Lebensdaten
1902 – 1964
Geburtsort
Lehrte bei Hannover
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Dramaturg ; Regisseur ; Theaterleiter
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118705202 | OGND | VIAF: 30331428
Namensvarianten
  • Hirschfeld, Kurt
  • Baltzpraf, Petrus
  • Batzpraf, Petrus
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hirschfeld, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118705202.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann, Kaufm.;
    M Selma Auerhahn;
    1951 Tetta, T d. Bildhauers Edwin Scharff (1887–1955, s. ThB; Vollmer);
    1 T.

  • Biographie

    H. besuchte das Realgymnasium in Hannover und war bereits als Schüler mit Beiträgen, Essays und Gedichten Mitarbeiter an Zeitschriften. Nach dem Studium der Nationalökonomie, Philosophie, Soziologie, Germanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt/Main, Heidelberg und Göttingen war er Mitarbeiter am „Berliner Börsen-Courier“, des Berliner Rundfunks und freier Lektor bei verschiedenen Verlagen. 1929 wurde er Dramaturg und Regisseur bei Gustav Hartung am Hessischen Landestheater Darmstadt. 1933 zur Emigration gezwungen, war er seit Mai 1933 Dramaturg am Zürcher Schauspielhaus. 1935 ging er als Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ nach Moskau, arbeitete dort kurze Zeit als Regieassistent von Meyerhold und kehrte nach Auflösung von dessen Theater 1938 nach Zürich zurück. Im gleichen Jahr gehörte H. zu den Initiatoren und Mitbegründern der „Neuen Schauspiel AG“, der neuen Rechtsträgerin des Schauspielhauses in Zürich. Als ihr erster Dramaturg beteiligte er sich weitgehend an der Neubildung des Ensembles. 1946 wurde er Vizedirektor und – nach Oskar Wälterlins Tod – 1961 künstlerischer Leiter und Direktor des Zürcher Schauspielhauses.

    Als aktiver Dramaturg gehörte H. zu den Entdeckern und Förderern der Schweizer Dramatiker Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Sein besonderes Interesse galt der Theaterarbeit Bertolt Brechts. Der Freundschaft H.s mit Brecht verdankt das Zürcher Schauspielhaus drei Uraufführungen des Autors während der Kriegszeit. Zusammen|mit Brecht führte H. Regie bei der Uraufführung des Volksstücks „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ 1948; die Werke Carl Zuckmayers inszenierte er unter Anwesenheit des Autors. Der von H. entwickelte und realisierte Spielplan zeigte eine Verbindung von Klassischem und Zeitgenössischem mit besonderer Berücksichtigung der seit 1933 in Deutschland verbotenen oder unerwünschten dramatischen Weltliteratur; er reichte von den Werken des Sophokles über die Dramen Shakespeares, der deutschen Klassiker, über G. Hauptmann, Wedekind, C. Sternheim und Georg Kaiser bis zu Eugene O'Neill, T. S. Eliot und Eugène Ionesco. Daneben galt H.s Sorge dem Aufbau des Ensembles, dem unter anderem die Emigranten Sibylle Binder, Therese Giehse, E. Ginsberg, W. Heinz, K. Horwitz, E. Kaiser, W. Langhoff, vor allem Teo Otto, für einige Zeit G. Hartung angehörten. Dieses Ensemble der „erarbeiteten Größe“ suchte er auch nach 1945 zu erhalten.

    H. war als bekennender und tätiger Aufklärer ein homo universalis. Bis auf gelegentliche Regiegastspiele in Berlin, Düsseldorf, Hannover und Tel Aviv lebte und arbeitete er stets in Zürich, ein unpatriarchalischer Hausvater des Zürcher Schauspielhauses, für alle Mitarbeiter der geistige Motor dieser eigenwilligen Theatergemeinschaft demokratischer Prägung. – Als Dramaturg war H. ein Nachfahre Lessings, als Regisseur und Theaterleiter ein aufmerksamer Schüler Otto Brahms; in seiner Theaterarbeit eigenständig und unverwechselbar den künstlerischen Ausdruck des Zürcher Schauspielhauses prägend, war er zwar bedingt durch die Gegebenheiten seiner Zeit, in seiner Wirkung jedoch zukunftweisend.|

  • Auszeichnungen

    Großer Niedersächs. Kunstpreis (1963).

  • Werke

    Bestiarium theatrale, 1943;
    Theater, Meinungen u. Erfahrungen, 1945;
    Rendez-vous d. Ensembles, kommentiert v. K. H., in: Btrr. z. 20j. Bestehen d. Neuen Schauspiel AG, 1958;
    Das Werk Teo Ottos, in: Theater heute, 1962, H. 1;
    Vorwort zu T. Otto, Skizzen e. Bühnenbildners, 1964. -
    Hrsg.: Bll. d. Zürcher Schauspielhauses, 1938;
    Abschied, Briefe u. Aufzeichnungen v. Epikur bis in unsere Tage, 1944 (mit W. M. Treichlinger).

  • Literatur

    G. Schoop, Das Zürcher Schauspielhaus im 2. Weltkrieg, 1957 (P);
    Theater-Wahrheit u. Wirklichkeit, Freundesgabe z. 60. Geb.tag v. K. H., 1962 (Verz. v. H.s Inszenierungen am Schauspielhaus Zürich seit 1948, P);
    C. Rieß, Sein od. Nichtsein, d. Roman e. Theaters, 1963 (P);
    Dank an K. H., 1964 (Verz. d. Inszenierungen seit 1962, P);
    A. Joseph, Theater unter vier Augen, 1969, S. 120 ff. (P).

  • Autor/in

    Rolf Badenhausen
  • Zitierweise

    Badenhausen, Rolf, "Hirschfeld, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 225-226 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118705202.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA