsteigen des Laientums in der katholischen Kirche“ (139, 1907, S. 432–38), ein Plädoyer für die eigenwertige Stellung und Sendung des getauften Laien in Kirche und Welt. 1911–31 wirkte W. als Kunstreferent der „Augsburger Postzeitung“ und gehörte zum Kreis kath. Publizisten, die seit Beginn des 20. Jh. gegen den in prot. und liberalen Kreisen verbreiteten Vorwurf geistiger „Inferiorität“ der Katholiken auftraten. Im „katholischen Literaturstreit“ schloß er sich weder der konservativen Richtung um →Richard Kralik (1852–1932) an noch der kirchlicherseits eines „Modernismus litterarius“ bezichtigten Richtung →Carl Muths (1867–1944) und dessen Kulturzeitschrift „Hochland“. Auch sah er, anders als sein Freund →Joseph Bernhart (1881–1969), im Antimodernisteneid keine Beschränkung der Freiheit theologischer Forschung.
In der von ihm 1919 gegründeten Zeitschrift „Seele, Monatsschrift im Dienste christlicher Lebensgestaltung“ (1919–39, 1945–62; Hg. bis 1953) trat der oft als „Seelenwurm“ bezeichnete W. für eine verinnerlichte, aber weltoffene, Kirche und Kultur, Staat und Völkergemeinschaft zugewandte christliche Lebensgestaltung aus dem von Gott berührten „seelischen Kräftekern“ ein und strebte einen Aufbruch „Ins neue innere Werden“ (Seele 1, 1919, S. 3–8) an. In eigenen Aufsätzen setzte sich W. vor 1933 u. a. kritisch mit dem „politischen“ Katholizismus der Zentrumspartei auseinander sowie nach 1945 mit den Kriegsfolgen und dem Vorwurf der „Kollektivschuld“. Er veröffentlichte zahlreiche Bildmeditationen sowie Buchrezensionen und Beiträge zu Literatur, Kunst und Theologie.
Zu den regelmäßigen Mitarbeitern seiner Zeitschrift gehörten u. a. der Philosoph →Dietrich v. Hildebrand (1889–1977), der Scholastikforscher →Martin Grabmann (1875–1949), →Johannes B. Lotz SJ (1903–1992), →Erich Przywara SJ (1889–1972), →Peter Lippert SJ (1879–1936), der Exjesuit →Otto Karrer (1888–1976), der Pazifist →Franziskus Stratmann OP (1883–1971), der Religionspädagoge →Josef Sellmair|(1896–1954), der W. nahestehende geistliche Schriftsteller →Karl Pfleger (1883–1975) sowie zuletzt noch der Religionsphilosoph →Eugen Biser (1918–2014). Aber die Reihe der Mitarbeiter reichte weiter bis zu →Rudolf Graber (1903–1992), dem nachmaligen Bischof von Regensburg, zum →Neutestamentler Josef Blank (1926–1989) und zum Religionsphilosophen →Fritz Leist (1913–1974).
Anfang April 1933 gehörte W. zu den wenigen, die gegen den NS-Aufruf zum Judenboykott Stellung bezogen, und veröffentlichte seinen flammenden Protest „Christliche Gedanken zum nationalen Problem“ (Seele 15, 1933, 137 f.), der später häufig in Zusammenhang mit W.s Bemerkung von dem „einmal sehr nahen Dachau“ (in: Seele 35, 1959, S. 146) gedeutet wurde. Wie Muths „Hochland“ wurde W.s „Seele“ 1939 zum Schweigen gebracht. 1940 erschien W.s Band „Der dunkle Teppich“, in dem er sich mit dem Sinn und der Überwindung von Krieg und Leid beschäftigte. Nach 1945 setzte sich W. in zahlreichen Beiträgen mit kath. Schriftstellern, aber z. B. auch mit →Ernst Wiecherts (1887–1950) großen Romanen (Der Christ wider Willen, 1946; Ernst Wiechert, d. Heimgekehrte, 1951) auseinander. Dabei ging es ihm weniger um Literatur als solche, sondern um deren Beziehung zu Religion und Kirche. Gleichwohl fand W. nicht mehr den Anschluß an ein in der Nachkriegszeit aufbrechendes neues Verständnis von Spiritualität und „christlicher Lebensgestaltung“, nicht zuletzt auch im Sinne einer Bewältigung „mitmenschlichen Lebens“. Sein Plädoyer für einen „Aufbruch nach innen“ wurde zunehmend als nicht mehr zeitgemäß empfunden; man warf der „Seele“, kaum gerecht, „Heilsindividualismus“ statt „christlicher Weltverantwortung“ vor. Als sich W. 1952 entschloß, die Schriftleitung der „Seele“ dem Pastoral- und Moraltheologen →Heinz Fleckenstein (1907–1995) zu übergeben, hatte das Interesse an der Zeitschrift bereits stark abgenommen. Ende 1962 stellte „Seele“ ihr Erscheinen ein. Ein literarisches Denkmal setzte →Ruth Schaumann (1899–1975) W. in ihrem autobiographischen Roman „Das Arsenal“ (1968).
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Werke
|Cerinth, e. Gnostiker oder Judaist, in: ThQ 86, 1904, S. 20–38;
Meister- u. Schüler-Arb. in Fra Angelicos Werk, 1907;
Moral u. bildende Kunst, 1909;
Autorität u. Subjektivismus, 1910;
Zum Antimodernisteneid, in: Die Wahrheit, Kath. Kirchenztg. f. Dtld. 1, 1910, Nr. 5, S. 70 f.;
Grundsätze d. Volksbildung, 1913;
Vom innerl. Christentum, 1914;
– Verz. d. Zss.-Btrr: O. Weiß, in: BBKL 31, S. 1496–501;
– lit. Nachlaß: Staatl. Bibl. Regensburg. -
Literatur
|K. Pfleger, Brief an e. Freund, In memoriam Dr. A. W., in: Christ in d. Gegenwart 20, 1968, S. 169;
L. Volk (Hg.), Akten Kard. Michael v. Faulhabers, Bd. I: 1917–1934, 1975, S. 701–05;
O. Weiß, Rel., Staat u. Nat. während d. Weimarer Zeit im Spiegel d. Zs. „Seele“ v. Dr. A. W., in: Btrr. z. altbayer. KGesch. 34, 1982, S. 141–98;
ders., Der Modernismus in Dtld., 1995, S. 542–45;
ders., Der Seelenwurm, Dr. A. W. (1874–1968), Hg. d. Zs. „Seele“, in: M. Eder u. A. Landersdorfer (Hg.), Christen in Bayern, Christen aus Bayern, FS K. Hausberger z. 65. Geb.tag, 2009, S. 453–91 (P);
J. Bernhart, Erinnerungen 1881–1930, 2 Bde., hg. v. M. Weitlauff, 1992;
BBKL 31 (W, L);
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
– Mitt. d. StadtA Straubing. -
Porträts
|Totenmaske, 1968 Skizze ders. v. R. Schaumann (StadtA Straubing);
Gem. v. L. Samberger, 1968 (Kopie im StadtA Straubing). -
Autor/in
Manfred Weitlauff -
Zitierweise
Weitlauff, Manfred, "Wurm, Alois" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 550-551 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117357111.html#ndbcontent