Lebensdaten
1903 – 1968
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12784208X | OGND | VIAF: 51816025
Namensvarianten
  • Lhotsky, Alphons
  • Lhotsky, A.
  • Lhotsky, Alfons

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Zitierweise

Lhotsky, Alphons, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12784208X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton (1870–1924), Offz. d. k. k. Landwehr, S d. Josef, Lehrer a. d. Lehrerbildungsanstalt in Olmütz, dann in Brünn, u. d. Theresia Köpfle;
    M Helene (1878–1965), T d. Postbeamten Philipp Lippert aus Gratzen (Böhmen) u. d. Julie Randa;
    Ov Alfons Josef (1867–1913), Dr. theol. et phil., Chorherr d. Stifts Klosterneuburg, Prof. a. d. Theol. Stiftslehranstalt;
    - Wien 1954 Wanda (* 1917), Dr. phil., T d. Artur Malojer, k. u. k. Gen.stabsoffz., später Steuerberater, u. d. Wanda Jacobi; kinderlos.

  • Biographie

    Als nach dem 2. Weltkrieg die Wiener Historische Schule aufblühte, wurde sie nicht zuletzt von L. geformt. Er hatte, von seinem Onkel, einem kultivierten Augustiner-Chorherrn aus Klosterneuburg, frühzeitig zur Geschichte geführt, in Wien studiert, 1923-25 das Institut für österr. Geschichtsforschung absolviert und sich zu Oswald Redlich hingezogen gefühlt. Doch die von diesem entwickelten Forschungsprogramme, bei denen auch L. eingesetzt worden war, blieben stecken, und so wurde auch dessen erstes größeres Werk, eine mittlerweile verlorene Kanzleigeschichte Kaiser Karls IV., nie veröffentlicht. Verbittert suchte der strebsame junge Gelehrte andere Gebiete, erarbeitete eine Habsburger-Ikonographie und eine Geschichte der ital. Historiographie, fand aber für diese Bücher keine Verleger. Zu diesen Enttäuschungen kamen materielle Sorgen. Einige Jahre war L. arbeitslos, dann nur schlecht besoldeter Volontär und erst seit 1930 Vertragsangestellter im Bundesministerium für Unterricht, wo er keineswegs seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt war. – Erst das Jahr 1938 brachte die Wende, als er dem Kunsthistorischen Museum in Wien zugewiesen wurde, dessen Geschichte er zu schreiben hatte. Wenig später kam der zweite entscheidende Auftrag: L. sollte die Österr. Chronik des Thomas Ebendorfer für die Monumenta Germaniae Historica edieren. Beide Aufgaben wurden in erstaunlich kurzer Zeit bewältigt. Als der 2. Weltkrieg zu Ende ging, war die Geschichte der Sammlungen fertig, die Vorarbeiten zu Ebendorfers Chronik waren abgeschlossen, und der Ruf ihres Bearbeiters als Gelehrter war endgültig gefestigt. Noch 1945 habilitierte sich L. an der Univ. Wien für Österr. Geschichte und Geschichte des Mittelalters; er wurde 1946 auf den Lehrstuhl für Österr. Geschichte in Wien berufen und 1950 w. Mitglied der Österr. Akademie der Wissenschaften.

    Die Verpflichtung, unter schwersten Verhältnissen der Nachkriegszeit den Erfordernissen der Lehre zu entsprechen, ließ L., der als umgänglicher und freundlicher Mensch sich gerne mitteilte und der deshalb auch zum akademischen Lehrer berufen war, über sich hinauswachsen. Mit immenser Arbeitskraft schuf er, oft nach völlig neuen Gesichtspunkten, seine Vorlesungen, die auch die Grundlage für viele seiner späteren Werke wurden.

    Das Arbeitsgebiet seiner Jugend, die Urkundenlehre, gab er zwar auf, dafür pflegte er mit größter Hingabe die Geschichte der Historiographie und schuf aus diesen Forschungen sein bedeutendstes Werk, die „Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs“ (1963). Hier vermittelte er auch Ausblicke auf eine Disziplin, die wir derzeit als Realienkunde bezeichnen; gleichzeitig bekannte er seine Geschichtsauffassung: Ungeachtet kunsthistorisefaen und philosophischen Interesses war L. dem materiellen Bereich des historischen Geschehens verpflichtet.

    L. verstand sich zwar als Vertreter der Geistesgeschichte, als Kulturhistoriker, doch blieb immer der einzelne Mensch, die Persönlichkeit Gegenstand seiner Forschung. Zwar hat er nur Thomas Ebendorfer eine umfangreiche Monographie gewidmet (1957), aber er hat für viele Größen deutscher und österr. Vergangenheit kurze, inhaltsreiche Biographien verfaßt: für Otto von Freising, für Hzg. Rudolf IV. von Österreich und nicht zuletzt für Kaiser Friedrich III. L. stellte alle Persönlichkeiten behutsam und vorsichtig vor, bemühte sich mit größtem Einfühlungsvermögen, dem Zeitalter und seinen Menschen gerecht zu werden, und trug auf diese Weise dazu bei, daß mancher Fürst und Gelehrter neuerdings objektiver gesehen wird.

  • Werke

    Weitere W u. a. Festschr. d. Kunsthist. Mus. in Wien: I (Die Bangesch. d. Museen u. d. Neuen Burg). 1941, II (Die Gesch. d. Slgg.), 1941/49;
    Gesch. d. Inst. f. Österr. Gesch.forschung, 1954;
    Dietrich v. Nieheim, Viridarium, 1956;
    Die Wiener Artistenfak. (1365–1497), 1965;
    Gesch. Österreichs (1281-1358), 1967;
    Das Za. d. Hauses Österreich, 1971;
    Aufsätze u. Vorträge, hrsg. v. H. Wagner u. H. Koller, 5 Bde., 1970-76 (W-Verz.).

  • Literatur

    O. Brunner, in: Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 118, 1968, S. 286-300 (W, P);
    H. Wagner, in: A. L., Aufsätze u. Vorträge I, 1970, S. 7 ff.;
    E. Zöllner, in: NÖB 21, 1982, S. 150 ff.

  • Autor/in

    Heinrich Koller
  • Zitierweise

    Koller, Heinrich, "Lhotsky, Alphons" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 439-440 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12784208X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA