Lebensdaten
1899 – 1947
Geburtsort
Tivoli (Italien)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kunstmalerin ; Bühnenbildnerin ; Bühnenbildnerin ; Malerin ; Illustratorin
Konfession
-
Normdaten
GND: 117393568 | OGND | VIAF: 15545283
Namensvarianten
  • Tokumbetova, Nina Emine
  • Tolumbetova, Nina Amina D.
  • Golowin, Emine D. (geborene)
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Zitierweise

Tokumbet, Nina, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117393568.html [09.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V D. Golovin;
    M N. N.;
    später wohl Osman (Usman Gidiyatullovich) Tokumbet(ov) (1888–1950), Marineoffz., baschkir. Pol., Dipl., zuletzt in Istanbul, Vf. v. „Alman-Türk Sanayi ve Ticaret Kilavuzu“, Berlin (Orienthandelsverl.) 1935;
    S Muhtar (1921–81, Else Gerda Erna Beilfuss);
    E Muhtar Murat (* 1948), Timur (1954–2005), Gülnisa Gökirmak (* 1955), Ayten Bayir.

  • Biographie

    Über T.s Kindheit und Jugend sind keine Quellen erhalten. Nach dem Besuch eines Gymnasiums begann T. eine Ausbildung an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur; während dieser Zeit war sie als Statistin an unterschiedlichen Moskauer Theatern tätig. 1923 wanderte sie zusammen mit ihrem Ehemann nach Berlin aus, wo sie zunächst, angeregt von dem Bühnenbildner Hans Sachs (um 1889–1942), an der Volksbühne am Bülowplatz und im Theater am Schiffbauerdamm arbeitete. Sie stattete zahlreiche Inszenierungen von Karl Heinz Martin (1886–1948), Günther Stark (1889–1970) und Franz Sondinger (1896–1939) aus. Seit 1933 war T. deutschlandweit, aber auch in Frankreich, England, der Türkei, der Schweiz und in Südamerika tätig. Sie war Mitglied der Reichstheaterkammer (Fachschaft Bühne), jedoch nicht der NSDAP. Während des 2. Weltkriegs realisierte sie Inszenierungen an Theatern in Norwegen, Estland, Deutschland sowie verschiedene Arbeiten für Gastspiele der „Gastspieldirektion III“ von Cornelis Bronsgeest (1878–1957). Zu einigen ihrer Bühnenbilder lieferte sie auch die Kostümentwürfe.

    Ihre Bühnenbilder bestanden zum großen Teil aus Projektionen, die von mehreren Projektionsapparaten auf Rund- oder Kuppelleinwände projiziert wurden, sich durch eine hohe Perspektivität und plastische Wirkung auszeichneten und oft nur durch wenige räumliche Dekorationen ergänzt waren. Durch kontrastreiche Licht- und Schattenverteilung konnte in einigen Inszenierungen, u. a. zu Rudolf Wagner-Régénys (1903–69) „Der Günstling“ an der Münchner Staatsoper 1936, sogar gänzlich auf plastische Elemente verzichtet werden. Zum Teil entstanden auch bewegliche Bühnenbilder. So war es durch den Einsatz eines Projektionsapparats auf Schienen möglich, die Illusion zu erzeugen, das Schiff im „Fliegenden Holländer“ würde sich aus dem Bühnenraum heraus auf den Zuschauer zu bewegen. Prominente Inszenierungen Paul Roses (1900–73) am Berliner Rose-Theater, wie etwa „Faust“ und der Hauptmann-Zyklus mit „Der Biberpelz“, „Vor Sonnenaufgang“ und „Vor Sonnenuntergang“ (1937), stattete T. mit einer großen Anzahl von je bis zu 200 Projektionen aus. In jahrelangen Versuchen entwickelte sie ein eigenes Verfahren zur Herstellung von Projektionsplatten, die anders als beispielsweise die Glimmerplatten Hugo Bährs (1841–1929) licht- und hitzebeständig und folglich wesentlich haltbarer waren. Die Einzelheiten des Herstellungsprozesses hielt T. zeitlebens geheim; sie übertrug aber nicht nur ihre eigenen Entwürfe nach dieser Methode auf Platten, sondern auch die anderer Künstler. Vielfach führte T. von Caspar Neher (1897–1962) entworfene Projektionen aus, so z. B. zur Macbeth-Inszenierung 1931 an der Städtischen Oper Charlottenburg. Neben ihrer Tätigkeit an Theaterhäusern schuf T. auch die Illustrationen für die Kinderbücher „Christophs Abenteuer in Australien“ (1937) und „Flegeljahre im Busch – Christophs Abenteuer in Neu-Seeland“ (1938) von Kurt Heyd, und entwarf das Design für die Bildschallplatte der Ernst Josef Aufricht-Produktion von Kurt|Weills Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“.

    Da das Werk von T. nur noch in Teilen erhalten ist, läßt sich ein Gesamturteil über ihre künstlerische Entwicklung nicht fällen. Sie war nicht, wie oftmals behauptet, eine Schülerin Caspar Nehers und arbeitete als Bühnenbildnerin auch nicht in dessen Stil. Vielmehr zeugt die Farbigkeit ihrer Entwürfe z. T. vom Einfluß russ. Bühnenbildner des Ballett russe, v. a. von Léon Bakst, aber auch Natalie Gontscharowa und Michail Larionoff. Manche ihrer Arbeiten, wie etwa die Entwürfe zur „Wilhelm Tell“-Inszenierung 1936 am Estonia-Theater in Tallinn lassen eine deutliche Annäherung an den Naturalismus erkennen. Vor allem aber hob die von T. vorangetriebene Weiterentwicklung im Bereich der Projektionstechnik die Bühnenbildprojektion in Deutschland auf ein hohes Niveau.

  • Werke

    Weitere W u. a. Inszenierungen: Josef, Volksbühne Berlin, 1929;
    Der Schneesturm, Theater am Schiffbauerdamm Berlin, 1929;
    Die Matrosen v. Cattaro, Volksbühne Berlin, 1930 (UA);
    Die letzte Nacht, Theater am Schiffbauerdamm Berlin, 1930;
    Kampf um Kitsch, Volksbühne Berlin, 1931 (UA);
    Die Bürgschaft, Städt. Oper Berlin, 1931;
    Parsifal, Stadttheater Zürich, 1933;
    L’homme qui assassina, Theatre Municipal Lausanne, 1934;
    Coligny, Staatstheater Braunschweig, 1936;
    Der Ks. v. Portugalien, Schillertheater Berlin, 1939;
    Idothea, Tannhäuser u. 100 000 000 Dollars, alle Stadttheater Kiel, 1941;
    Unter der Laterne, Dt. Theater, Oslo, 1941;
    Die Fürstin Tarakanowa, Wuppertaler Bühnen, 1941 (UA);
    Filmausstattung: Es wird schon wieder besser, v. K. Gerron, 1932 (Entwurf, Theaterwiss. Slg. Schloß Wahn);
    Schrr.: Über d. Bühnenbild-Projektion, in: Bäder- u. Kurverw. Baden-Baden, Schauspiele 1937–1938 [Spielplan], 1937, S. 21–24;
    Teilnachlaß: Theaterwiss. Slg. Schloß Wahn, Köln (Entwürfe, Landschafts- u. Porträtzeichnungen).

  • Literatur

    L K. Hemmerling, Bühnenbildprojektion, in: Bühnentechn. Rdsch. Nr. 1, 1933, S. 5 f.;
    W. Klau, Welten aus Farbe u. Licht, in: H. Munske, Mädel – eure Welt!, 1942, S. 432–35;
    M. Viefhaus-Mildenberger, Film u. Projektion auf d. Bühne, 1961, S. 295–300;
    H.-D. Heinrichs, Das Rose Theater, 1965, S. 80;
    M. Baumgarten u. R. Freydank, Das Rose Theater, 1991, S. 178–82;
    B. Gerum, Herstellung v. Projektionsvorlagen, Dipl.arb. Techn. FH Berlin 1998;
    Ch. Bührle, Die Zürcher Richard-Wagner-Bühne, Zur szen. Wiedergabe v. Wagners Bühnenwerken in Zürich zw. 1852 u. 1991, 2008, S. 75–79;
    P. S. Ullrich, Biogr. Verz. f. Theater, Tanz u. Musik, 1997;
    Kosch, Theaterlex.;
    Eigene Archivstudien: BA; Landesarchiv Berlin.

  • Porträts

    P Photogrr. (Fam.bes.)

  • Autor/in

    Veronika Wagner
  • Zitierweise

    Wagner, Veronika, "Tokumbet, Nina" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 337-338 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117393568.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA