Lebensdaten
1901 – 1988
Geburtsort
Lundenburg (Břeclav, Südmähren)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Musikwissenschaftler ; Komponist
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Werner, Erich (bis 1939)
  • Werner, Eric
  • Werner, Erich (bis 1939)
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Zitierweise

Werner, Eric, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140641.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1869–1942 Galizien), aus Wien, Dr. phil., klass. Philol., Gymn.prof.;
    M Lea (Helen[e]) Donath (1873–1919), aus Wien, Dr.;
    Ov Si(e)gmund Werner (1867–1928), Dr. med., Arzt, 1897–99 u. 1903–05 Chefredakteur d. zionist. Zs. „Die Welt“, Sekr. v. Th. Herzl (s. Enc. Jud. 1971; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft), Ludwig, Dr., HR, Gründer u. Ehrenobmann d. Jüd. Turnver. in Wien;
    Schw (1 im Holocaust), Rose ( 1975, 1] Arthur Schwarz, 2] N. N. v. Meissner), emigrierte 1939 n. England;
    1932 Elisabeth (Elizabeth) (1901–90), aus Saarbrücken, studierte in Bonn, Jena, Berlin u. München, emigrierte 1939 in d. USA, T d. Martin Mendelssohn, aus St. Johann b. Saarbrücken, Ing., Landvermesser;
    kinderlos.

  • Biographie

    W. wuchs in einem von zionistischen Idealen bestimmten Elternhaus auf, lernte als Kind Klarinette und Klavier und besuchte das Staatsgymnasium in Bielitz (Bielsko-Biała, Schlesien). Nach dem Abitur 1919 studierte er an den Universitäten in Graz, Wien (u. a. bei Guido Adler, 1855–1941), Prag, Göttingen (bei Friedrich Ludwig, 1872–1930) und Berlin Musikwissenschaft sowie jüd. und vergleichende Religionswissenschaft. Parallel dazu absolvierte er ein Kompositionsstudium zunächst an der Wiener Akademie bei Egon Kornauth (1891–1959); 1922–24 war er an der Berliner Hochschule für Musik und der|Akademie der Künste bei Franz Schreker (1878–1934) und Ferruccio Busoni mit den Nebenfächern Klavier, Musikgeschichte und Instrumentenkunde, v. a. bei Curt Sachs (1881–1959) und Georg Schünemann (1884–1945). 1924 legte er das Staatsexamen als Musiklehrer ab, 1928 wurde er in Straßburg bei Thédore Gérold mit einer vergleichenden Studie zu frühchristl. und jüd. Musik zum Dr. phil. promoviert.

    1926–33 lehrte W. am Konservatorium in Saarbrücken Harmonielehre, Kontrapunkt, Komposition, Musikerziehung und Musikgeschichte; daneben leitete er den „Saar Sänger Bund“ und war seit 1931 Mitglied des staatlichen Prüfungskollegiums für das Fach Musiktheorie. Aufgrund der NS-Rassegesetze entlassen, fand er 1935 eine Anstellung als akademischer Musiklehrer am Jüd. Reform-Real-Gymnasium in Breslau und hielt Vorlesungen zur allgemeinen und jüd. Musikwissenschaft am dortigen Jüd.-Theol. Seminar.

    Seit 1923 publizierte er Beiträge zur jüd. Musik in diversen Zeitschriften und Periodika und war bis 1933 auch als Komponist erfolgreich. Seine Werke wurden u. a. durch das Amar-Quartett in Frankfurt/M. und durch den Jüd. Kulturbund in Breslau und Berlin aufgeführt.

    1938 konnte W. in die USA emigrieren (seiner Frau gelang die Ausreise im folgenden Jahr), wo er 1939 als Nachfolger von Abraham Zvi Idelsohn (1882–1938) Professor für Jüdische Musik am Hebrew Union College in Cincinnati wurde und als Organist und Leiter des dortigen Chors auch für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes zuständig war.

    Seit 1950 lehrte er auch an der Hebrew Union College School of Sacred Music in New York, die er zusammen mit dem Jewish Institute of Religion New York konzipiert und 1948 gegründet hatte. 1967 emeritiert, unterrichtete er periodisch noch bis 1984 und war zudem 1967–72 Präsident des neugegründeten Musikinstituts an der Univ. Tel Aviv.

    Den Schwerpunkt von W.s vielseitigem Wirken seit 1938 bilden seine grundlegenden Forschungen zur jüd. Musik und zur vergleichenden jüd. Musikwissenschaft. 1959 erschien, gefördert durch ein Stipendium der Guggenheim-Stiftung, der erste Band von „The Sacred Bridge. The Interdependence of Liturgy and Music in Synagogue and Church During the First Millennium“, der zweite Band folgte 1984.

    Einen Meilenstein (Katz) in der Forschung zur Musik des Judentums bildet auch die 1976 veröffentlichte Studie „A voice still heard“, die sich der Musik und Dichtung der liturgischen und para-liturgischen Tradition der Ashkenazy widmet.

    1950 referierte W. als erster jüd. Gelehrter auf dem Internationalen Kongreß für Kirchenmusik im Vatikan, 1957 leitete er den ersten Welt-Kongreß für jüd. Musik in Paris, an dessen Organisation er auch maßgeblich beteiligt war. Gastprofessuren führten ihn nach Köln, Heidelberg, Rochester und Jerusalem.

    W. edierte Kompositionen von Salomone Rossi (1956) und Salomon Sulzer (DTÖ, Bd. 134, 1983), gab ein Handbuch für Organisten und Chorleiter in amerik. Synagogen heraus (In the Choir Loft, 1957) und publizierte Schriften zur Musikästhetik, zur frühchristl., arab. und nahöstl. Musik, zu Mozart, Mendelssohn und Wagner. Seine vielbeachtete, wenn auch nicht unumstrittene Monographie zu Felix Mendelssohn Bartholdy zog erstmals zuvor nicht zugängliche Quellen aus Familien-Archiven heran. W. führte einen umfangreichen Briefwechsel mit namhaften Vertretern des Judentums in den USA, so z. B. mit Hannah Arendt (1906–75), Rabbi Michael Aaronsohn, Rabbi Dr. Bernhard J. Bamberger, Hugo Chaim Adler (1896–1955) und Leo Baeck (1873–1956). W. erlag einem Herzinfarkt.

  • Auszeichnungen

    |Guggenheim-Stipendium (1957);
    Dr. h. c. (Hebrew Union College New York, 1967);
    Dr. h. c. (Tel Aviv, 1971);
    Mitgl. d. American Ac. for Jewish Research;
    Ehrenmitgl. d. Österr. Ges. f. Musikwiss. u. d. American Cantors Confederation (1981).

  • Werke

    Weitere W u. a. Streichtrio e-Moll, 1923;
    Kl. Musik f. Streichquartett F-Dur (Fantasia), 1924, aufgef. v. Amar Quartett;
    Sonate f. Violine u. Klavier d-Moll, 1930;
    Introduktion, Variation u. Fuge über e. hebr. Lied f. kl. Orch., 1937;
    Elegy f. Solovioline u. Orch., 1940;
    Symphony Requiem, UA 1944, Cincinnati Orchestra, Ltg. E. Goossens;
    Der 42. Psalm, f. Chor, Solo u. Orgel, UA 1965 Washington;
    liturg. Musik;
    Editionen: W. A. Mozart, Fantasy for a Musical Clock KV 608, bearb. f. Orch., 1941;
    Hebr. Musik, 1961 (Das Musikwerk, hg. v. K. G. Fellerer, H. 20);
    Schrr.: De quibusdam relationibus inter accentus Masoretarum et neumas liquescentes, Diss. masch. Straßburg 1928;
    Gesch. d. jüd. Volksmusik, Breslau 1938 (lt. MGG Druckbogen u. Aufl. verbrannt);
    The Eduard Birnbaum Coll. of Jewish Music, in: Hebrew Union College Annual 18, 1944, S. 397–428;
    The Conflict between Hellenism and Judaism in the Music of the Early Christian Church, ebd. 20, 1947, S. 407–70;
    Mendelssohn, a New Image of the Composer and his Age (1963, repr. 1978;
    erw. u. rev. Neuaufl. u. d. T. Mendelssohn, Leben u. Werk in neuer Sicht, 1980);
    Contributions to a historical study of Jewish music, 1976 (Aufsatzslg.);
    Three ages of musical thought, Essays on ethics and aesthetics, 1941, repr. 1981 (Aufsatzslg.);
    Die Musik im alten Israel, in: Die Musik d. Altertums, Bd. 1, hg.v. A. Riethmüller u. F. Zaminer, 1988, S. 76–112;
    zahlr. Btrr. z. Grove Dict. 5. Aufl., MGG, New Oxford Hist. of Music, Enc. Britannica u. a.;
    Bibliogr.: J. Cohen, Bibliogr. of the Publications of E. W., 1968;
    I. J. Katz, E. W. (1901–1988), A Bibliogr. of His Collected Writings, in: Musica Judaica, Journ. of the American Soc. for Jewish Music 10,1, 1987 / 88, S. 1–36 (Auswahl);
    Nachlaß (u. a. Korr.): Leo Baeck Inst., New York, E. W. Collection.

  • Literatur

    | W. A. Davidson (Hg.), From Generation to Generation, Studies on Jewish Musical Tradition, 1968 (mit Reprints v. 10 Art. v. E. W.);
    Nachrufe: J. K. Eisenstein, in: Musica Judaica, Journ. of the American Soc. for Jewish Music 10,1, 1987 / 88, S. 37–39 (P);
    I. J. Katz, in: Ethnomusicology, Journ. of the Soc. for Ethnomusicology 33, 1, 1989, S. 113–19 (Auswahlbibliogr.);
    P. M. Steinberg, in: Proceedings of the American Ac. for Jewish Research 56, 1990, S. 7–9;
    W. Pass, G. Scheit u. W. Svoboda, Orpheus im Exil, Die Vertreibung d. österr. Musik v. 1938 bis 1945, 1995, S. 385;
    Quellen z. Gesch. emigrierter Musiker/ Sources Relating to the Hist. of Emigré Musicians 1933–1950, Bd. 2, hg. v. H. Weber u. St. Drees, 2005, bes. S. 72–83;
    D. Schenk, in: Franz Schrekers Schüler in Berlin, Biogr. Btrr. u. Dok., hg. v. D. Schenk, M. Böggemann u. R. Cadenbach, 2005, S. 128–31 (P);
    Riemann mit Erg.bd.;
    MGG¹⁺²;
    New Grove²;
    BHdE II;
    ÖML;
    Baker’s Biogr. Dict. of Musicians, hg. v. N. Slonimsky, VI, ⁸2001;
    Enc. Jud.²;
    LexM.

  • Porträts

    |Photogr., Abb. u. a. in: Musica Judaica 10,1, 1987 / 88 (s. L), Vorsatzbl.

  • Autor/in

    Marion Brück
  • Zitierweise

    Brück, Marion, "Werner, Eric" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 821-823 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140641.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA