Lebensdaten
1906 – 1984
Geburtsort
Saarbrücken
Sterbeort
Zigarski Vrh (Slowenien)
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Regisseur
Konfession
-
Normdaten
GND: 118616943 | OGND | VIAF: 5111934
Namensvarianten
  • Staudte, Wolfgang Georg Friedrich
  • Staudte, Wolfgang
  • Staudte, Wolfgang Georg Friedrich

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Zitierweise

Staudte, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616943.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fritz (1883–1958), aus Sipirok (Sumatra), Schausp., Drehbuchautor, Buchhändler (s. Kosch, Lit.-Lex.³; Kosch, Theater-Lex.);
    M Mathilde Firmans (1886?–1921?), Schausp.;
    1) Renate Praetorius, Journalistin, 2) 1958 1964 Ingmar Muhes (* 1933, 1] Rolf Zeisberg, Jazzpianist, 3] Klaus Stapenhorst, * 1916, Filmproduzent, führte seit 1962 d. väterl. Fa. weiter, S d. Günther Stapenhorst, 1883–1976, 1928 Produktionsleiter b. d. UFA, emigrierte 1935 n. England, 1938 in d. Schweiz, gründete 1940 d. Gloriafilm A. G., 1949 d. Carlton-Film GmbH in München, Filmproduzent u. -verleiher, s. CineGraph; Kulturlex. Drittes Reich; Destination London, German-speaking Emigrés an British Cinema, 1925–1950, hg. v. T. Bergfelder u. C. Cargnelli, 2008, S. 5 f., u. d. Charlotte Gfn. v. Brockdorff, 1889–1960, 4] Rolf Hädrich, 1931–2000, Filmregisseur, seit 1970 Leiter d. Abt. Fernsehspiel b. NDR, 1968 Goldene Kamera, 1969 u. 1974 Adolf-Grimme-Preis, s. Munzinger, 5] Albert Speer, * 1934, Stadtplaner in Frankfurt /M., s. NDB 24*; Munzinger), Schausp. (s. Frankfurts starke Frauen, hg. v. H. Hoffmann, 2006), 3) 1967 1977 Rita Heidelbach, 4) 1977 Angelika Hoffmann.

  • Biographie

    Nach der Mittleren Reife absolvierte S. eine Ausbildung zum Autoschlosser und versuchte sich als Motorradrennfahrer; 1923 begann er ein Ingenieurstudium und machte verschiedene Werkspraktika. Gelegentliche Bühnenauftritte am Theater in Schneidemühl führten 1926 zum Engagement an der Berliner Volksbühne. 1931 spielte er erstmals in einem Film, an der Seite von Ernst Busch in Lupu Picks „Gassenhauer“. 1933 wurde ihm (nach eigener Aussage) die Bühnenschauspiel-Erlaubnis entzogen, dafür hatte er Auftritte in Kurzspielfilmen und arbeitete als Synchronsprecher. 1935–39 drehte S. etwa 100 Werbefilme, 1936 /37 zwei Kompilationsfilme über Autorennsport. Zudem wirkte er als Nebendarsteller in zahlreichen Spielfilmen mit, darunter auch propagandistischen wie „Pour le Mérite“ und „Legion Condor“ (1938 bzw. 1939, Regie: Karl Ritter) und „Jud Süß“ (1940, Regie: Veit Harlan).

    Mit „Akrobat schö-ö-ön“ für und mit dem Clown Charlie Rivel konnte S. 1942 /43 seinen ersten Spielfilm als Regisseur verwirklichen. Weitere Filme unterhaltenden Charakters folgten, darunter der satirische Film „Der Mann, dem man den Namen stahl“ (1944), der von der Zensur verboten wurde und erst nach dem Krieg unter dem Titel „Die seltsamen Abenteuer des Herrn Fridolin B.“ (1948) in einer Neufassung der ostdt. DEORG herauskam. Obwohl seine uk-Stellung aufgehoben wurde, konnte S. durch die Fürsprache Heinrich Georges einen weiteren Film drehen und entging so dem Kriegseinsatz.

    Nachdem die westlichen Alliierten den Stoff zunächst abgelehnt hatten, inszenierte S. in der sowjet. Besatzungszone als erste dt. Nachkriegsproduktion „Die Mörder sind unter uns“ (1945 /46, mit Hildegard Knef u. Ernst Wilhelm Borchert). In diesem Zeitbild plädierte er für einen demokratischen Neubeginn, für die Bestrafung der Täter und eine Auseinandersetzung mit dt. Schuld. Die Reflektion der unmittelbaren Nachkriegszeit und die Frage nach den Anfängen des Faschismus führte S. in seinen nächsten Arbeiten weiter. Alle diese Filme entstanden zunächst bei der DEFA. „Rotation“ (1948) verfolgt den Lebensweg eines Arbeiters durch die politischen Systeme in Deutschland, „Der Untertan“ (1951) zeichnet nach dem Roman von Heinrich Mann den obrigkeitshörigen bürgerlichen „Helden“ nach. Neben dem politischen Zugriff auf dt. Zeitgeschichte überzeugten S.s Arbeiten in diesen Jahren auch durch ihren ästhetischen Anspruch, der sich teilweise an filmischen Traditionen der Weimarer Republik orientierte. Daneben drehte S. Kinderfilme wie „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (1953).

    S. pendelte zwischen Ost und West, drehte aber seit 1956 ausschließlich in der Bundesrepublik. Gegen den Trend der Unterhaltungsfilme in der Wirtschaftswunderzeit wahrte er den Anspruch, sich gesellschaftlichen und politischen Stoffen zu widmen, und eckte so immer wieder an: „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959), „Kirmes“ (1960), „Herrenpartie“ (1962/63) fragten nach den NS-Kontinuitäten in der westdt. Gesellschaft. Mildere Formen gesellschaftlicher Kritik wählte er u. a. in „Der Maulkorb“|(1958) nach Heinrich Spoerl und in der Verfilmung von Brecht/Weills „Dreigroschenoper“ (1962/63), in denen das zeitlos Kabarettistische die gezielte Kritik überdeckt. Mit der 1968 gegründeten eigenen „Cineforum Film- und Fernsehproduktion“ scheiterte S. finanziell und künstlerisch. Fortan arbeitete er vorwiegend für das Fernsehen; neben Folgen für die TV-Serie „Tatort“ zeichnete er v. a. für aufwendige Fernsehmehrteiler verantwortlich, wie etwa die Jack-London-Adaptionen „Der Seewolf“ (1971) und „Lockruf des Goldes“ (1974/75) oder die Serien über einen Rheinschiffer (MS Franziska, 1976/77) bzw. über eine Bergarbeiterfamilie (Die Pawlaks, 1981/82). Handwerklich versiert und mit zurückgenommenen kritischen Zwischentönen bedienten diese Serien einen in den 70er Jahren verbreiteten pädagogischen Anspruch des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Mit dem vom Publikum mißachteten und von der Kritik weitgehend unterschätzten Film „Zwischengleis“ (1978), seiner letzten Kinoarbeit, griff S. noch einmal auf seine ursprüngliche Intention zurück, aufklärerisch die dt. Nachkriegsgeschichte zu begleiten und zu illustrieren.

  • Auszeichnungen

    A Nat.preis II. Kl. f. „Der Untertan“ (1951);
    korr. Mitgl. d. (Ost-)Berliner Ak. d. Künste (1954);
    Silberner Löwe d. Internat. Filmfestspiele Venedig f. „Ciske – De Rat“ (1955);
    Hauptpreis d. Internat. Filmfestspiele Karlsbad f. „Rosen f. d. Staatsanwalt“ (1960);
    Dt. Filmpreis, Filmband in Gold (1975);
    Gr. BVK (1979); Helmut Käutner-Preis (1984 posthum).

  • Werke

    Weitere W u. a. Frau über Bord, 1944/45;
    Schicksal aus zweiter Hand, 1949 (auch Drehbuch);
    Leuchtfeuer, 1954 (auch Drehbuch mit W. J. Lüddecke);
    Ciske – De Rat (Ciske – e. Kind braucht Liebe), 1955 (auch Drehbuch);
    Rose Bernd, 1956;
    Der letzte Zeuge, 1960;
    Die Rebellion, 1962 (auch Drehbuch);
    Die glückl. Jahre d. Thorwalds, 1962;
    Ganovenehre, 1965/66;
    Die Herren mit d. weißen Weste, 1969/70;
    Der eiserne Gustav, 1978/79 (TVSerie);
    Der Snob, 1983 (TV-Film, auch Drehbuch).

  • Literatur

    u. a. H. Knietzsch, W. S., 1966;
    E. Orbanz, W. S., 1974;
    P. Buchka, Bilder aus d. dt. Heldenleben, z. 75. Geb.tag v. W. S., in: SZ v. 10./11. 10. 1981;
    ders., Der Porträtist d. dt. Charakters, Zum Tod d. Filmregisseurs W. S., ebd. v. 21./22. 1. 1984 (P);
    G. R. Koch, Kein Untertan, Zum Tode v. W. S., in: FAZ v. 21. 1. 1984;
    W. S., Themenheft, Film u. Fernsehen, Nr. 9, Sept. 1986;
    E. Netenjakob u. a., S., hg. v. E. Orbanz u. H. H. Prinzler, 1991;
    K. Kreimeier, Die Ufa-Story, 1992;
    M. Ludin, W. S., 1996 (P);
    U. u. A. Schmidt-Lenhard (Hg.), Courage u. Eigensinn, 2006;
    CineGraph;
    Munzinger;
    Wer war wer DDR;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Kosch, TheaterLex.;
    Kulturlex. Drittes Reich;
    Fernsehdok.:
    G. S. Troller, Gespräch mit W. S., 1972;
    M. Ludin, Kein Untertan, W. S. u. seine Filme, 1976;
    R. Brodmann, Erst Käutner u. dann S., 1979.

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Staudte, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 89-90 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616943.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA