Lebensdaten
1881 – 1938
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
österreichischer Sozialdemokrat ; sozialistischer Schriftsteller ; Staatssekretär
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118507346 | OGND | VIAF: 66463389
Namensvarianten
  • Bauer, Otto
  • Amos
  • Ao tuo Bao wei er
  • mehr

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Zitierweise

Bauer, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118507346.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüdischer Fabrikantenfamilie in Böhmen;
    V Philipp Bauer, Fabrikant;
    1920 Helene Landau, geborene Gumplowicz.

  • Biographie

    B. absolvierte das Gymnasium in Reichenberg und studierte an der Universität Wien, wo er das Doktorat (der Rechte?) erwarb. Aus reicher Familie stammend, konnte er sich ohne feste Anstellung als freier Schriftsteller betätigen. Er wurde offenbar aus tiefer Überzeugung Sozialdemokrat und gehörte zum linken radikalen Flügel der österreichischen SP. Immerhin wies er später in einer Schrift den „Weg zum Sozialismus“, der eine Durchführung des sozialen Programms ohne Zerstörung der Wirtschaft möglich machen sollte. Im ersten Weltkrieg gewann er in russischer Kriegsgefangenschaft Kontakt mit dem russischen Sozialismus. 1917 ausgetauscht, war er bis Kriegsende in der kriegswissenschaftlichen Abteilung des Kriegsministeriums tätig. - In der ersten Regierung der Republik Deutsch-Österreich war er unter Viktor Adler Unterstaatssekretär (oder Präsidialchef?) des Staatsamtes für Äußeres und wurde nach Adlers Tod (11.11.1918) zum Staatssekretär des Amtes gewählt. Er war einer der unbeugsamsten Vorkämpfer für die Verwirklichung des von der provisorischen, dann wieder von der konstituierenden Nationalversammlung Deutsch-Österreichs einstimmig beschlossenen Anschlusses an das Deutsche Reich. Als Staatssekretär hatte er das in der Öffentlichkeit bis heute unbekannte geheime Anschlußprotokoll mit dem deutschen Außenminister Graf U. Brockdorff-Rantzau am 2.3.1919 unterzeichnet. - Frühzeitig mit dem Nationalitätenproblem im alten Österreich befaßt, befürwortete er eine radikale, nationalstaatliche Lösung, gewiß zunächst in der marxistischen Dialektik befangen, daß erst die nationale Revolution des 19. Jahrhunderts abgeschlossen werden müsse, damit die soziale beginnen könne. Die Art seiner Anschlußpolitik und sein warmherziges Eintreten für Deutsch-Südtirol zeigte, daß er sich innerlich als Deutscher fühlte und nicht nur als Voraussetzung der sozialen Revolution die deutsche Einheit anstrebte (vgl. z. B. die Reden in der Nationalversammlung vom 4.12.1918 und 7.6.1919). Er trat am 26.7.1919 als Staatssekretär zurück, nachdem die Mehrheit der konstituierenden Nationalversammlung, besonders sein Parteigenosse K. Renner, sich für eine zurückhaltende Anschlußpolitik entschieden hatte. - B. war als Mitglied der konstituierenden Nationalversammlung hervorragend beteiligt an der Schaffung der österreichischen Verfassung vom 1.10.1920 und dabei der bedeutendste Gegenspieler des christlich-sozialen Führers Dr. Ignaz Seipel, dem er trotz aller Schärfe des Kampfes in der Wiener Arbeiterzeitung einen schönen Nachruf widmete. Bis zu den Unruhen in Wien 1933 gehörte er stets dem Nationalrat an.

  • Werke

    Die Nationalitätenfrage u. d. Sozialdemokratie, 1906, neue Aufl. Wien 1924; Der Sozialist. Kampf (Hrsg.), 1907 f.;
    Der Weg d. Sozialismus, Wien 1913;
    8 Monate auswärtiger Politik, ebenda 1918;
    Der Marxismus u. d. nationale Frage, Sammelwerk mit Aufsätzen Springers, O. Bas, E. Pernerstorfers u. a., Schriftleitung Rawische-Tscherkassi, Charkow 1923 (russ.);
    Kapitalismus u. Sozialismus, Wien 1931;
    Rationalisierung u. Fehlrationalisierung, ebenda 1931;
    Das Budgetsanierungsgesetz, ebenda 1931;
    Der Aufstand d. österr. Arbeiter, seine Ursachen u. Wirkungen, Prag 1934 (s. a. Sozialist. Hh. 20, Wien 1947);
    Austrian democracy under fire, Labour Publication Department, 1934;
    zahlreiche kleinere Arbb. (nicht gesammelt).

  • Literatur

    J. W. Stalin, Der Marxismus u. d. nat. u. koloniale Frage, Moskau 1934 (russ.);
    S. M., Der Marxismus u. d. nat. Frage, Wien 1913, Erstdr. im bolschewist. Journal „Aufklärung“ (Proswschtschenije), hier bes. S. 7 f.;
    K. Schuschnigg, Dreimal Österr., Wien 1937, bes. S. 58 u. 104 f.;
    R. Charmatz, Der Theoretiker u. Praktiker d. Marxismus: Dr. O. B., in: Lb. aus d. Gesch. Österr.s, ebenda 1947, S. 219-40 (P);
    R. A. Kann, The Multinational Empire, Nationalism and National Reform in the Habsburg Monarchy 1848 to 1918, 2 Bde., New York 1950, bes. II, S. 167 bis 178, 349-51 (W, L).

  • Autor/in

    Karl G. Hugelmann
  • Zitierweise

    Hugelmann, Karl Gottfried, "Bauer, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 645 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118507346.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA