Lebensdaten
1827 oder 1826 – 1903
Geburtsort
Aachen
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118701428 | OGND | VIAF: 22894223
Namensvarianten
  • Hansemann, Adolf von
  • Hansemann, Adolf (bis 1872)
  • Hansemann, Adolph (bis 1872)
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Hansemann, Adolph von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701428.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V David (s. 2);
    Schw Louise ( Jacob Marx-Hansemann, 1812–85, Großkaufm., Versicherungsdir.), Sophie ( Herm. Vorländer, 1829–1915, Fabrikbes.);
    Köln 1860 Ottilie (1840–1919), T d. Ferd. v. Kusserow (1793–1855), preuß. Gen.-Lt. (s. ADB 51; Priesdorff VI, S. 309-11, P), u. d. Eveline Oppenheim (T d. Salomon O., 1772–1828, Gründer d. Bankhauses Oppenheim in Köln);
    Om d. Ehefrau Simon Frhr. v. O. (1803–80), Bankier, Abraham Frhr. v. O. (1804–78), Bankier;
    1 S, 1 T, u. a. Ferdinand (s. 4);
    N David (s. 3).

  • Biographie

    Nach Teilhaberschaft bei einer Tuchfabrik in Eupen vom Vater 1857 in die von diesem begründete Disconto-Gesellschaft als Geschäftsinhaber berufen, wurde H. einer der angesehensten und tatkräftigsten Bankiers der Bismarckzeit. Er machte die Disconto-Gesellschaft zur führenden und vornehmsten Berliner Großbank. Unter seiner Geschäftsleitung stieg das Aktienkapital der Bank von 30 auf 150 Millionen Mark, der Umsatz erweiterte sich von 840 Millionen 1857 auf 24,7 Milliarden Mark 1900. Dies schloß den 1895 in origineller Form erfolgten Zusammenschluß mit der Norddeutschen Bank in Hamburg ein. Die väterliche Konsortialbildung von Banken zwecks Unterbringung großer staatlicher oder privater Emissionen wurde unter H. fortentwickelt. In dem nunmehr sich bildenden „Preußenkonsortium“ hatte die staatliche Seehandlung zwar nominell die Führung, die größte Kapitalkraft in ihm und damit eine entscheidende Stimme hatten jedoch H. und seine Disconto-Gesellschaft. Später gewann er auch durch kluge Taktik Eingang in das Rothschild-Konsortium, das hauptsächlich in der österreichisch-ungarischen Monarchie tätig war. Österreich-Ungarn bildete die Brücke zu Rumänien, das zu einem weiteren, nicht unbeträchtlichen Arbeitsfeld H.s werden sollte. H. rettete das große rumänische Unternehmen des „Eisenbahnkönigs“ Bethel Henry Strousberg, wiederum in Zusammenarbeit mit der Seehandlung und M. A. von Rothschild & Söhne in Frankfurt/M. Mit den Jahren entstand eine Freundschaft zwischen H. und den letzten Inhabern des Bankhauses Mayer Carl und Wilhelm Carl von Rothschild. Die Frankfurter Rothschild der Carl-Linie starben 1901 aus, es folgte ihnen kein Familienmitglied aus Wien, Paris oder London, sondern die Frankfurter Firma liquidierte. An ihre Stelle trat eine Frankfurter Filiale der Disconto-Gesellschaft, also der Bank H.s. In diesem Zeitpunkt hatte die Bank sich schon dem sogenannten Filialsystem der Großbanken angeschlossen, wogegen sie sich lange gewehrt hatte. Erst 1871 begann sie mit der Einrichtung von Filialen, aber nicht unter eigenem Namen, sondern unter dem einer „Provinzial-Disconto-Gesellschaft“. Dieser Weg erwies sich jedoch als verfehlt. 1878 wurde die Provinzial-Disconto-Gesellschaft wieder aufgegeben, und erst seitdem errichtete die Bank eigene Niederlassungen außerhalb Berlins.

    Ebenfalls vom Vater übernahm H. die Idee einer zentralen Hypothekenbank mit dem Sitz in der Reichshauptstadt und unter Beteiligung des Crédit Foncier, Paris, dessen Aufbau das Vorbild für die Berliner Gründung sein sollte. Diese Absicht ließ sich nicht verwirklichen, aber die 1870 errichtete Preußische Centralboden-Kredit AG ist trotzdem ein großes Realkreditinstitut geworden, zeitweise das größte in Deutschland.

    Die Finanzierung der preußischen Kriege im 19. Jahrhundert, die Mitwirkung am Aufbau des Montanreviers an der Ruhr, die Sicherung der Gotthardbahn, deren Finanzierung nahe dem Scheitern war, die Übernahme von Pionieraufgaben in Südamerika, in China und in der Südsee gehören ebenfalls zu den verdienstvollen Finanzwerken H.s. Fehlschläge blieben nicht aus, aber es war gerade die Stärke H.s, daß er zähe an seinen Zielen festhielt und Millionenverluste gegebenenfalls in Kauf nahm. Die von ihm eingegangenen Risiken wurden von den sich anderweit eröffnenden Chancen mehr als ausgeglichen. Nicht nur die Disconto-Gesellschaft wuchs, sondern H. wurde zu einem der reichsten Männer Deutschlands. – Er erwarb Latifundien und Herrschaften im deutschen Osten und baute sich ein Schloß im nachschinkelschen Stil auf der Insel Rügen. Insgesamt besaß er 7000 ha Ländereien. In Berlin hatte er sich von Friedrich Hitzig, dem Erbauer der Berliner Börse und des Reichsbankgebäudes, eine Doppelvilla an der Tiergartenstraße entwerfen lassen, die ein Prunkstück in diesem von Bankherren bevorzugten Wohnviertel der preußischen Hauptstadt gewesen ist. Die politische Ader seines Vaters hatte er nicht geerbt. Dennoch wurde er und nicht sein Vater geadelt. Er war ein begeisterter Anhänger Bismarcks; auch darin unterschied er sich vom Vater. In der Bank herrschte er unumschränkt, es geschah nichts ohne seine Einwilligung. Das autokratische Wesen hatte sich auch auf seine äußere, massive Gestalt übertragen.|

  • Auszeichnungen

    Österr.-ungar. Gen.konsul.

  • Literatur

    H. Münch, A. v. H., 1932 (P);
    W. Däbritz, David Hansemann u. A. v. H., 1954;
    E. W. Schmidt, Männer d. Dt. Bank u. Disconto-Ges., 1957;
    E. Achterberg u. M. Müller-Jabusch, Lb. dt. Bankiers, 1963;
    F. Schmidt, in: BJ X, S. 311-23 (u. VIII, Tl. 1903).

  • Autor/in

    Erich Achterberg
  • Zitierweise

    Achterberg, Erich, "Hansemann, Adolph von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 625-626 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118701428.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA