Lebensdaten
1717 – 1757
Geburtsort
Deutsch-Brod
Sterbeort
Mannheim
Beruf/Funktion
Violinist ; Komponist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118752618 | OGND | VIAF: 71579385
Namensvarianten
  • Stamitz, Johann Wenzel Anton
  • Stamic, Jan
  • Stamic, Jan Václav Antonín
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Zitierweise

Stamitz, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752618.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Antonín Ignaz (1686–1765, aus Pardubitz (Pardubice, Böhmen), Kaufm., Stadtrat in D., Organist, Kantor, S d. Martin (um 1634–1707), Weißgerber aus Pardubitz, u. d. Elisabeth Kuhy (* 1647);
    M Clara Rosina (1693–1735), T d. Ferdinand Böhm v. Loisbach ( 1708, Adel 1694?), 1698 Ratsherr in D., Landesprokurator in Prag, ebfl. RA, u. d. Catharina Neuwirth († 1730);
    B u. a. (Anton) Thaddäus (1721–68), Violoncellist, Violinist, Theol., ebfl. Vikar u. Kanoniker d. Stifts in Altbunzlau (Böhmen) (s. ADB 35; MGG), Václav Jan (1724–n. 1769), Violinist;
    1744 Maria Antonia († n. 1759), T d. Johann Lüne(n)born, aus Neuburg/Donau (?);
    5 K (2 früh †), 2 S Carl (s. 2), Anton (1750–zw. 1796 u. 1809), Komp., Violinist in M., Wien, zuletzt in Paris oder Versailles (s. ADB 35), 1 T Francisca (1746–99/1800, Franz Joseph Lang, 1751–n. 1813, Hofhornist in München, M. u. Straßburg, s. NDB II*; BMLO, 2] Elisabeth [Elise] Berner, 1766–1824, pfalzbayer. Hofsängerin, s. Kutsch-Riemens, T d. Felix Berner, 1738–78, Leiter e. Schauspieltruppe, s. NDB II), Schausp. (s. Eisenberg; Kutsch-Riemens; BMLO).

  • Biographie

    Nach erstem Musikunterricht wohl vom Vater besuchte S. 1728–34 das Jesuitengymnasium in Iglau (Jihlava); danach ist er für ein Jahr an der Univ. Prag nachweisbar. Über die nächsten Jahre liegen keine Nachrichten vor; möglicherweise versuchte er sich als reisender Geigenvirtuose, als welcher er 1742 in Frankfurt/M. anläßlich der Kaiserkrönung Karls VII. auftrat. Wohl 1741 war S. in die Dienste des Mannheimer Hofes von Kf. Carl Philipp (1661–1742) getreten; mit hoher Wahrscheinlichkeit spielte er hier im Jan. 1742 bei der Hochzeit des zukünftigen Kf. Carl Theodor. 1743 in Mannheim erstmals archivalisch nachgewiesen, wurde S. in diesem Jahr auch zum Konzertmeister der Mannheimer Hofkapelle berufen – und mit 900 fl. Jahresgehalt der bestbezahlte Instrumentalist des Hofes. 1750 stieg er zum Instrumentaldirektor auf und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod (1751–53 außerdem als 2. Hofkapellmeister). S. festigte seinen Ruhm v. a. durch Reisen in die Musikmetropole Paris, erstmals 1751 durch Aufführung einer seiner Symphonien; 1754 folgte ein einjähriger Paris-Aufenthalt. Ein ihm 1755 verliehenes franz. Druckprivileg ermöglichte S. die Publikation seiner Werke in Paris. Die 6 Sonates op. 1 (seit H. Riemann als Orchestertrios bezeichnet), noch im selben Jahr erschienen, blieben das einzige zu S.s Lebzeiten gedruckte Werk. Im Sept. 1755 kehrte er nach Mannheim zurück, wo er im Alter von 39 Jahren starb.

    S.s Aufgabenbereich am Mannheimer Hof umfaßte den Aufbau der Hofkapelle, die er zum führenden Orchester seiner Zeit entwickelte. Ihre etwas später von Schubart und Burney beschriebene Virtuosität, ihr einzigartiges Zusammenspiel, die dynamische Differenziertheit und die das Publikum mitreißenden Orchestereffekte basierten auf dieser Aufbauarbeit. Als Lehrer bildete S. neben seinen Söhnen u. a. Christian Cannabich, Carlo Giuseppe und Johann Baptist Toeschi, Ignaz Fränzl und Wilhelm Cramer aus. Zudem war er für die Komposition von Orchester- und Kammermusik verantwortlich, die v. a. in den wöchentlichen Akademien im Rittersaal des Mannheimer Schlosses erklang. Gelegentlich trug S. wohl auch geistliche Werke zum liturgischen Repertoire der Hofkapelle bei.

    S. war die prägende Gestalt der ersten Generation von Musikern am Hof von Kf. Carl Theodor (1724–99). Seine musikhistorische Bedeutung als Vater der seit Hugo Riemann sog. „Mannheimer Schule“ konzentriert sich auf seine Rolle als Wegbereiter der Symphonie als eigenständiger Konzertgattung. Zwar wird von der heutigen Musikwissenschaft der Einfluß der ital. Ouverture bzw. Opernsinfonia höher bewertet als noch von Riemann, doch geht die Ausbildung eines normbildenden, durch die Einfügung eines Menuetts an dritter Stelle der Satzfolge zur Viersätzigkeit erweiterten Symphonie-Typus primär auf S. zurück. Dabei sollte dieser Typus trotz des unbestreitbaren Einflusses auf die Wiener Klassik nicht auf eine Vorgängerrolle reduziert werden, da andere Formmerkmale|im Vordergrund standen. Gleichwohl sind einige der Charakteristika der klassischen Symphonie schon bei S. erkennbar: Im Kopfsatz lassen sich, v. a. in den späteren Werken, Ansätze thematischer Arbeit nachweisen, das Finale – überwiegend im Kehraus-Charakter – erhält eine vollständige Reprise. Zunehmend wird Periodik im Themenaufbau deutlich. S. arbeitete mit einem ganzen Arsenal von musikalischen Figuren, den von Riemann so bezeichneten „Manieren“ (so etwa die berühmte „Crescendo-Walze“ oder die „Mannheimer Rakete“), die jedoch nicht nur orchestral-klangliche Äußerlichkeiten blieben, sondern strukturelle und formbildende Bedeutung gewannen. Der in der ital. Sinfonia streicherbetonte Orchestersatz wurde durch Bläsersoli bereichert und aufgelockert; die Besetzung mit jeweils zwei Hörnern und Oboen wurde zur Norm.

    Trotz seines kurzen Lebens hinterließ S. ein überaus reiches Œuvre. Das zahlenmäßig größte Corpus bilden die Symphonien, von denen sich 58 erhalten haben – außer in Einzeldrucken auch in Sammeldrucken sowie handschriftlich –, ferner die Orchestertrios. Darüberhinaus schuf S. eine große Zahl von Solokonzerten und kammermusikalischen Werken.

  • Auszeichnungen

    A Johann-Wenzel-Stamitz-Preis d. Künstlergilde Esslingen (seit 1960).

  • Werke

    die meisten der vor d. Mannheimer Zeit entstandenen Werke müssen als verschollen gelten;
    Solokonzerte: neben d. Violinkonzerten (davon mehrere verschollen) auch 12 Werke f. Flöte, daneben einige f. Cembalo, Oboe u. Klarinette;
    Kammermusik: v. a. Sonaten f. versch. Besetzungen, von denen d. Violinsonaten op. 6 größere Popularität erlangten;
    Kirchenmusik: v. a. die in modernem konzertanten Stil komp. Messe in D-Dur;
    gedr. Werke
    ,u. a. 6 Sonates a trois parties concertantes, op. 1, 1755;
    6 Sinf. op. 2 bzw. wiederaufgelegt als op. 3, 1757;
    6 Sinf., op. 4, 1758;
    6 Sinf. op. 7, 1763;
    6 Sonate da camera op. 6, um 1759;
    6 Sinf. op. 8, 1763;
    2 Violinkonzerte op. 9, 10, 1765, alle Paris, gedr. v. La Chevardière u. Huberty.

  • Literatur

    ADB 35;
    H. Riemann, Einll. zu DDT, Alte F., Bd. 4, Jg. III /1, 1902/03, Bd. 13, Jg. VII/2, 1906, Bd. 28, Jg. XVI, 1915;
    P. Gradenwitz, J. S., Leben, Umwelt, Werke, 1936, Nachdr. 2 Bde., 1985, 1. Bd., ²2004;
    R. Schaal, J. S.'Mannheimer Bestallung v. 1750, in: Musikforsch. VI, 1953, S. 158 f.;
    Eduard Schmitt, Die kurpfälz. Kirchenmusik im 18. Jh., Diss. Heidelberg 1958;
    P. Mechlenburg, Die Sinf. d. Mannheimer Schule, Diss. München 1963;
    H.-R. Dürrenmatt, Die Durchführung b. J. S., 1969;
    E. K. Wolf, The Symphonies of J. S., A Study in the Formation of the Classic Style, 1981;
    ders. u. J. K. Wolf, Einl. zu: The Symphony at Mannheim, J. S., Christian Cannabich, The Symphony 1720–1840, C/III, 1984;
    E. K. Wolf, The Orchestral Trios, Op. 1, of J. S., in: Music in the Classic Period, Essays in Honor of Barry S. Brook, hg. v. A. W. Atlas, 1985, S. 297–322;
    L. Finscher (Hg.), Die Mannheimer Hofkapelle im Za. Carl Theodors, 1992;
    C. HeyterRauland u. C.-H. Mahling (Hg.), Unterss. z. Musikbeziehungen zw. Mannheim, Böhmen u. Mähren im späten 18. u. frühen 19. Jh., Symphonie, Kirchenmusik, Melodrama, 1993;
    B. Pelker, Ernennungsurk. f. J. S., in: Mannheimer Archiv, Lfg. 11/ 99;
    Th. Gorischek, Tschech. Nat.-Komponisten, Die böhm.-mähr. Musiktradition, 2009, S. 231–45;
    Riemann;
    MGG (P);
    MGG²;
    New Grove;
    New Grove² (P);
    zur Fam.:
    W. Huschke, J. S. (1717–1757), Die Ahnenschaft d. Komp. u. ihre Beziehungen z. Regensburger Raum, in: Geneal. XII, 1976/77, S. 193–202.

  • Porträts

    Kupf. auf d. Titelseite v. J. B. Cartier, L`Art du violon, 1798, Abb. in: MGG u. New Grove² .

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Stamitz, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 44-45 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752618.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA