Weyrauch, Jacob von

Lebensdaten
1845 – 1917
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Bautechniker ; Professor der Ingenieurmechanik, Elastizitätslehre und Wärmetheorie ; Mathematiker ; Philologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117332976 | OGND | VIAF: 74627061
Namensvarianten

  • Weyrauch, Jakob Johann
  • Weyrauch, Johann Jakob
  • Weyrauch, Jacob von
  • Weyrauch, Jakob Johann
  • Weyrauch, Johann Jakob
  • Weyrauch, Jacob Johann
  • Weyrauch, Jacob
  • Weyrauch, Jakob J.
  • Weyrauch, Jakob I.
  • Weyrauch, Jakob von
  • Weyrauch, Johann Jacob
  • Weyrauch, Jakob
  • Weyrauch, Jacob J.
  • Weyrauch, Jacob I.

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Zitierweise

Weyrauch, Jacob von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117332976.html [06.12.2025].

CC0

  • Weyrauch, Jacob (Jakob) Johann von (württembergischer Personaladel 1899)

    | Ingenieur, Mathematiker, * 8.10.1845 Frankfurt/Main, † 13.2.1917 Stuttgart, Stuttgart. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Johann Robert W. (1810–49), Kaufm. in F., S d. Johannes (1774–1829), Warenhändler ebd.;
    M Wilhelmine (1806–64), T d. Lazarus Abraham Herzer (1781–1839, jüd.), Bürger u. Handelsmann in Bretten, u. d. Rebecca Lemle (um 1785–1813);
    Frankfurt/M. 1873 Berta (1849–1902), T d. Samuel Laeng, Kaufm. in Faoug (Kt. Waadt), u. d. Anna Herren;
    4 S (1 früh †) Robert W. (1874–1924), Prof. f. Wasserbau, Städtebau u. städt. Tiefbau an d. TH Stuttgart (s. Wi. 1922;
    P.-G. Franke u. A. Kleinschroth, Kurzbiogrr. Hydraulik u. Wasserbau, 1991), Ernst Adolf Theodor W. (* 1876), Witold Ernst Jakob W. (1879–1914), Ger.assessor.

  • Biographie

    W. wuchs nach dem Tod seines Vaters in einem ev. Pfarrhaus in Frankfurt/M. auf und besuchte hier die Höhere Gewerbeschule.

    Seit 1864 studierte er Ingenieurwissenschaften am Zürcher Polytechnikum, wo er u. a. bei Karl Culmann (1821–1881) graphische Statik und bei Gustav Zeuner (1828–1907) Mechanik und mechanische Wärmetheorie hörte.

    Er erwarb 1867 das Ingenieur-Diplom und das Diplom als Fachlehrer für Mathematik und Naturwissenschaften. Nach der 1868 an der Univ. Zürich erfolgten Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über den Escher-Linth-Kanal absolvierte W. den Militärdienst beim Gardefüsilier-Regiment in Berlin und arbeitete 1869/70 als Ingenieur bei der neuen Berliner Verbindungsbahn. Nach Teilnahme am Dt.-Franz. Krieg lebte er in Brüssel und Paris, wo er Vorlesungen an der Sorbonne hörte. Auf Reisen durch Belgien, England, Deutschland und Österreich bildete er sich weiter. 1873 veröffentlichte W. die „Allgemeine Theorie und Berechnung der kontinuierlichen und einfachen Träger“, mit der er erstmals die Methode der „Influenzlinien“ – also der „Einflußlinien“ – systematisch entwickelte und anwandte. Diese Bezeichnung für den Einfluß bewegter Lasten auf die inneren Kraftgrößen frei wählbarer Stellen des Trägers führte W. ein. 1874 für Reine und Angewandte Mathematik an der TH Stuttgart habilitiert, wurde er hier 1876 ao. Professor für mechanische Wärmetheorie, Aerostatik und Aerodynamik sowie einzelne spezielle Kapitel der Ingenieurmechanik und 1880 o. Professor für analytische Theorie der Ingenieurkonstruktionen, mechanische Wärmetheorie, Aerostatik und Aerodynamik sowie für mathematische Theorie der Elastizität (Rektor 1889–92 u. 1899–1902, Vertreter in d. 1. Kammer d. württ. LT seit 1906, em. 1915). Angebote des Polytechnikums Riga, der TH Hannover, TH Darmstadt und TH Aachen lehnte W. ab.

    Seit 1880 erforschte W. die Thermomechanik, Baustatik und Elastizitätstheorie und hob dabei die Hegemonie des Energieprinzips hervor. So gab er das Werk des Heilbronner Arztes Robert Mayer (1814–1878) über „Die Mechanik der Wärme, in gesammelten Schriften“ (³1893) heraus und focht erfolgreich u. a. gegen die herrschende Auffassung, wonach|Hermann Helmholtz (1821–1894) und nicht Mayer Entdecker des Energieerhaltungssatzes sei. Mit seiner Editionstätigkeit begründete W. die wissenschaftshistorische Robert-Mayer-Forschung.

    W. schuf mit Emil Winkler (1835–1888) und Otto Mohr (1835–1918) die baustatische Brückentheorie auf Basis der Methode der Einflußlinien im Übergang zur Vollendungsphase der Baustatik, wovon sein Buch über gerade Träger (1873) und seine „Theorie der elastischen Bogenträger“ (1879) zeugt, die später eine wesentliche Erweiterung erfuhr (²1897). Eine klare und konzise Darstellung der Elastizitätstheorie im Anschluß an die Mechanik sowie der Physik und Technik gelang W. 1884 mit seiner Monographie „Theorie elastischer Körper“, die er 1885 durch eine umfangreiche Aufgabensammlung ergänzte. Im Mittelpunkt von W.s Elastizitätstheorie stehen die physikalischen Grundbegriffe der Arbeit und Energie. W.s deduktive Methode trug maßgeblich zur Umsetzung des energetischen Imperativs in der Festigkeitslehre, Hydrodynamik, Thermomechanik, Akustik, Optik und Baustatik bei. So stritt er 1908/09 in einer Kontroverse mit Julius Weingarten (1836–1910) um die Frage der Berücksichtigung von Wärmewirkung bei der Formänderungsenergie elastischer Körper. Durch W.s Forschungen angeregt, konzipierte 1911 sein Stuttgarter Kollege Karl Kriemler (1865–1936) die energetische Baustatik. Ein Meisterwerk der Thermodynamik bildete W.s. Werk „Grundriss der Wärmetheorie“ (2 Bde., 1905–07). W.s Veröffentlichungen zeichnen sich durch formvollendete Darstellung origineller Inhalte bei der physikalischen Grundlegung des Systems der klassischen Technikwissenschaften aus. Gleichwohl begründete W. keine Schule, weil er sich nicht auf die einzelwissenschaftliche Theoriebildung beschränkte.

  • Auszeichnungen

    A Telford-Preis d. brit. Institution of Civil Engineers (1881 u. 1883);
    Rr.kreuz (1891), Ehrenkreuz (1899) u. Komturkreuz (1915) d. Ordens d. württ. Krone;
    Komturkreuz II. Kl. d. Friedrichsordens (1902).

  • Werke

    Weitere W Zur Theorie d. Determinante, in: Journ. f. d. reine u. angew. Math. 74, 1872, S. 273–76;
    Die graph. Statik, Historisches u. Kritisches, in: Zs. f. Math. u. Physik 19, 1874, S. 361–90;
    Festigkeit u. Dimensions-Berechnung d. Eisen- u. Stahlkonstruktionen mit Rücksicht auf d. neueren Versuche, 1876;
    Theorie d. elast. Bogenträger, 1879, ²1897;
    Theorie d. Erddrucks auf Grund d. neueren Anschauungen, in: Allg. Bauztg. 45, 1880, S. 63–67 u. S. 77–85;
    Das Prinzip v. d. Erhaltung d. Energie seit Robert Mayer, 1885;
    Über d. Prinzip d. virtuellen Verrückungen, in: Civiling. 33, 1887, S. 185–90;
    Kleinere Schrr. u. Briefe Robert Mayers nebst Mitt. aus seinem Leben, 1893;
    Über stat. unbestimmte Fachwerke u. d. Begriff d. Deformationsarb., in: Zs. f. Architektur- u. Ing.-Wesen, 1908, S. 91–108;
    Über d. Begriff d. Deformationsarb. in d. Theorie d. Elastizität fester Körper, in: Nachrr. d. kgl. Ges. d. Wiss. z. Göttingen, math.-physikal. Kl., 1909, S. 242–46;
    Robert Mayer z. Jh.feier seiner Geb., 1915.

  • Literatur

    L W. E., in: Zbl. d. Bauverw. 37, 1917, H. 19, S. 121 f.;
    Robert Weyrauch, in: Württ. Nekr. f. 1917, 1922, S. 23–31;
    K.-H. Böttcher u. B. Maurer, in: Stuttgarter Mathematiker, Gesch. d. Math. an d. Univ. Stuttgart v. 1829 bis 1945 in Biogrr., hg. v. dens., 2008, S. 101–10 (W-Verz., P);
    K.-E. Kurrer, Gesch. d. Baustatik, ²2016 (P);
    Pogg. III–V.

  • Porträts

    P Photogr. (Univ.archiv Stuttgart, Fotoslg.).

  • Autor/in

    Karl-Eugen Kurrer
  • Zitierweise

    Kurrer, Karl-Eugen, " Weyrauch, Jacob (Jakob) Johann von (württembergischer Personaladel 1899)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 15-16 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117332976.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA