Lebensdaten
1836 – 1910
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weingarten, Leonhard Gottfried Johann julius
  • Weingarten, Julius
  • Weingarten, Leonhard Gottfried Johann julius

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Zitierweise

Weingarten, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139934.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph ( 1853 / 66, jüd., später ev.), aus poln. Fam., Handwerker in B., Blattbinder, Blattfabr., Verfertiger v. Weberkämmen;
    M Dorothea Ebner ( 1874), T e. aus Franken n. B. zugewanderten pietist. Handwerkers, beteiligt an d. Berliner Gesangbuchstreit;
    B Hermann (1834–92), ev. Kirchenhist., o. Prof. d. KGesch. in Marburg u. Breslau (s. ADB 55; BBKL 20);
    – ledig.

  • Biographie

    Von den Eltern zum Kaufmannsberuf bestimmt, besuchte W. die Städtische (Kloedensche) Gewerbeschule, wo seine mathematische Begabung erkannt wurde und er 1852 das Abitur ablegte. Danach studierte er acht Semester v. a. Mathematik und Physik an der Univ. Berlin und nebenher am Kgl. Technischen Institut (Gewerbeinstitut), dessen Direktor Nikolaus Druckenmüller (1806–83) ihn 1854–57 zum mathematischen Assistenten wählte. Beeinflußt durch den Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet (1805–59) und den Physiker Gustav Magnus (1802–70) publizierte W. 1855 seine erste Schrift „Zur Theorie des Potentials“. 1857 bearbeitete er eine von Ernst Eduard Kummer (1810–93) gestellte Preisaufgabe, die nach bis dahin unbekannten Krümmungslinien auf Oberflächen fragte. Aus der von der Philosophischen Fakultät der Univ. Berlin preisgekrönten Schrift „De lineis curvaturae superficierum“ (1857) entwickelte er sein besonderes Forschungsfeld.

    Nach Erwerb der „bedingten facultas docendi“ für Mathematik und Physik für Real- und höhere Bürgerschulen 1858 absolvierte W. das Probejahr im Seminar bei Karl Heinrich Schellbach (1805–92), unterrichtete vier Jahre am Friedrichs-Gymnasium und der mit ihm verbundenen Realschule (vereinigte Anstalten des Friedrichs-Gymnasiums) sowie danach am Kgl. Kadetten-Korps in Berlin. 1863 reichte W. seine Preisschrift als Dissertation an der Univ. Halle ein und wurde 1864 zum Dr. phil. promoviert. Seit dem 1. 4. 1864 Lehrer an der Berliner Bauakademie (seit 1871 TH), erhielt W. am 11. 3. 1871 den Professorentitel. Er arbeitete weiterhin zur Flächentheorie, auch zu geodätischen Problemen und zog Verbindungen zur Theorie der Differentialgleichungen. Seine Schrift „Sur la déformation des surfaces“ (1894, publ. in: Acta mathematica 20, 1897, S. 159–200) faßte wichtige Ergebnisse zusammen und wurde von der Pariser Académie des sciences preisgekrönt. W. zeigte darin, daß sich alle zu einer gegebenen Fläche isometrischen Flächen mit den Lösungen einer partiellen Differentialgleichung vom Typ Monge-Ampère ermitteln lassen.

    Aus gesundheitlichen Gründen wechselte W. zum 1. 4. 1902 nach Freiburg (Br.). In engem Kontakt mit dem Mathematiker Jacob Lüroth (1844–1910) lehrte er hier 1905–08 als Honorarprofessor an der Universität und publizierte bis 1909 in der Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen zur Elastizitätstheorie.

    W. hatte zahlreiche Schüler, regte bedeutende Forscher wie Sophus Lie (1842–99), Luigi Bianchi (1856–1928) und Gaston Darboux (1842–1917) an und erwarb v. a. auf dem Gebiet der Flächentheorie internationale Anerkennung, wo ihm zu Ehren Oberflächen mit konstantem mittleren Krümmungsradius als W.-Flächen bezeichnet werden.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Leopoldina (1890);
    ausw. Mitgl. d. Acc. dei Lincei z. Rom (1899);
    1. Vors. d. Berliner math. Ges. (1901);
    Geh. Reg.rat.

  • Werke

    |Über d. Oberflächen, f. welche einer der beiden Hauptkrümmungsmesser e. Funktion des anderen ist, in: Journ. f. d. reine u. angew. Math. 62, 1863, S. 160–73;
    Über d. Deformation e. biegsamen unausdehnbaren Fläche, ebd. 100, 1887, S. 196–310;
    Über d. Theorie d. aufeinander abwickelbaren Oberflächen, in: FS d. Kgl. TH z. Berlin, 1884, S. 1–43;
    Mémoire sur la déformation des surfaces, in: Mémoires présentés par divers savants, 2nd ser. 32, 1902, S. 1–46.

  • Literatur

    |S. Jolles, in: SB d. Berliner math. Ges. 10, 1911, S. 8–11 (W-Verz.);
    K.-R. Biermann, Die Math. u. ihre Dozenten an d. Berliner Univ. 1810–1933, 1988, S. 96, 159, 273, 275 f. u. 370;
    Complete DSB;
    Lex. bed. Mathematiker;
    Pogg. III-V.;
    Qu Archiv d. Univ. Halle-Wittenberg;
    Korr. mit L. Bianchi, in: Opere, hg. v. E. G. Togliatti, Bd. 11, Corrispondenza (Italian), 1959.

  • Autor/in

    Renate Tobies
  • Zitierweise

    Tobies, Renate, "Weingarten, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 638-639 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139934.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA