Lebensdaten
1901 – 1983
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
Filmarchivar ; Kulturfunktionär
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Volkmann, Herbert Julius Adolf
  • Volkmann, Herbert
  • Volkmann, Herbert Julius Adolf
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Zitierweise

Volkmann, Herbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137527.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1867–1945, ev.), aus Jagdhaus (Lkr. Dt. Krone, Westpommern), Sergeant im Garde-Füsilier-Rgt., Büroassistent b. Armenamt d. Magistrats in B., S d. Karl, zuletzt Altsitzer in Jagdhaus, u. d. Justine Hermannski ( v. 1897);
    M Bertha (1870–1947, ev.), aus Kampsruh b. Wehlau (Ostpr.), Näherin, Dienstmädchen, T d. Friedrich Ferdinand Kugland ( v. 1897), Zieglermeister in Hohenfeld (Kr. Friedland, Ostpr.), u. d. Luise Rabel;
    2 Schw Lotte Zernik (1898–1974), Eva Jönsson (1906–73);
    1) 1929 Frida Passenheim (1904–69), 2) 1974 Hermine Elisabeth Manthey, geb. Albien (* 1928);
    1 S aus 1), 3 T aus 1).

  • Biographie

    V. besuchte in Berlin die 221. Gemeindeschule, danach die 14. Realschule und die Kirschner-Oberrealschule bis zum Abitur 1921. Selbstfinanzierte Studien absolvierte er an den Universitäten Berlin (u. a. Jura u. Zeichenkunst 1921–24) und Leipzig (Philosophie 1928), wohl auch in Innsbruck (vermutl. 1925). Er engagierte sich in der „Kommunistischen Studentenfraktion“ (Kostufra), der „Gesellschaft der Freunde des neuen Rußlands“, der „Roten Hilfe“ und seit 1931 in der Ortsgruppe Schöneberg des Arbeiterfotografen-Bundes. Nach Reisen durch Jugoslawien, Albanien und Bulgarien 1929 / 30 fand er eine Anstellung als Redakteur bei der Bildagentur „Neofot-Fotag“; 1933 war er kurzzeitig als Redakteur beim „Atlantic Pressebilderdienst“, danach bis 1937 als freiberuflicher Vertreter für Auslandsphotos tätig. Seine zum Widerstandskreis Harro Schulze-Boysen/ Arvid Harnack gehörenden Freunde Elisabeth (1904–42) und Kurt Schumacher (1905–42) |motivierten ihn 1936 zur Mitarbeit als „Informator“ im Berliner Department der Nachrichtenagentur „United Press of America“. Zunächst als Chefredakteur, dann als Chef vom Dienst des Eurocont-Departments (1939), versorgte er die Widerstandsgruppe zwischen 1937 und 1941 mit Nachrichten – zusammen mit dem Journalisten und Widerstandskämpfer Wilhelm Guddorf (1902–43, Ps. Paul Braun). 1941 zur Wehrmacht eingezogen, desertierte V. im März 1945, hielt sich bis Kriegsende verborgen und geriet im Juni für zwei Monate in sowjet. Kriegsgefangenschaft. Danach trat er dem Freien Dt. Gewerkschaftsbund (FDGB) und der KPD (seit 1946 SED) bei und wurde im Sept. 1945 mit Aufbau und Leitung der Abteilung Kunst und Literatur in der von Paul Wandel (1905–95) geleiteten „Zentralverwaltung für Volksbildung“ in der sowjet. besetzten Zone betraut. Dieses Ressort, 1949 in Hauptabteilung Kunst und Literatur im Ministerium für Volksbildung umbenannt und auch für den Bereich Film zuständig, führte V. bis 1950. Bei ihm trafen sich kommunistische Emigranten und in Deutschland verbliebene Filmschaffende, u. a. Wolfgang Staudte (1906–84), dessen Drehbuch zu „Die Mörder sind unter uns“ 1946 realisiert wurde. V. beschäftigte sich in Abstimmung mit der sowjet. Militäradministration mit einem „Filmaktiv“, Keimzelle der 1946 gegründeten DEFA, und war federführend beim Aufbau einer neuen Filmproduktion und -kultur. 1947 gehörte er zu den Mitgründern der „Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion“ (seit 1949 u. d. T. „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“), von Ende Okt. 1950 bis 1953 / 54 war er erster Generalsekretär des von ihm mitgegründeten Kulturfonds der DDR. Zwischen 1946 und 1953 / 54 wurde sein Widerstand gegen den NS mehrfach Gegenstand von Überprüfungen durch die SED, zuletzt – vor dem Hintergrund des Prager Slánský-Prozesses – durch die Zentrale Parteikontrollkommission.

    Im April/ Mai 1954 wurde V., obwohl dafür kein Fachmann, in das VEB DEFA Studio für Spielfilme als Direktor für Wirtschaft delegiert. 1957 / 58 sprach er sich gegen DEFA-Koproduktionen mit Westdeutschland aus. Seiner Enthebung als Wirtschaftsdirektor zum 1. 5. 1958 wegen „ernster Mängel“ folgte am 1. 9. 1958 die Berufung zum Direktor des 1955 gegründeten „Staatlichen Filmarchivs“ der DDR (SFA), das sich in einem desolaten Zustand befand. Mit einer rasch erarbeiteten Denkschrift des Inhalts, wonach ein Filmarchiv nicht zur Hebung der Staatsfinanzen, wohl aber zur Schaffung eines sozialistischen Bewußtseins beitragen könne, erzielte V. Aufmerksamkeit bei Ministerien und Kommissionen. Mit dem von ihm verfaßten Handbuch „Film-Präservation“ (1963, engl. 1965) legte V. international die Basis für künftige Fragen der Filmkonservierung und Filmarchivwissenschaft. 1967 gelang ihm mit der Fertigstellung eines modernen Filmlagers in Wilhelmshagen (Architekt Peter Senf, 1938–2012), damals das größte Investitionsvorhaben im Filmwesen der DDR, die Krönung seiner Arbeit. Nach seinem altersbedingten Ausscheiden Ende 1968 ging die Leitung des SFA an den von V. geförderten Wolfgang Klaue (* 1935) über; V. blieb dem Archiv bis 1976 als wissenschaftlicher Mitarbeiter weiter verbunden, projektierte u. a. eine archivwissenschaftliche Schriftenreihe, identifizierte historische Dokumentarfilme und nahm internationale Aufgaben innerhalb der Fédération Internationale des Archivs du Film (FIAF) wahr. Ende 1968 verpflichtete sich V. zu einer Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit und stellte in Berlin zeitweise eine „Konspirative Wohnung“ zur Verfügung. Seine Verbindung zum MfS hielt bis 1982 an.

  • Auszeichnungen

    |VVO in Bronze (1962), Silber (1976) u. Gold (1981);
    Verdienstmedaille d. DDR (1965);
    Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold (1968);
    Präs. d. Internat. Komitees f. Filmkonservierung d. FIAF (seit 1964);
    Ehrenmitgl. d. Comité Directeur d. FIAF (1968).

  • Quellen

    |BA, Nachlaß Max Burghardt, SAPMO, NY 4199 / 118 Kaderfragen, DR 140 Staatl. Filmarchiv d. DDR; BstU, MfS A/ M 9867 / 71, Volkmann, Herbert; MfS AKK 18823 / 82 Akte Herbert Volkmann; Univ.archive Innsbruck u. Leipzig.

  • Werke

    Weitere W Zur Arbeit d. Staatl. Filmarchivs, in: Dt. Filmkunst, Nr. 2, 1959, S. 51;
    Jenseits vom Protokoll, Aus d. Ann. d. DEFA (1), in: Filmspiegel, Nr. 6 v. 23. 3. 1966, S. 8 f.;
    Hüter d. Kulturerbes, in: Bild u. Ton, H. 5, 1966, S. 136 f.;
    Der Neubau d. Staatl. Filmarchivs d. DDR, in: Archivmitt., 1968, S. 27–35;
    Die Dauerkonservierung u. Restaurierung audiovisueller Informationsträger, ebd. 1976, S. 185;
    V. über seine Tätigkeit in d. Zentralverw., in: A. Wilkening, Gesch. d. DEFA v. 1945–1950, Betriebsgesch. d. VEB DEFA Studio f. Spielfilme, T. 1, 1981, S. 23 ff.

  • Literatur

    |W. Klaws, Kämpfer u. Sieger, Gesch. d. Widerstandskampfes in Berlin-Pankow (…), 1981;
    Ch. Mückenberger, Wir verdanken ihm viel, Über H. V., der u. a. die DEFA mitbegründete, in: Märk. Volksstimme v. 22. 7. 1981, engl. u. d. T. To H. V. –80, in: FIAF Information Bull., XXI, Dec. 1981, S. 11 f.;
    I. Belger, Die Gesch. u. d. Aufgaben d. Staatl. Filmarchivs d. DDR in d. ersten zwanzig J. seines Bestehens (1955–1975), Dipl.arb. Potsdam 1997;
    J. Stich, Schloß Wiepersdorf als Schriftst.heim 1945 bis 1951, in: Die dritte Front, Lit. in Brandenburg 1930–1950, hg. v. P. Walther, 2004, S. 94 f.;
    A. Barnert, Erinnerungen e. Archivdir., H. V. im Personenporträt d. Staatl. Filmdok. d. DDR, in: R. Aurich u. R. Forster (Hg.), Wie d. Film unsterblich wurde, Vorakad. Filmwiss. in Dtld. bis 1965, 2015, S. 89–96;
    R. Aurich, Bei pol. Fehlern nicht schweigen – H. V., in: Bilder d. Jh., Staatl. Filmarchiv d. DDR 1955–1990, Erinnerungen, Zus.gestellt v. E. Hahm, H. Karnstädt, W. Klaue u. G. Schulz, hg. v. d. DEFA-Stiftung, 2015, S. 44–51;
    Wer war wer DDR;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    Filme: Gesch. d. DEFA, 3. H. V., Regie V. Otten, DDR 1977;
    Zur Gesch. d. Staatl. Filmarchivs, H. V., geb. 22. 7. 1901, Wiss. Mitarbeiter d. Staatl. Filmarchivs, Präs. d. Preservation Commission in d. FIAF, Regie dies., DDR 1981.

  • Autor/in

    Rolf Aurich
  • Zitierweise

    Aurich, Rolf, "Volkmann, Herbert" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 96-98 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137527.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA