Lebensdaten
erwähnt 1391, gestorben um 1400
Beruf/Funktion
Dichter ; Ordensbruder
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100945236 | OGND | VIAF: 199858622
Namensvarianten
  • Hans
  • Bruder Hans
  • Hans
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Bruder Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100945236.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    H. nach 1391 entstandene Marienlieder sind das einzige unter seinem Namen bekannte Werk und zugleich die alleinige Quelle für die Kenntnis seines Lebens. Er bezeichnet sich selbst als „nyderlender“, und sein Mischdialekt läßt auf die Gegend zwischen Köln und Kleve als seine Heimat schließen. Er war verheiratet, verließ aber seine Gattin und schloß sich einem nicht näher bestimmbaren Orden an, um sein Leben ganz der Verehrung Mariens zu widmen. Er dürfte seine Gelübde als Laienbruder in einem niederrheinischen Kloster abgelegt und dort sein von großer Bildung zeugendes, umfangreiches Werk (5280 Verse) zum Lob der Mutter Gottes vollendet haben. Es besteht aus 7 Gesängen. Die Einleitung bilden 15 12zeilige Strophen, deren Anfangsworte das Ave Maria ergeben. Die Verse sind wechselnd deutsch, französisch, englisch und lateinisch. Die folgenden 5 Gesänge bestehen aus je 100 Titurelstrophen, der letzte aus 100 16zeiligen Strophen mit nur 2 Reimen. In jedem dieser Gesänge bilden die Strophenanfänge das Ave Maria als Akrostichon. Inhalt und Überlieferung zeigen, daß zunächst die Gesänge 4-7 mit den gereimten Überschriften „Marien genaat“, „Marien Staat“, „Marien danz“, „Marien glanz“ entstanden. Davor setzte H. später den 3. Gesang über die Wunderkraft des Wortes „Ave“, dann den 2. mit der Genealogie Mariens und schließlich die besonders kunstvolle Einleitung. Quellen für H. Werk waren neben Allgemeingut aus Mariendichtung und -legende die Bibel und Nikolaus' von Lyra Kommentar dazu, Bonaventura zugeschriebene Werke sowie die Revelationes Birgittas von Schweden (1391, das Jahr ihrer Kanonisierung, ist Anhaltspunkt für die Datierung der Marienlieder). Nicht genannt, aber benützt ist Konrads von Würzburg „Goldene Schmiede“ und wahrscheinlich ein Gedicht Rumeslands. H. erwähnt noch Boppe, Frauenlob, Neidhart, Wolfram und einen sonst nicht bekannten Hans von Lothringen und bemühte sich, seine Sprache der ihren anzugleichen: Er behielt nur den Vokalismus seines heimatlichen Dialektes bei, während er den Konsonantismus weitgehend nach oberdeutschem Muster umgestaltete. Wenn auch die künstliche, großangelegte Form öfters inhaltlich unausgefüllt bleibt, stellen doch H. Marienlieder ein beachtliches Werk spätmittelalterlicher deutscher Dichtung dar. Allerdings scheint es, wie die Herkunft der bis jetzt bekannten 5 Handschriften und eines Fragments zeigt, nur in des Dichters Heimat verbreitet gewesen zu sein. Auch eine Beeinflussung anderer Werke durch H. ist nicht nachzuweisen.

  • Werke

    W Ausgg.: Bruder H.s Marienlieder aus d. 14. Jh., hrsg. v. R. Minzloff, 1863 (nach d. Leningrader Haupt-Hs.);
    Bruder H.s Marienlieder, hrsg. v. M. S. Batts, 1963 (unter Verwendung aller bisher bekannten Hss.).

  • Literatur

    ADB X;
    F. Gerss, Zu Bruder H.s Marienliedern, in: Zs. f. dt. Philol. 11, 1880, S. 218-27;
    J. Franck, Zu Bruder H.s Marienliedern, in: Zs. f. dt. Altertum 24, 1880, S. 373-425;
    M. S. Batts, Stud. zu Bruder H.s Marienliedern, 1964 (L); Rezension v. Batts' Ausg. u. Stud. durch W. Röll, in: Dt. Lit.ztg. 85, 1964, Sp. 1009-12 (mit erg. L);
    Vf.-Lex. d. MA II, V.

  • Autor/in

    Ulrich Montag
  • Zitierweise

    Montag, Ulrich, "Bruder Hans" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 625 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100945236.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hans: Bruder H., Dichter, nach 1391, da er die in diesem Jahre canonisirte Brigitta, deren Revelationen er benutzte, als Heilige anführt. Er war ein Laienbruder in einem niederrheinischen Kloster, der der Mutter Gottes zu Liebe seine Frau verließ und in den geistlichen Stand trat. Wie seine stark ans Niederländische streifende Sprache ergibt, war er in der Gegend von Cleve heimisch; er selbst bezeichnet sich als Niederländer im Gegensatz zu dem rheinischen Oberland, welcher Gegensatz in jenen Gegenden noch heute festgehalten wird. Wir besitzen von H. sieben deutsche der Jungfrau Maria gewidmete Gedichte. Das Einleitungsgedicht ist in vier Sprachen, nämlich abwechselnd in deutschen, französischen, lateinischen und englischen Versen verfaßt; jede Strophe beginnt mit einem Worte des lateinischen englischen Grußes. Die fünf Hauptgedichte sind sämmtlich in der feierlichen, eines hohen Ansehens genießenden Titurelstrophe gedichtet und akrostichisch d. h. jede Strophe beginnt mit einem Buchstaben des englischen Grußes: jedes der fünf Gedichte zählt daher 100 Strophen. Das erste derselben enthält die ganze biblische Geschichte von Adam bis auf Maria und Christus; das zweite handelt von der Wunderkraft des Ave, die drei übrigen führen die Titel „Marien Gnade", „Marien Staat“, „Marien Tanz". Das siebente endlich, ebenfalls in Form eines Akrostichons, in einer eigenen kunstreichen sechzehnzeiligen Strophe mit nur zwei Reimen, heißt „Marien Glanz“. Mit der älteren Litteratur bekannt, erwähnt er Wolfram, Neidhart, Frauenlob, Boppe und einen sonst nicht bekannten Hans von Lothringen; aber trotz der kunstreichen Form hält er sich von der geschraubten Art der Nachahmer Wolframs fern, bleibt vielmehr einfach und schlicht, nur daß er durch die Künstlichkeit der Form veranlaßt, häufig seltene und wol auch selbstgeschaffene Worte anwendet.

    • Literatur

      Nach einer Petersburger Handschrift herausg. von R. Minzloff, Hannover 1863; vgl. dazu Bech in den Götting. Gel. Anz. 1863, St. 33. Zwei andere Hdschr. wies nach Bartsch in Pfeiffer's Germania 12, 89. 24, 251.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Bruder Hans" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 525 unter Hans, Bruder [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100945236.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA