Lebensdaten
1861 – 1946
Geburtsort
Caen
Sterbeort
Orselina (Tessin)
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Kirchenhistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116929073 | OGND | VIAF: 41888379
Namensvarianten
  • Morin, Léopold (Taufname)
  • Morin, Germain
  • Morin, Léopold (Taufname)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Morin, Germain, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116929073.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frédéric;
    M Victorine Baudry.

  • Biographie

    M. besuchte die Knabenseminare von Vire und Villiers-le-Sec und studierte am Priesterseminar in Bayeux. Er wählte den Ordensstand und ließ sich – da die staatliche Aufhebung der heimatlichen Klöster drohte – vom belg., 1872 gegründeten und 1878 zur Abtei erhobenen Benediktinerkonvent Maredsous als Novize aufnehmen. Im August 1882 legte er hier die Profeß ab, im April 1886 empfing er die Priesterweihe. M. war zuerst Hilfslehrer am klösterlichen Gymnasium, gab aber nach kurzer Zeit diese Tätigkeit auf, um fortan als Zeremoniar und Gastpater zu wirken – Aufgaben, die ihm ausgedehnte wissenschaftliche Studien erlaubten. Er wurde Mitarbeiter der seit 1884 in Maredsous herausgegebenen „Revue bénédictine“. Seine hauptsächlichen Interessengebiete fand er in der Geschichte des benediktinischen Mönchtums, in Patrologie und Hagiographie, in der antiken Liturgie und der altkirchlichen Literatur. Außerordentlich begabt bei der kritischen Beurteilung von Vätertexten, stellte M. eigene Forschungen an, und es gelang ihm, bisher nicht bekannte Autoren zu identifizieren und literarische Abhängigkeiten aufzudecken. Seit 1886 widmete er sich einem großen Einzelprojekt: Systematisch sammelte er die Werke des hl. Caesarius (um 470–542, seit 502 Bischof von Arles), um sie schließlich nach jahrzehntelanger Arbeit zu edieren. Darüber hinaus publizierte er zahlreiche, zum Teil selbst entdeckte Texte antiker und frühmittelalterlicher Autoren (unter ihnen Clemens von Rom, Augustinus, Hieronymus und Benedikt von Nursia).

    Die Suche nach Manuskripten führte M. auf Reisen in alle bedeutenden Bibliotheken Europas. Zur Vereinfachung der Arbeit ließ er sich 1907 in München nieder, wo ihm die Abtei St. Bonifaz Aufnahme gewährte. Die Kriegsjahre 1914-18 (und auch 1939-45) verbrachte er im Couvent des Cordeliers in Freiburg (Schweiz). Eine Rückkehr nach Maredsous war ihm für immer unmöglich, weil er zusammen mit deutschen Intellektuellen in einer öffentlichen Erklärung zur Invasion von 1914 für die deutsche Seite Partei ergriffen hatte.

    M.s Werk erwies sich für die Patristik als überaus fruchtbar; zu neuen Erkenntnissen führte insbesondere die von ihm angewandte „innere Kritik“, d. h. die Analyse der Texte aufgrund von Wortwahl, Satzbau und Rhythmus. Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte M. mit großer Akribie – allein in der „Revue bénédictine“ erschienen 260 Aufsätze aus seiner Feder, weitere Beiträge wurden gesammelt in den von ihm selbst begründeten „Anecdota Maredsolana“. Die Arbeit fand hohe Anerkennung: Papst Leo XIII. beglückwünschte M. 1896 zur Entdeckung von Hieronymus-Texten, und Pius XII. förderte durch eine finanzielle Zuwendung die Drucklegung von Band II der Caesarius-Edition.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Royal Society of London, d. Bayer. Ak. d. Wiss., d. Pontifica Accademia di Archeologia in Rom;
    Dr. h. c. (Oxford 1905, Budapest 1915, Zürich 1919, Freiburg/Br. 1926).

  • Werke

    u. a. Les véritables origines du chant grégorien, 1892, ³1912 (dt. 1892);
    Anecdota Maredsolana I, 1893 – III, 1903;
    L'idéal monastique et la vie chrétienne des premiers jours, 1921, ⁶1944 (dt. 1922, ital. 1927, auch engl., katalan., ungar., poln. u. niederländ.);
    Sancti Augustini Sermones post Maurinos reperti, 1930;
    Mein „Professeur de Poésie“, in: Hochland 33, 1935, H. 2, S. 217-23;
    S. Caesarii Arelatensis episcopi opera omnia nunc primum in unum collecta I-II, 1937-1942.

  • Literatur

    La Semaine catholique de la Suisse Romande 75, 1946, S. 111 f.;
    O. Perler, in: Zs. f. Schweizer. KG 40, 1946, S. 31-41 (P);
    F. Madoz, La carrera cientifica de Dom G. M., in: Estudios eclesiasticos 20, 1946, S. 487-507;
    P. Borella, in: Ephemerides Liturgicae 61, 1947, S. 55-76 (W-Verz.);
    M. Grabmann, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1944/48, 1948, S. 174-77;
    J. Spörl, in: Hist. Jb. 62-69, 1942-49, S. 961-67;
    G. Ghysens, P.-P. Verbraken, La carrière scientifique de D. G. M. 1861-1946, 1986 (W-Verz.);
    K. S. Frank, Dom G. M. OSB u. d. Freiburger Theol. Fak., in: Freiburger Diözesan-Archiv 106, 1986, S. 173-86;
    Enc. Catt.;
    LThK²;
    Dictionnaire de Spiritualité X, 1980;
    Catholicisme hier aujourd'hui demain IX, 1982;
    BBKL.

  • Autor/in

    Markus Ries
  • Zitierweise

    Ries, Markus, "Morin, Germain" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 131 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116929073.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA