Lebensdaten
1895 – 1956
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Bad Schwalbach
Beruf/Funktion
NS-Politiker ; Publizist
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117202576 | OGND | VIAF: 3242381
Namensvarianten
  • Knipperdolling (Pseudonym)
  • Lippert, Julius
  • Knipperdolling (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Lippert, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117202576.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl ( 1909), Hotelier, S d. N. N., Hausierer aus Lingelbach (Hessen), dann Diener e. russ. Großfürsten;
    M Bertha Strechi ( 1945);
    ⚭ Hedwig Stark (* 1894) aus Berlin;
    3 K.

  • Biographie

    L. verbrachte seine Kindheit in der Schweiz, in Südfrankreich und Norditalien und zog dann mit seinen Eltern nach Bad Schwalbach. Er besuchte die deutsche Schule in Genua und das Gymnasium in Wiesbaden. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und kam an die Westfront (1917 Leutnant d. Res.). Nach dem Krieg studierte er in Berlin Nationalökonomie und wurde 1922 mit der Dissertation „Der Gewinnbeteiligungsgedanke und seine Grundlage“ (1921) zum Dr. rer. pol. promoviert. 1919 trat L. der Deutschnationalen Volkspartei bei. Er unterhielt Verbindungen zu Wilh. Kube, zum Kreis um Wolfgang Kapp und zu den Mördern Rathenaus. 1922 schloß er sich der „Deutsch-völkischen Freiheitsbewegung“ an, 1923 auch der Schwarzen Reichswehr. Im selben Jahr trat er in die Redaktion des „Deutschen Tageblatts“ ein. Joseph Goebbels fand in L., der im April 1927 der NSDAP beitrat, einen begeisterten, willfährigen Mitstreiter im Kampf um die Eroberung der Macht in der Reichshauptstadt. Seit Juli 1927 leitete L. als Chefredakteur das neue Kampfblatt „Der Angriff“. Nihilist und fanatischer Antisemit, war er der Typ des politischen Abenteurers, dem es primär nicht um die Verwirklichung bestimmter ideeller Zielvorstellungen ging, sondern dem der Kampf zum puren Selbstzweck geworden war. Ihn faszinierte Hitlers aggressiver Machtwille, „dessen wunderbare Dämonie die einzige Richtschnur für seine Anhänger bildete“ (1955).

    Im Nov. 1929 zog L. als Stadtverordneter in das Berliner Rathaus ein. Im folgenden Jahr übernahm er von Goebbels den Vorsitz in der 13köpfigen Fraktion. Sein Kampf richtete sich vor allem gegen Oberbürgermeister Gustav Böß, der wegen seiner Verwicklung in den sog. Sklarek-Skandal im Nov. 1929 beurlaubt und im April 1931 durch Heinr. Sahm (1877–1939) abgelöst wurde, dann gegen den Stadtkämmerer Bruno Asch (1890|-1940). In den Kommunalwahlen vom 12.3.1933 errangen die Nationalsozialisten 38,5% der Stimmen (86 Sitze). L., seit dem 5. März auch Mitglied des preuß. Landtags, wurde von Ministerpräsident Hermann Göring dem Oberbürgermeister als Staatskommissar zur Seite gestellt, um die Verwaltung von „jüdischen und korrupten Elementen“ zu säubern und „im Sinne der Revolution gleichzuschalten“. Hatte L., seit Nov. 1933 auch preuß. Staatsrat, zunächst nur ein Vorschlags- und Vetorecht gegenüber dem Oberbürgermeister, so wurde ihm Ende Mai 1934 die bisher dem Oberpräsidenten zustehende Kommunalaufsicht übertragen. Im Dez. 1935 kam Sahm wegen des „bestehenden Dualismus“ an der Spitze der Stadtverwaltung um seinen Rücktritt ein. Auf Grund des „Gesetzes über die Verfassung und Verwaltung der Reichshauptstadt Berlin“ vom 1.12.1936 wurde L., der die Veranstaltungen im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen geschickt zur Mehrung seines Prestiges genutzt hatte, „Oberbürgermeister und Stadtpräsident der Reichshauptstadt Berlin“. Nachdem die Gleichschaltung der staatlichen und kommunalen Verwaltung Berlins erreicht war, richtete L. sein Hauptaugenmerk auf die Stadtplanung und die Altbausanierung. Hierbei geriet er jedoch in Gegensatz zu Generalbauinspektor Albert Speer, so daß es im Sommer 1940 zu seiner Suspendierung, zum Jahresende zu seiner Entlassung kam. Ludwig Steeg trat kommissarisch die Nachfolge an.

    L. nahm als Offizier am Westfeldzug teil und war dann leitend in der Truppenbetreuung auf dem Balkan tätig. 1941 rief er den „Soldatensender Belgrad“ ins Leben, der durch „Lili Marleen“ berühmt geworden ist. 1943 wurde L. zum Kommandanten von Arlon ernannt. Bei Kriegsende geriet er in engl., dann in amerikan. Gefangenschaft. Im Jan. 1946 wurde er an Belgien übergeben, wo er im März 1952 zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt, wenige Tage später jedoch nach Deutschland abgeschoben wurde. Die Spruchkammer in Frankfurt stufte ihn im Aug. 1953 in die Gruppe II (Aktivisten) ein und entzog ihm das passive Wahlrecht sowie den Anspruch auf eine Pension.

  • Werke

    Weitere W Die Reinigung d. Kommunalverwaltungen, in: Almanach d. nat.soz. Rev., hrsg. v. W. Kube, 1933, S. 203-08 (P);
    Im Strom d. Zeit, Erlebnisse u. Eindrücke, 1942 (P);
    Lächle … und verbirg die Tränen, Erlebnisse u. Bemerkungen e. dt. „Kriegsverbrechers“, 1955 (P).

  • Literatur

    E. v. Schmidt-Pauli, Die Männer um Hitler, 1932, S. 178-81;
    W. Wenzel, Dr. J. L. -
    Staatskommissar in d. Hauptstadt Berlin, 1933 (P);
    P. H. Merkl, Die alten Kämpfer d. NSDAP, in: Soz.wiss. Jb. f. Pol. 1971, S. 495-517;
    L. Andersen, Leben mit e. Lied, 1974, ⁵1981;
    Wi. 1935.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Lippert, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 659-660 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117202576.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA