Lebensdaten
um 1555 – 1616
Geburtsort
Gorinchem (?) Grafschaft Holland
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118736965 | OGND | VIAF: 3266024
Namensvarianten
  • Morin, Hans
  • Möringer, Hans
  • Morennd, Hans
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Morinck, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118736965.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    1) 1582 Effrasina Harreisein ( 1591, s. W), Bürgers-T aus K., 2) 1595 Agnesa Langin ( 1611) aus Marksdorf;
    10 K (8 früh †).

  • Biographie

    Auf Empfehlung des Abtes wurde M. 1578 in Kloster Petershausen vor den Toren von Konstanz das Aufenthaltsrecht zugesprochen, 1582 wurde er Konstanzer Bürger und übersiedelte in die Stadt. Innerhalb weniger Jahre brachte er es zu Ansehen und Wohlstand. Seine in der ersten Hälfte der 1580er Jahre entstandenen frühen Werke weisen enge stilistische Verbindungen zu den Arbeiten des anonymen Bildhauers auf, der die umfangreiche Ausstattung des Rittersaals auf Schloß Heiligenberg Kr. Konstanz schuf. An der Ausführung der dortigen Kassettendecke und der beiden Monumentalkamine des Saales wird M. mitgearbeitet haben. Vermutlich sind Ausbildungsjahre beim „Meister des Heiligenberger Rittersaales“ vorauszusetzen, an die sich eine nicht nachzuweisende, aber als sicher anzunehmende Italienreise anschloß.

    M. arbeitete vorwiegend für die Ausstattung kath. Kirchen mit Altarretabeln, Sakramentshäusern etc. sowie für das städtische Patriziat in Konstanz und den Adel der Bodenseeregion bis hin zum Schwarzwald. Für diese Auftraggeber entstanden vorwiegend Grabmäler und Epitaphien. M.s bevorzugtes Material war der feinporige Öhninger Kalkschiefer, daneben arbeitete er auch in Holz. Der Anteil eigenhändiger Arbeiten aus M.s Werkstatt ist verhältnismäßig hoch; es kann nicht von einem sehr umfangreichen Werkstattbetrieb ausgegangen werden. Die zentralen Bildwerke der oft mehrteiligen Arbeiten waren in der Regel vielfigurige Reliefs. Entsprechend den Gepflogenheiten der Zeit griff M. für die Komposition dieser Bildtafeln auf die ital. beeinflußte niederländ. Druckgraphik des 16. Jh. zurück, jedoch nie in der Form getreuer Umsetzung, sondern stets in deutlicher Abwandlung der Vorlage. Meist wurden Motive aus unterschiedlichen graphischen Blättern zu einem neuen Ganzen zusammengefügt. Stilistisch vereint M.s Werk niederländ. Elemente, etwa der Schule des Cornelis Floris, mit der oberital. Formensprache des Kreises um Andrea und Jacopo Sansovino. Hiermit dürfte er sich während seiner Reise nach Italien vertraut gemacht haben. M.s Figurenauffassung verbindet die labilen Standmotive des Manierismus mit einer stark plastischen Formensprache, die den Körper seiner Figuren detailreich durchmodelliert und in Einzelheiten bereits das Anatomieverständnis des Barocks anklingen läßt.

    Um 1600 war M. im Bodenseeraum unbestritten die führende Künstlerpersönlichkeit. Als Mittler der Skulptur der ital. Renaissance und des Manierismus kommt ihm für die Kunstgeschichte der Region eine Schlüsselstellung zu. Sein Werk gab hier den entscheidenden Anstoß zur Überwindung der noch von spätgotischen Vorstellungen bestimmten Arbeitsweise der einheimischen Künstler. Die Bildhauer der folgenden Generation, darunter so bedeutende wie Jörg Zürn in Überlingen, haben bei M. gelernt oder sich zumindest intensiv mit seinem Werk auseinandergesetzt.

  • Werke

    Epitaph d. Fam. v. Schellenberg, 1583/84 (St. Verena u. Gallus, Hüfingen);
    Anna-Altar, 1590 (Münster, Konstanz);
    Epitaph d. Effrasina Harreisein, 1592 (St. Stephan, ebd.);
    Sakramentstabernakel, 1594 (ebd.);
    Grabmal d. Helene v. Raitenau, 1595 (St. Petrus u. Paulus, Orsingen);
    Beweinung u. Hl. Dreifaltigkeit, 1596/97 (St. Sigismund, Hepbach);
    Hl. Dreifaltigkeit, 1598/99 (St. Stephan, Karlsruhe);
    Hl. Dreifaltigkeit, 1600/01 (Bad. Landesmus., ebd.);
    Grabmal v. Pappenheim, 1604 (Mariä Himmelfahrt, Engen);
    Hauszeichen „Zum Schafhirten“, 1608 (Zollernstr. 6, Konstanz);
    Altar d. Abhebung Christi, 1610 (?) (Münster, ebd.);
    Pietà, 1612 (Bad. Landesmus., Karlsruhe).

  • Literatur

    F. Hirsch, H. M., in: Rep. f. Kunstgesch. 20, 1897, S. 259-92;
    A. Geigges, in: Bodensee-Chronik, Bll. d. Unterhaltung u. d. Wissens, Beil. zu d. Konstanzer Nachrr. 8, 1914, Nr. 17-29;
    H. Hell, Forschungen z. schwäb. Plastik d. Zeit d. Gegenref., Diss. Tübingen 1948 (ungedr.);
    H. Ricke, H. M., Ein Wegbereiter d. Barockskulptur am Bodensee, 1973.

  • Autor/in

    Helmut Ricke
  • Zitierweise

    Ricke, Helmut, "Morinck, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118736965.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA