Lebensdaten
1868 – 1952
Geburtsort
Ottrau (Hessen)
Sterbeort
Überlingen/Bodensee
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118794868 | OGND | VIAF: 64143479
Namensvarianten
  • Schäfer-Dittmar, Wilhelm
  • Schäfer, Wilhelm
  • Schäfer-Dittmar, Wilhelm
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Schäfer, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118794868.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1840–1932), Schuhmacher, später Bäcker;
    M Elisabeth Gischler (1842–1917);
    1) 1890 Wuppertal-Vohwinkel ( 1898) Henriette Dittmar, 2) 1899 Berlin ( 1916) Elisabeth (Lisbeth), T d. Wilhelm Polligkeit (1876–1960, 2] 1950 Hilde Eiserhardt geb. Stahl, 1888–1954, in ltd. Position b. Dt. Ver. f. öff. u. private Fürsorge tätig), Fürsorge- u. Sozialpol. in Frankfurt/M. (s. NDB 20; Who is who d. soz. Arbeit, hg. v. H. Maier, 1998), u. d. Dorothe Weinrich (1883–1949), 3) Hofheim (Taunus) 1917 Blanche ( 1] 1902 1909 Emanuel Frhr. v. Bodman, 1874–1946, Schriftst., s. NDB II), T d. Maximilian Frhr. v. Fabrice (1845–1911), aus Dresden, hess. Kammerherr, u. d. Amalie (Ilma, Almásy) v. Zsadány u. Török-Szent-Miklós (1842–1914, 1] Rudolf Frhr. v. Maltzahn, 1834–85, auf Vollrathsrue mit Kirch Grubenhagen u. Hallalit, später auf Marxhagen, Rittmeister), aus Pest (Ungarn);
    1 S aus 2) Hermann (1906–36), 2 T aus 2) u. a. Gertrud (1900–85), 1 S aus 3) Klaus (* 1910); Schwägerin Ellinka Freiin v. Fabrice (1875–1938, 1] 1896 1913 Paul v. Gans, 1866–1915, preuß. Adel 1912, bayer. Adel 1913, Dr. phil., Industr., Privatgel, in München, s. NDB VI*, 2] 1916 Haupt Gf. zu Pappenheim, 1869–1954, ksl. Gesandtschaftsattache).

  • Biographie

    Im Anschluß an den Besuch der ev. Volksschule in der Glashütten-Siedlung in Gerresheim, wohin die Familie 1871 gezogen war, und des Realgymnasiums in Düsseldorf, bereitete sich S. seit 1883 an der Präparanden-Anstalt in Mettmann auf die Ausbildung als Volksschullehrer vor und arbeitete 1890-97 als Lehrer in Vohwinkel, später in Elberfeld. Zu dieser Zeit unterhielt er freundschaftliche Beziehungen zum „Dichterfürsten“ Richard Dehmel (1863–1920) in Berlin, der erste Schriften förderte. Obwohl sein Drama „Jakob und Esau“ (1896) 1897 bei der Uraufführung bei der „Dramatischen Gesellschaft“ im Neuen Theater in Berlin durchfiel, verschaffte es S. einen Vertrag mit dem Cotta-Verlag, der ihm Reisen nach Paris, Zürich und München ermöglichte.

    Seit 1898 arbeitete S. als Anzeigentexter in Berlin (zunächst beim Scherl-Verlag). 1900 ging er nach Düsseldorf und wurde auf Vermittlung des Industriellen und Kunstmäzens Fritz Koegel (1860–1904), den er in Berlin kennengelernt hatte, Herausgeber der Kulturzeitschrift „Die Rheinlande, Monatsschrift für dt. Art und Kunst“ (bis 1922) und 1904 Geschäftsführer des „Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein“ (bis 1922), somit zu einem der wichtigsten Vermittler von Kunst und Kultur in den Rheinlanden. In diese Zeit fiel auch seine Freundschaft mit Hermann Hesse, der 1904-16 Mitarbeiter der „Rheinlande“ war. S. lebte seit 1903 in Braubach, 1907-15 in Vallendar, danach bis 1918 in Hofheim (Taunus) und schließlich auf der „Sommerhalde“ am Bodensee (b. Ludwigshafen, Gde. Bodman).

    Seine eigentliche literarische Form fand S. in den für ihn typischen Kurzgeschichten nach dem Vorbild Kleists und im Stil Hebbels: Er veröffentlichte seit der Jahrhundertwende eine Reihe von Anekdotenbänden, in denen sich seine Vorstellungen von „Volkstum“ verbinden mit stilistischem Können und künstlerischem Formwillen. Mit den „Dreizehn Büchern der dt. Seele“ (1922, erw. 1925, zahlr. Neuaufll.) begründete S. seinen Ruf als völkisch-nationaler Schriftsteller. Seine romantisierenden Mystifizierungen der „dt. Volksseele“ fanden Anklang bei einer breiten Öffentlichkeit. Seine romanhafte Biographie des Wilhelm Voigt ( 1922) (Hptm. v. Köpenick, 1930, zahlr. Aufll.) war neben Carl Zuckmayers Buch die bekannteste der „Köpenickiaden“.

    1926 wurde S. Mitglied der „Sektion Dichtkunst“ der Preuß. Akademie der Künste, aus der er 1931 mit Erwin Guido Kolbenheyer (1878–1962) und Emil Strauß (1866–1960) austrat, weil der Versuch einer Umgestaltung der Akademie entsprechend seinen völkisch-nationalen Vorstellungen scheiterte. Im Mai 1933 kehrte S. als „Ehrensenator“ in die „gesäuberte“ Dt. Akademie der Dichtung zurück. Das Gesamtschaffen des mit allen bedeutenden dt. Literaturpreisen der NS-Zeit bedachten, regimekonformen S. – und damit auch seine heutige Rezeption – steht im Schatten seines von dt. Sendungsbewußtsein getragenen, national-konservativen Denkens. Ohne Mitglied der NSDAP gewesen zu sein, formulierte S. Ziele der NS-Kulturpolitik mit, identifizierte sich teilweise mit deren Ideologie und ließ sich zum „Aushängeschild“ (Kortländer) des Systems machen. Dies sowie sein national-konservatives Wirken in der Akademie (Christophorus-Rede, 1935) verhinderten eine Rezeption nach 1945. Erst seit wenigen Jahren wird S. – besonders im Rheinland und im Zusammenhang mit der Zeitschrift „Die Rheinlande“ – wieder in der Literaturgeschichtsschreibung wahrgenommen.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Marburg 1927);
    Goethe-Medaille (1932) u. -Plakette d. Stadt Frankfurt (1943);
    Rhein. Lit.preis (1937);
    Goethe-Preis (1941);
    Immermann-Preis (1942);
    Ehrenbürger v. Ottrau (1938) u. Bodman (1948).

  • Werke

    Weitere W Anekdoten IV, 1908;
    Rheinsagen, 1908;
    Dreiunddreißig Anekdoten, 1911;
    Rheinsagen IX, 1913;
    Anekdoten u. Sagen, 1918;
    Lebensabriß, 1918;
    Erzählende Schrr., 4 Bde., 1918;
    Die begrabene Hand, 1920;
    Bilder aus d. Goethezeit, 1922;
    Bilder aus d. dt. MA, 1922;
    Der Niederrhein u. d. Berg. Land, 1923;
    Hölderlins Einkehr, 1925;
    Die dt. Judenfrage, 1925;
    Huldreich Zwingli, Ein dt. Volksbuch, 1926;
    Pestalozzi, 1927;
    Die Anekdoten, 1929;
    Goethes Geb.haus, 1932;
    Die Frau v. Stein u. a. Erzz., 1932;
    Ausgew. Anekdoten, 1933;
    Mein Leben, Rechenschaft, 1934;
    Der dt. Rückfall ins MA, 1934;
    Meine Eltern, 1937;
    Wendekreis neuer Anekdoten, 1937;
    Mein Lebenswerk, 1938;
    Aus d. Zeit d. Befreiungskriege, Anekdoten, 1940;
    Die Handschuhe d. Gf. v. Brockdorff-Rantzau u. a. Anekdoten, 1941;
    Die silberne Hochzeit, 1942;
    Spätlese alter u. neuer Anekdoten, 1942;
    Die Anekdoten, 1943;
    Krieg u. Dichtung, 1943;
    Die Anekdoten, Ausg. letzter Hand, 1957;
    Bibliogrr.:
    C. Höfer, W.-S.-Bibliogr., 2 T., 1937/43;
    Wilpert-Gühring;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Heinrich-Heine-Inst., Düsseldorf.

  • Literatur

    O. Doderer (Hg.), Bekenntnis zu W. S., Zum 60. Geb.tag d. Dichters am 20. Jan. 1928, 1928 (P);
    M. Bosch, in: Lit. v. nebenan, hg. v. B. Kortländer, 1995, S. 298-304 (W, P);
    S. Brenner, „Das Rheinland aus d. Dornröschenschlaf wecken!“. Zum Profil d. Kulturzs. „Die Rheinlande“ (1900-1922), 2004 (P);
    K. Glasow. „Im spitzen Winkel gegeneinander denken“, Der Briefwechsel zw. Hermann Hesse u. W. S., in: S. Brenner u. a. (Hg.), „Beiden Rheinufern angehörig“, Hermann Hesse u. d. Rheinland, 2002, S. 77-84 (P);
    B. Kortländer (Hg.), W. S. (1868-1952), Eine Dokumentation zu Leben u. Werk, Ausst.kat. Ottrau 1992 (W, P);
    Rhdb.;
    Biogr. Lex. Drittes Reich;
    Nassau. Biogr.;
    Frankfurter Biogr.;
    Kosch. Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy;
    Lit. in Nazi-Dtld. (P).

  • Autor/in

    Wolfgang Delseit
  • Zitierweise

    Delseit, Wolfgang, "Schäfer, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 515-516 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118794868.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA