Winkler, Emil

Lebensdaten
1835 – 1888
Geburtsort
Falkenberg (Dübener Heide) bei Torgau
Sterbeort
Berlin-Friedenau
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Baustatiker ; Professor am Polytechnikum in Prag, an der TH Wien und TH Berlin ; Bauingenieur ; Hochschullehrer
Konfession
-
Normdaten
GND: 117582042 | OGND | VIAF: 69170298
Namensvarianten

  • Winkler, Emil Oskar
  • Winkler, Emil Ernst Oskar
  • Winkler, Emil
  • Winkler, Emil Oskar
  • Winkler, Emil Ernst Oskar
  • Winkler, E.
  • Winkler, Emil (Bauingenieur)

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Zitierweise

Winkler, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117582042.html [13.12.2025].

CC0

  • Winkler, Emil Oskar

    | Bauingenieur, * 18.4.1835 Falkenberg (Dübener Heide) bei Torgau, † 27.8.1888 Berlin-Friedenau, Berlin, Luisenfriedhof II. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Johann Leberecht (1788–1847, Suizid), preuß. Revierförster in F.;
    M Wilhelmine (* 1800, 2] Carl Christian Bernhard, herrschaftl. Förster in Oelzschau), T d. Friedrich Wilhelm Beckmann (1762–1832), Kaufm. in Pretzsch, u. d. Johanna Christiana Sittig (1767–1827);
    1863 Helene ( n. 1888), T d. N. N. Crentz, Kaufm. in Dresden;
    kinderlos.

  • Biographie

    Im April 1851 verließ W. das Gymnasium in Torgau, erlernte dort das Maurerhandwerk, bezog die Baugewerkschule Holzminden und absolvierte 1858 das Dresdner Polytechnikum, wo der Mathematiker Oskar Schlömilch (1823–1901) sowie der Maschinenbau- und Bauingenieur Johann Andreas Schubert (1808–1870) zu seinen Lehrern gehörten. Danach arbeitete W. an verschiedenen Stellen, leistete ein Jahr Militärdienst und wurde 1861 an der Univ. Leipzig mit einer von dem Physiker Wilhelm Gottlieb Hankel (1814–1899) betreuten Dissertation über Erddrucktheorie zum Dr. phil. promoviert. Anschließend Assistent am Dresdner Polytechnikum, lehrte er hier seit 1863 bei Schubert Brückenbau und Festigkeitslehre. 1865 berief ihn das Polytechnische Institut Prag mit Unterstützung von Wilhelm Fiedler (1832–1912) zum Professor für Straßen- und Wasserbau; als solcher hatte W. auch die Allgemeine Ingenieurbaukunde zu vertreten.

    Auf Basis der in seiner Dresdner Zeit Anfang der 1860er Jahre als Vorlesungsumdrucke entstandenen „Grünen Hefte“ (heute verschollen) über Elastizitätstheorie und Festigkeitslehre publizierte W. 1867 in Prag sein bahnbrechendes Buch „Elastizität und Festigkeit“, in dem er u. a. Grundlagen zur Theorie des elastisch gebetteten Balkens und die für den Brückenbau wichtige Theorie der Einflußlinien beschreibt. Von seinen auf 14 Bücher angelegten „Vorträgen über Eisenbahnbau“ veröffentlichte W. 1867–77 drei. Zwei weitere Bücher vollendeten 1872 Wilhelm Fränkel (1844–1916), der 1865 in Dresden W. als Assistent Schuberts folgte, und 1878 Eduard Schmitt (1842–1913), welcher 1867 in Prag W.s Assistent wurde.

    Nach dem 1868 erfolgten Ruf auf den Lehrstuhl für Eisenbahnbau und konstruktive Teile des Brückenbaus an das Polytechnische Institut Wien, wandte sich W. verstärkt dem Brückenbau zu und wurde von der österr. Regierung zur Inspektion und Begutachtung von Brücken herangezogen. Ein enzyklopädisches Vorhaben W.s bildete die Publikation seiner Vorträge über Brückenbau: 1872–87 erschienen fünf der zwölf geplanten Bücher, die insbesondere die statisch-konstruktive Seite des damaligen Brückenbaus auf Grundlage der von ihm wesentlich erweiterten Basis der Baustatik prägten. Zu W.s Assistenten in Wien gehörten u. a. die österr. Brückenbauer Friedrich Steiner (1849–1883) und Joseph Melan (1853–1941).

    Das vakante Lehrgebiet „Mathematische Baukonstruktionen“ Johann Wilhelm Schwedlers (1823–1894) an der Berliner Bauakademie setzte W. dort seit 1877 unter dem Titel „Statik der Baukonstruktionen und Brückenbau“ mit neuer Ausrichtung fort. Im Mai 1881 wurde er für ein Jahr zum Rektor der 1879 aus der Bau- und Gewerbeakademie neugebildeten TH Berlin gewählt. In der Lehre unterstützte ihn von 1879 bis Anfang der 1880er Jahre Georg Christoph Mehrtens (1843–1917). Auf W.s Lehrstuhl wurde 1888 der Vollender der klassischen Baustatik, Heinrich Müller-Breslau (1851–1925), berufen. W. schuf die elastizitätstheoretische Fundierung der Baustatik, die mit der Theorie des Brückenbaus in ihrer Vollendungsphase 1875–1900 ihren Abschluß fand.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Kgl. Preuß. Ak. d. Bauwesens (1880);
    Preuß. Medaille f. Verdienste um d. vaterländ. Bauwesen in Silber (1887);
    Dr. h. c. (Bologna 1888).

  • Werke

    Weitere W Formänderung u. Festigkeit gekrümmter Körper, insbes. d. Ringe, in: Civiling. 4, 1858, Sp. 232–46;
    Btrr. z. Theorie d. continuirl. Brückenträger, ebd. 8, 1862, Sp. 135–82;
    Deformationsversuche mit Kautschuk-Modellen, ebd. 24, 1878, Sp. 85–100;
    Die inneren Spannungen deformierter, insbes. auf relative Festigkeit in Anspruch genommener Körper, in: Zs. f. Bauwesen 10, 1860, Sp. 95–109, Sp. 221–36 u. Sp. 365–80;
    Vortr. über d. Berechnung d. Bogenbrücken, in: Mittheilungen d. Architekten- u. Ing.-Ver. im Kgr. Böhmen 3, 1868, S. 6–12 u. 4, 1869, S. 1–7;
    Neue Theorie d. Erddruckes, 1872;
    Techn. Führer durch Wien, 1873;
    Wahl d. zulässigen Inanspruchnahme d. Eisenconstructionen mit Rücksicht auf d. Wöhler’schen Festigkeits-Versuche b. wiederholter Beanspruchung, in: Zs. d. Österr. Ing.- u. Architekten-Ver. 29, 1877, S. 45–60;
    Die Lage d. Stützlinie im Gewölbe, in: Dt. Bauztg. 13, 1879, S. 117–19, S. 127–30 u. 14, 1880, S. 58–60;
    Die Sekundär-Spannungen in Eisenkonstruktionen, ebd. 15, 1881, S. 110 f., S. 129 f. u. S. 135 f.

  • Literatur

    |J. Melan, in: Zs. d. Österr. Ing.- u. Architekten-Ver. 40, 1888, S. 186 f.;
    H. Zimmermann, in: Zbl. d. Bauverw. 8, 1888, S. 387 f.;
    A. Goering, in: Zs. d. Architekten- u. Ing.-Ver. z. Hannover 34, 1888, Sp. 701–04;
    F. Wolf u. ders., Feier z. Enthüllung d. Büsten d. verstorbenen Professoren Herrmann Spielberg u. Dr. E. W. in d. Halle d. Kgl. TH z. Berlin, Ansprachen z. Gedächtniss d. beiden Verblichenen, 1891;
    Die k. k. Dt. TH in Prag 1806–1906, red. v. F. Stark, 1906, S. 54 u. 372 (P);
    J. Neuwirth, in: Die k. k. TH in Wien, 1815–1915, Gedenkschr., red. v. dems., 1915, S. 506–08;
    P. Cicin, in: 150 J. TH in Wien 1815–1965, Bd. 1, 1965, S. 247–50 (P);
    K. Knothe u. D. Tausendfreund, in: K. Schwarz (Hg.), 1799–1999, Von d. Bauak. z. TU Berlin, 2000,|S. 164–78 (P);
    ders., Fiedlerbriefe u. Bibliogr. E. W. s, 2004 (W-Verz., P);
    I. Knothe, Falkenberg in d. Dübener Heide, ²2015, S. 255–60;
    K.-E. Kurrer, The Hist. of the Theory of Structures, 2018, S. 465–76 u. 1081 (P);
    ÖBL.

  • Porträts

    |Büste (Foyer d. Hauptgebäudes d. TH Berlin, vermutl. im 2. Weltkrieg zerstört).

  • Autor/in

    Karl-Eugen Kurrer
  • Zitierweise

    Kurrer, Karl-Eugen, "Winkler, Emil Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 241-243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117582042.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA