Lebensdaten
1731 – 1788
Geburtsort
Ludwigsburg (Württemberg)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Komponist ; Violinist
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 103840141 | OGND | VIAF: 15036761
Namensvarianten
  • Toeschi, Karl Joseph
  • Toeschi, Carl Joseph
  • Toeschi, Carolus Josephus (Taufeintrag)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Toeschi, Carlo Giuseppe, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103840141.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 1480 nachweisbarer ital. Adelsfam. in Saorgio (Saorge) (Ligurien) (?), deren Stammreihe mit Joannes Toesca de Signoria Vallis Prela (* 1546) beginnt;
    V Alessandro (Alexander) Toesca (seit etwa 1725 T.) (v. 1700–58, 1] Giovanna N. N., 1726, Hofsängerin in Stuttgart), Violinist, Komp., 1719–24 Hofmusiker d. Lgf. Ernst Ludwig v. Hessen-Darmstadt, 1725 stellv. Konzertmeister („second maître des concerts“) am Hof d. Hzg. Eberhard Ludwig v. Württ. in L., danach bis 1737 am Hof d. Hzg. Carl Alexander v. Württ. in Stuttgart, ab 1739 Konzertmeister am kurpfälz. Hof in Mannheim (s. MGG²; New Grove²; BMLO), S d. Giovanni (Joannes Baptista) Toesca, aus Rivarolo, Kammervorsteher d. Hzg. v. Gravina, Fürst Orsini, in Rom;
    M Octavia, T d. Giovanni de Saint Pierre;
    4 HalbGeschw, 1 B Johann Baptist (Giovanni Battista, seit 1798 Toesca della Castellamonte) (1735–1800, Josepha Rudersheimer, 1814), Komp., Violinist, Schüler v. Johann Stamitz u. Christian Cannabich, seit 1754 Geiger im Mannheimer Hoforchester, 1758 Ballettdir. am kurpfälz. Hof, 1773 Konzertmeister, ab 1778 in M., 1793 Musikdir., 1798 Erster Hofkapell-Musikdir. (s. MGG²; New Grove²; Kosch, Theater-Lex.), 2 Schw Maximiliana Maria (* 1730), Barbara (1733–n. 1763, Innozenz Danzi, 1730–98, Violoncellist, s. NDB III*; BMLO), Tänzerin in Mannheim;
    um 1760 Susanna Nayer oder Neyer ( n. 1802), aus Frankr., Sängerin, seit 1758 am Hof in Mannheim; kinderlos;
    N Franz Danzi (1763–1826), Geiger, Komp. (s. NDB III), Franziska Lebrun, geb. Danzi (1756–1791), Hofsängerin, Pianistin, Komp. (s. ADB 18; MGG²; New Grove²; BMLO), Karl Theodor (seit 1798 Toesca della Castellamonte) (1768–1843, ⚭ Maximiliane Hyacintha Riß zu Riesenfeld, 1780–1824), Komp., Violinist, 1780–99 Geiger im Münchner Hoforchester, 1801 kfs. später kgl. Kammerkompositeur (s. MGG²; New Grove²; Kosch, Theater-Lex.); Gr-N Sophie Lebrun (Le Brün) (1781–1863/64, Johann Ludwig [Johan Lodewijk, Louis] Dül[c]ken, [Dulcken], 1761–1836, aus Amsterdam, Klavierbauer, 1781 mechan. Klaviermacher am Hof in M., s. BMLO), aus London (s. BMLO).

  • Biographie

    Den ersten Instrumentalunterricht erhielt T. vermutlich bei seinem Vater und kam 1739|mit seiner Familie nach Mannheim, wo er Schüler von Johann Stamitz (1717–57) wurde. Wie in der dortigen Hofkapelle üblich, genoß sicherlich auch T. eine gründliche Ausbildung in Theorie und Praxis. Nicht belegt ist allerdings, ob er auch als sog. „Scholar“, d. h. als unbezahlte Hilfskraft, frühzeitig im Orchester tätig war. 1750 läßt sich T. erstmals als Violinist im Hoforchester nachweisen. Sein weiterer beruflicher Werdegang ist v. a. durch die Besoldungslisten im Mannheimer Hofkalender dokumentiert.

    1758 wurde T. neben Christian Cannabich (1731–98) als Nachfolger von Stamitz zum Konzertmeister berufen. Während Cannabich die ersten Geigen und die ital. Oper führte, leitete T. die zweiten Geigen, die frz. und dt. Oper und die Ballettaufführungen. Daneben komponierte T. für Akademien, Festkonzerte und die höfische Kammermusik und schuf – teilweise in Zusammenarbeit mit Cannabich – zahlreiche Ballettmusiken für den Hof, in dessen Theaterleben das Ballett einen prominenten Platz einnahm. Ferner schrieb T. zwischen 1762 und 1774 mehrere Ballettmusiken für Lgf. Friedrich II. v. Hessen-Kassel auf Choreographien von Étienne Lauchery (1732–1820).

    Zwischen 1760 und 1774 besuchte T. mehrfach Paris, 1762 und 1774 reiste er dabei im Gefolge des Hzg. Christian IV. v. Zweibrücken (1722–75), dem er seine Sinfonien op. 3 (1765) widmete. In den Pariser Concerts spirituels gehörten T.s Sinfonien zwischen 1758 und 1785 zu den am häufigsten gespielten, viele seiner Sinfonien und Kammermusikwerke erschienen in Paris im Druck.

    1773 wurde T. mit 800 fl. Gehalt zum Direktor der Kabinettmusik am kurpfälz. Hof ernannt. Zu seinem Dienst gehörte nun das Musizieren im kleinen Kreis mit dem Kurfürsten, der selbst hervorragend Flöte spielte. Als Karl Theodor 1778 die bayer. Erbfolge antrat und seinen Hof nach München verlegte, schloß sich T. dem Großteil des Mannheimer Orchesters an und übersiedelte mit seiner Familie nach München. In seinen letzten Lebensjahren scheint er nur noch wenige Werke geschrieben zu haben, erhalten sind lediglich eine Ballettmusik und sechs Quartette.

    T. zählt zu den führenden Vertretern der sog. Mannheimer Schule, deren legendäre Orchesterkultur er als Schüler Stamitz’ fortsetzte, und genoß zu Lebzeiten als Geiger und Komponist hohes Ansehen. Johann Adam Hiller lobte T. als geschickten Konzertgeiger und Komponisten, Christian Friedrich Daniel Schubart besonders die anmutigen Ballettkompositionen und Carl Ludwig Junker die „sinnlichen Melodien“ in den Sinfonien und die epochemachende Bedeutung der Flötenquartette. T.s Werke fanden durch Drucke in Paris, Amsterdam, Leipzig und London Verbreitung, Abschriften sind u. a. in Regensburg, Brüssel und Stockholm erhalten. Neben seinem Lehrer Stamitz gehört T. mit über 70 erhaltenen Sinfonien zu den produktivsten Mannheimer Komponisten in dieser Gattung. Seine Sinfonien zeichnen sich durch formale Klarheit und sangliche Melodiebildung aus und stehen nach Robert Münster qualitativ vielfach „über dem Durchschnitt der zeitgenössischen Produktion“ (MGG²).

    Ein wichtiger Werkkomplex T.s innerhalb der Kammermusik sind die Quartette für Flöte und Streicher. Die 1765 bei La Chevardière in Paris als „op. 2“ gedruckten Flötenquartette gehören zu den frühesten Beispielen dieser Besetzung, die sich bald großer Beliebtheit erfreute. Mit den „Sei quartetti … intitolati il Dialogo musicale“ und den „Quatuors dialogués“ entsprach T. einem besonders in Paris in den 1760er und 1770er Jahren herrschenden Geschmack, wobei der Titelzusatz „dialogués“ meist vom Verleger stammte. Musikgeschichtlich bedeutend ist die Übertragung des dialogisierenden Stils und die damit verbundene Aufwertung der Mittel- und Unterstimmen auf die Sinfonien, die T. als einer der ersten Komponisten praktizierte (Würtz).

  • Werke

    W u. a. Symphonien: 36 Symphonien in Serien zu 6 bzw. 3 Werken gedr. 1762 ff., 35 in zeitgenöss. Anthologien, weitere hss. überliefert;
    Konzerte: f. Flöte: 6 im Druck, ca. 1770, 7 hsl., weitere verschollen, 4 f. Violine hsl., weitere verschollen;
    Kammermusik: ca. 30 Quartette f. Flöte, Violine (oder 2 Violinen), Viola, Violoncello bzw. Bass, ferner Flötenquintette, Streichtrios, 5 Trio f. Cembalo, Flöte/Violine, Violoncello, Duos in Drucken u. Hss.;
    Ballettmusik: ca. 30 Ballette, u. a. Mars et Vénus, 1766;
    L’enlèvement de Proserpine, ca. 1767;
    Céphale et Procris, 1768 (Neued. in: Ballet Music from the Mannheim Court, Part 2, ed. N. Baker, 1997, Part 3, ed. P. Cauthen, 1998), weitere verschollen;
    W-Verz. s. MGG²;
    New Grove²;
    Themat. Kataloge: Symphonien: Münster, 1956 (s. L), Denkmäler d. Tonkunst i. Bayern (DTB) III, 1, 1902 (s. L);
    Flötenkonzerte: Gronefeld, 1994 (s. L);
    Kammermusik Lee, 2004 (s. L), DTB XV/XVI, 1914/15 (s. L).

  • Literatur

    L J. A. Hiller, Wöchentl. Nachrr. u. Anmm. d. Musik betr., Bd. 2, 1767;
    C. Burney, The Present State of Music in France and Italy, 1771;
    C. L. Junker, 20 Componisten, 1776, S. 95–100;
    C. D. F. Schubart, Ideen zu e. Ästhetik d. Tonkunst, hg. v. L. Schubart, 1806, Nachdr. 1969;
    H. Riemann, Die Mannheimer Schule, in: DTB III, 1902, S. IX–XXX;
    ders., Der Stil u. d. Manieren d. Mannheimer, in:|DTB VII, 2, 1906, S. XV–XXVI;
    ders., Mannheimer Kammermusik d. 18. Jh., in: DTB XV/XVI, 1914/15 (jeweils mit Themat. Verz.);
    R. Münster, Die Sinfonien T.s, Diss. masch. München 1956;
    W. Lebermann, Zur Geneal. d. T., in: Die Musikforsch. 22, 1969, S. 200–02;
    ders., Giovanni Battista od. Johann Christoph? Ein Nachtr. z. Geneal. d. T., ebd. 27, 1974, S. 464 f.;
    R. Würtz, Mannheim u. Paris in d. Musik d. 18. Jh., in: Aufklärungen, Stud. z. dt.franz. Musikgesch. im 18. Jh., Bd. 2, hg. v. W. Birtel u. C.-H. Mahling, 1986, S. 159–69;
    B. Höft, „Süssigkeit, Holde Anmuth und Lichte Harmonie“, Zum 200. Todestag d. Mannheimer Komp. C. J. T., in: Mannheimer Hh. 2, 1988, S. 96–101;
    G. Krombach, Mannheim, Mozart u. d. Anfänge d. Flötenquartetts, in: Mozart u. Mannheim, Kongreßber. Mannheim 1991, hg. v. L. Finscher u. a., 1994, S. 331–44;
    Die Mannheimer Hofkapelle im Za. Carl Theodors, hg. v. dems., 1992;
    I. Gronefeld, Die Flötenkonzerte bis 1850, Ein themat. Verz., Bd. 3, 1994;
    ders., Flauto traverso u. flauto dolce in d. Triosonaten d. 18. Jh., Bd. 4, 2012;
    B. Pelker, Ein „Paradies d. Tonkünstler“? Die Mannheimer Hofkapelle d. Kf. Carl Theodor, in: Mannheim – Ein Paradies d. Tonkünstler?, Kongressber. Mannheim 1999, hg. v. L. Finscher, B. Pelker u. R. Thomson-Fürst, 2002, S. 9–33;
    dies., The Palatine Court in Mannheim, in: Music at German Courts, 1715–1760, hg. v. S. Owens u. a., 2011, S. 131–62;
    S.-L. Lee, Die Kammermusik v. K. J. T., Ein Btr. z. Musik d. Mannheimer Schule mit e. themat. Verz., 2005;
    R. de Reede, Art. Flötenquartett, in: Lex. d. Flöte, hg. v. A. Adorján u. L. Meierott, 2009, S. 299–302;
    B. Pierrense, ebd., S. 780 f.;
    Lipowsky, Baier. Musiklex., 1811 (teilweise überholt);
    Riemann;
    MGG²;
    New Grove²; Kosch, Theater-Lex. Marion Brück

  • Zitierweise

    Brück, Marion, "Toeschi, Carlo Giuseppe" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 335-337 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103840141.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA