Lebensdaten
1888 – 1977
Geburtsort
Würzburg
Sterbeort
Buenos Aires (Argentinien)
Beruf/Funktion
Regisseur
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118946560 | OGND | VIAF: 162922788
Namensvarianten
  • Benditte, Karl
  • Ritter, Karl Hermann Josef
  • Ritter, Karl
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Zitierweise

Ritter, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118946560.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1849–1926), aus Wismar, Violinist an d. Hofkapelle Schwerin, städt. Musikdir. in Heidelberg, Prof. am Konservatorium in W., Instrumentenbauer (s. Wi. 1912; Riemann), S d. Carl, Beamter, u. d. Karoline Benditte;
    M Justine, aus Escherndorf (Franken), Opernsängerin, T d. Polizeitierarztes Karl Haecker;
    B Rudolf (Rudo), Drehbuchautor;
    Würzburg 1911 Erika (1887–1963), T d. Carl Gottfried Ritter (1830–91), Musiker, Dramatiker (s. M. Redlich, Lex. dt.balt. Lit., [1989];
    4 K;
    Gvv oder Ov d. Ehefrau Alexander Ritter (1833–96), Komp. (s. NDB 21).

  • Biographie

    Nach dem Abitur verpflichtete sich R. in der bayer. Armee und nahm als Major der Luftwaffe am 1. Weltkrieg teil. 1919 begann er ein Architekturstudium an der TH München, widmete sich seit 1920 einer malerischen und graphischen Ausbildung und war zeitweilig Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften; 1925 wurde er Werbegrafiker bei der Münchner „Südfilm AG“. Für die Berliner|„Olympia Film GmbH“ schrieb er seit 1928 Lustspiel-Drehbücher, bei der „Reichsliga Film GmbH“ in München übernahm er 1932 die Produktionsleitung von Filmen, u. a. von „Die verkaufte Braut“ (1932, Regie: M. Ophüls). Regie führte er erstmals 1931 in der Kurzfilmdokumentation über die Weimarer Verfassung „Mündiges Volk“. 1932 gab er sein Debüt als Spielfilmregisseur mit dem Kurzfilm „Im Photoatelier“ mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt in den Hauptrollen.

    1925 trat R. zusammen mit seiner Frau in die NSDAP ein; dem Austritt im April 1928 folgte der Wiedereintritt im März 1932. Als bekennender Nationalsozialist wurde er 1933 Produktionsleiter, 1937 Mitglied des Aufsichtsrats bei der Ufa. Mit Hans Steinhoff als Regisseur produzierte er den Film „Hitlerjunge Quex“, ein propagandistisches Bekenntnis zur NS-Ideologie. In den folgenden Jahren realisierte R. eine Reihe von Unterhaltungsfilmen, u. a. als Produzent das phantastische Filmmärchen „Liebe, Tod und Teufel“ (1934, Regie: H. Hilpert u. R. Steinbicker), als Regisseur den Schwank „Weiberregiment“ (1936; Buch Rudolf R. u. H. Fitz) und in beiden Funktionen „Capriccio“ mit Lilian Harvey (1938). R.s Filme, die meist auf Drehbüchern Felix Lützkendorfs beruhten, spielten in der Folgezeit häufig im Fliegermilieu des 1. (Patrioten, 1936; Pour le Mérite, 1938) und 2. Weltkriegs (Stukas, 1941; Besatzung Dora, 1942/43). Mit einer Mischung aus Action, Melodram und militaristischem Pathos waren sie Teil der NS-Propaganda, redeten der dt. Wiederaufrüstung das Wort, verteidigten den Angriffskrieg und warben für den Kriegseinsatz. Auch in Propagandafilmen wie „Verräter“ (1936), „Urlaub auf Ehrenwort“ (1937), „Kadetten“ (1939/41) und „GPU“ (1941/42) verfolgte R. eine erzählerische Strategie der politischen Hetze, in deren Zentrum Rassismus, Antisemitismus und Kriegsverherrlichung standen. Bis R. kurz vor Kriegsende zur Luftwaffe eingezogen wurde, war er an der Produktion von Wolfgang Liebeneiners unvollendetem Film „Das Leben geht weiter“ beteiligt, der den Durchhaltewillen der dt. Bevölkerung stärken sollte.

    Nach der Flucht aus Sowjet. Gefangenschaft wurde R. vom amerik. CIC verhaftet und bis 1946 in Rosenheim und Garmisch interniert. Obgleich 1948 als „Mitläufer“ eingestuft, blieb sein Versuch, in den Westzonen Drehlizenzen zu erhalten, erfolglos. Stattdessen schrieb R. bis zur Aufdeckung seiner Identität unter Pseudonym Kurzgeschichten für das Magazin „Quick“. 1949 übersiedelte er über die Schweiz und Italien nach Argentinien. Dort kam er durch Vermittlung Winifred Wagners, mit der er weitläufig verwandt war, und ehemaliger Angehöriger der Luftwaffe in Kontakt mit Filmindustriellen. Unter seiner Leitung als Direktor der Eos-Film in Mendoza entstand nur ein einziger Film (El Paraiso, 1950). 1953 kehrte R. nach Deutschland zurück, drehte zwei Filme und hoffte vergeblich, sich mit der 1955 gegründeten „Karl Ritter Filmproduktion GmbH“ erneut etablieren zu können. 1956 ließ er sich endgültig in Argentinien nieder, besuchte aber bis 1974 die Bundesrepublik, sich beständig um Rehabilitierung bemühend. Obwohl R. wegen seiner unbeholfenen Schauspielerführung und seiner phantasiearmen Bildauflösung als schlechter Regisseur gilt, zählt er heute mit Veit Harlan, Leni Riefenstahl und Hans Steinhoff zu den wichtigsten Exponenten des NS-Films.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Reichs-Kultur-Senats u. d. Präsidialrats d. Reichsfilmkammer (1938);
    Prof.titel (1939).

  • Werke

    Vom Wesen echter Filmkunst, in: O. Lehnich (Hg.), Jb. d. Reichsfilmkammer 1938, 1938, S. 49-62;
    Reportage- u. Spielfilm, in: Der dt. Film, Sonderausg. 1940/41, S. 19;
    Produktionen:
    Der Zinker, 1931 (Regie C. Lamac, M. Fric);
    Rivalen d. Luft, 1933 (Regie F. Wysbar);
    Die Insel, 1934 (Regie H. Steinhoff);
    Lockvogel, 1934 (Regie ders.);
    Königswalzer, 1935 (Regie H. Maisch);
    Legion Condor, 1939 (auch Regie, aus pol. Gründen nicht vollendet);
    Über alles in d. Welt, 1940/41 (auch Regie u. Buch, mit F. Lützkendorf);
    Kamerad Hedwig, 1944/45 (Regie G. Lamprecht);
    Regie:
    Unternehmen Michael, 1937 (auch Buch, mit M. Wieman, F. Hildenbrandt);
    Im Kampf gegen d. Weltfeind, Dt. Freiwillige in Spanien, 1939 (Dok.film);
    Bal paré, 1940 (auch Buch, mit F. Lützkendorf);
    Sommernächte, 1943;
    Staatsanwältin Corda, 1953/54 (auch Buch, mit C. Berthier);
    Ball d. Nationen, 1954 (auch Buch, mit F. Lützkendorf).

  • Literatur

    G. H., in: Filmwelt, Nr. 18 v. 30.4.1938, S. 6-8, Nr. 19 v. 6.5.1938, S. 6-8, Nr. 20 v. 13.5.1938, S. 15-17;
    K. Höllger, Im Gespräch mit K. R., in: Dt. Arbeits-Korr., Kulturdienst d. dt. Arbeitsfront, Folge 63, 1939, S. 1 f.;
    ders., K.R., Versuch e. Darst. e. Lebens u. e. künstler. Schaffens für d. dt. Film, 1940;
    J. Altmann, The Technique and Content of Hitler's War Propaganda Films, in: Hollywood Quarterly, Summer 1950, S. 385-91, Fall 1950, S. 61-72;
    P. Hagemann, K. R., Eine biogr. Unters. z. Gesch. d. dt. Films im Faschismus, ungedr. Magisterarbeit, Inst. f. Publizistik, FU Berlin;
    R. Rother, Urlaub auf Ehrenwort, in: Ufa-Magazin, Nr. 15, 1992 (P);
    ders., Hier erhielt d. Gedanke e. feste Form, K. R.s Regie-Karriere, in: Das Ufa-Buch, hg. v. H.-M. Bock u. M. Töteberg, 1992, S. 422-27;
    ders., Grauen Panik Untergang, K. R.s „GPU“, ebd., S. 430-32 (P);
    K. Kreimeier, Die Ufa-Story, 1992;
    Felix Moeller, Der Filmmin., 1998;
    D. Gethmann, Das Narvik-Projekt, Film u. Krieg, 1998 (Bio-, Filmo-, Bibliogr.);
    R. Wistrich, Wer war wer im Dritten Reich, 1983 (P);
    Zentner/Bedürftig, Das gr. Lex. d.|Dritten Reiches, 1985 (P);
    H. Weiß (Hg.), Biogr. Lex. z. Dritten Reich, ²1998;
    CineGraph (Filmogr., P);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Ritter, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 666-668 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118946560.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA