Lebensdaten
1861 – 1907
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Schwabing bei München
Beruf/Funktion
Paläograph ; klassischer Philologe ; Mediävist ; Handschriftenforscher
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11903493X | OGND | VIAF: 2780870
Namensvarianten
  • Traube, Ludwig
  • Traube, Ludovicus
  • Traube, Ludwig Nauman
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Traube, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11903493X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (s. 1);
    M Cora Marckwald;
    Ov Moritz (s. 2);
    1900 Hildegard, wegen e. Nervenleidens zeitweise in Heilanstalten, T d. Friedrich Hirth T. Mengarini (1845–1927), Sinol. (s. NDB IX);
    Schw Margarete (1856–1912), Physiol. (s. Gen. 1; L); – kinderlos;
    Vt Wilhelm (s. 4); Verwandter Arthur (s. 5).

  • Biographie

    T., der in seinem Elternhaus in der Berliner Friedrichsvorstadt u. a. seinen späteren Mentor Theodor Mommsen (1817–1903) kennenlernte, nahm schon während der Schulzeit am Askanischen Gymnasium Kontakt zu den Monumenta Germaniae Historica (MGH) auf. Nach dem Abitur begann er 1880 ein Studium der klassischen Philologie in München, für das Sommersemester 1881 wechselte er nach Greifswald. 1883 legte er in München seine Dissertation vor, in der er u. a. eine Gegenposition zu Georg Wissowas Darstellung der Quellen des Macrobius entwarf. 1888 habilitierte sich T. mit einer Untersuchung über die Rhythmik in der lat. karolingischen Dichtung. Seit 1884 wirkte er an der Edition der „Poetae latini aevi Carolini“ der MGH mit und übernahm 1897 deren Leitung. Dies schloß die Betreuung des Mitarbeiters und Freundes Paul v. Winterfeld (1872–1905) ein. Auf dessen Verlangen setzte T. trotz erheblichen Widerstands ein erweitertes philologisches Konzept für die „Poetae“ durch. Auf Betreiben Mommsens trug T. 1902 dazu bei, daß Oswald Holder-Egger (1851–1911) nicht zum Vorsitzenden der Zentraldirektion der MGH ernannt wurde. Nach dem gescheiterten Versuch, Winterfeld als seinen Nachfolger zu etablieren, schied T. 1904 aus der Zentraldirektion aus.

    T. lebte die meiste Zeit seines Lebens vom väterlichen Erbe. Seit 1899 bemühte er sich um eine bezahlte Anstellung an der Univ. München, wurde jedoch aufgrund antisemitischer Umtriebe regelmäßig abschlägig beschieden. 1900 zum apl. Professor ernannt, erhielt T. 1901 einen Ruf auf ein Extraordinariat in Berlin, den er jedoch ablehnte. Im selben Jahr wurde ihm in München ein unbezahltes Extraordinariat zugestanden. Nach einem abgelehnten Ruf 1902 nach Gießen wurde T. ein bezahltes Ordinariat in München zugestanden, das aber erst 1904 zustandekam.

    T. verstand sich als Erforscher des Mittellateinischen und lehnte eine Zuordnung zur klassischen Philologie ab. Seine Lehrveranstaltungen fanden wegen seiner Agoraphobie in einem umgebauten Gartenhaus statt. Neben spätantiken und mittelalterlichen Autoren behandelte er zunehmend die mittelalterliche Schriftgeschichte. Aus dem international besetzten Kreis seiner Hörerschaft (u. a. Charles H. Beeson, Rudolf v. Heckel, Siegmund Hellmann, Paul Lehmann, Elias Avery Lowe, Edward K. Rand) ging eine ganze Generation von Handschriftenforschern hervor. Seine paläographischen Vorlesungen können aus den Mitschriften von E. A. Lowe in der Pierpont Morgan Library New York rekonstruiert werden. Für seine Studien legte T. eine umfangreiche Bibliothek und eine Sammlung von paläographischen Photoplatten an. 1905 wurde eine unheilbare Leukämie diagnostiziert, an der T. verstarb.

    T. gilt als Begründer des Universitätsfaches „Mittellatein“ und der modernen Paläographie. Er forderte und förderte den Einsatz neuer Techniken (insbes. von Photoreproduktionen). Aus eigenen Mitteln subventionierten T.s Freunde und Schüler über seinen Tod hinaus seine Bibliothek und übergaben|diese 1908 den MGH. Bis 1944 war sie in Berlin aufgestellt und kehrte 1949 nach München zurück.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (ao. 1896, o. 1899) u. d. Acc. dei Lincei (1902).

  • Werke

    W mehr als 200 Publl., u. a. Poetae Latini aevi Carolini, 3 Bde., 1886–96;
    Karoling. Dichtungen, 1888;
    O Roma nobilis, Philol. Unterss. aus MA, 1891;
    Textgesch. d. Regula S. Benedicti, 1898;
    Nomina sacra, Versuch e. Gesch. d. christl. Kürzung, 1907 (P);
    Vorlesungen u. Abhh., 3 Bde., 1909–20;
    – Rückblick auf meine Lehrthätigkeit, hg. v. G. Silagi, 1988;
    Nachlaß: seit 1944 verschollen;
    Reste, v. a. Hss. aus T.s Bibl. u. Korr. im Archiv d. MGH, hier auch Dok. weiterer Bestände.

  • Literatur

    L L. T. z. Gedächtnis, Worte, gesprochen b. d. Trauerfeier, 1907;
    H. Bresslau, in: NA 33, 1908, S. 539–47;
    F. Boll, Erinnerungen an L. T., 1907;
    ders., Biogr. Einl., mit Verzeichnissen v. L. T.s Veröff. u. hsl. Nachlass, in: Vorlesungen u. Abhh. I (s. W), 1909, S. X–LXXV;
    Margherita Traube Mengarini, Seinen Schülern!, in: L. T., Nomina sacra, 1907, S. I-XII;
    G. Bonelli, L. T. e gli studi paleografici, 1913;
    A. Natale, L. T. e la nuova metodologia paleografica, 1957;
    W. D. Fritz, Theodor Mommsen, L. T. u. Karl Strecker als Mitarb. d. MGH, in: Das Altertum 14, 1968, S. 235–44;
    S. Lepsius, Ein Berliner Künstlerleben um d. Jh.wende, Erinnerungen, 1972, S. 80–105;
    H. Homeyer, in: Quaderni di storia, IV, 1976, S. 75–83;
    G. Silagi, L. T. u. d. Münchener Lehrstuhl f. Patristik, in: Aevum 73, 1999, S. 837–90;
    A. Mentzel-Reuters, L. T. u. d. MGH, in: ZBLG 77, 2014, S. 3–25;
    LThK²;
    BBKL XII; Gesch. Altertumswiss

  • Autor/in

    Arno Mentzel-Reuters
  • Zitierweise

    Mentzel-Reuters, Arno, "Traube, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 367-368 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11903493X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA