Lebensdaten
1908 – 1991
Geburtsort
Posen
Sterbeort
Berlin (-Ost)
Beruf/Funktion
Graphiker ; Karikaturist ; Journalist ; Publizist
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118605356 | OGND | VIAF: 17248399
Namensvarianten
  • Sandberg, Herbert
  • Sandberg, H.

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Zitierweise

Sandberg, Herbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605356.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus bürgerl., orthodox jüd. Fam.;
    V Salomon (1878–1970), aus P., Lederhändler in Hindenburg (Niederschlesien), seit 1918 in Breslau;
    M Eva ( 1935), aus Ratibor;
    3 Geschw;
    1) 1946 Eugenie (* 1923), T d. Leo Spies (Spieß) (1899–1965), Komp., Dirigent, 1929-35 Dirigent u. musikal. Leiter d. Balletts d. Staatsoper Berlin, 1935-44 Dirigent d. Dt. Oper Berlin-Charlottenburg, 1947-54 musikal. Leiter d. Komischen Oper Berlin, Leiter e. Klasse f. Komp. an d. Ak. d. Künste in Berlin(-Ost), 1959 Prof., 1954 Goethe-Preis (Berlin), Nat.preis d. DDR 1956 (s. Riemann, Erg.bd.; Kosch, Theater-Lex.; Biogr. Hdb. SBZ/DDR; New Grove), 2) 1982 Lilo Grahn (* 1953), Schausp., Verw. v. S.s Nachlaß (s. W);3 K aus 1).

  • Biographie

    Vom Vater streng orthodox erzogen, besuchte S. zunächst das Kgn.-Luise-Gymnasium in Hindenburg. Nach der Übersiedelung der Familie nach Breslau 1918 wurde er wegen Zwistigkeiten mit dem Vater vom städt. Gymnasium genommen und nach Burgpreppach (Franken) auf eine jüd. Lehrerbildungsanstalt, die „Präparandie“. geschickt. Eine anschließende Lehre im Breslauer Bankhaus Löwy & Co. konnte er wegen Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung nicht beenden. Daraufhin ermöglichte ihm ein Onkel den Besuch der Kunstgewerbeschule. 1926 nahm ihn Otto Mueller (1874–1930) in seine Malklasse an der Breslauer Kunstakademie auf. Da S. für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen mußte, begann er, Zeichnungen für Breslauer Wochenzeitungen zu liefern. Seit Herbst 1928 arbeitete er in Berlin für kommunistische Blätter wie die „Arbeiter Illustrierte Zeitung“, „Der Knüppel“, „Eulenspiegel“ und „Roter Pfeffer“, aber auch für den sozialdemokratischen „Wahren Jakob“ und die Ullstein-Presse. 1929 trat er der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“|(ASSO) bei, 1930 unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise der KPD. Bald wurde S. zum Instrukteur und in den illegalen Apparat der KPD eingebunden; die künstlerische Tätigkeit trat hinter der Politik zurück. Um der drohenden Verhaftung zu entgehen, tauchte er nach der „Machtergreifung“ unter, im Sommer 1934 floh er nach Prag. Doch die KP-Gruppe schickte ihn zurück; S. wurde zufällig aufgegriffen und zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe im Zuchthaus Brandenburg-Görden wurde er 1937 in das KZ Buchenwald überstellt, wo er im April 1945 durch die Amerikaner befreit wurde.

    Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Berlin begann S. zusammen mit Günther Weisenborn (1902–69), die satirische Zeitschrift „Ulenspiegel“ aufzubauen, die unter dem Druck der Zensur jedoch noch im selben Jahr eingestellt wurde. S. erhielt eine Arbeit als Zeichner und für kurze Zeit als Bildredakteur beim „Neuen Deutschland“. In der kunstpolitischen Formalismus-Debatte 1949 als unmarxistischer „Versöhnler“ diffamiert, begann er eine Existenz als freischaffender Zeichner und Bühnenbildner. Auf Anregung Bert Brechts entstanden in den 50er Jahren Graphiken von dessen Arbeit mit dem „Berliner Ensemble“. 1954-57 übernahm S. die Chefredaktion der „Bildenden Kunst“, bis die Zensur auch dieses Blatt an den Rand des Ruins brachte. Fortan arbeitete er als freier Grafiker und Karikaturist, zeichnete regelmäßig für das „Magazin“ und hatte im „Neuen Deutschland“ eine Serie „Mit spitzer Feder“. Mitte der 50er Jahre begann S. damit, seine Hafterlebnisse künstlerisch zu verarbeiten. Seit den späten 60er Jahren erhielt er Ausstellungen auch in der Bundesrepublik sowie in Wien und Paris.|

  • Auszeichnungen

    Medaille „Kämpfer gegen d. Faschismus“ (1958);
    Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold (1966);
    Kunstpreis d. DDR (1967);
    VVO (in Bronze 1968, in Gold 1978);
    Käthe-Kollwitz-Preis d. Ak. d. Künste d. DDR (1972);
    Gastprof. (Hochschule f. Grafik u. Buchkunst, Leipzig 1972);
    Nat.preis (II. Kl. 1973, I. Kl. 1983);
    o. Mitgl. d. Ak. d. Künste (Berlin-Ost 1983).

  • Werke

    Holzschnitte u. Zeichnungen: Versch. Meinungen, die Eiferer, Angst, 1948;
    Eine Freundschaft, 30 Holzschnittskizzen, 1949;
    Brecht Verhör, 1958;
    Sandbergs satir. Zeitgesch., 1959;
    Der freche Zeichenstift, 1963;
    Mein Brecht-Skizzenbuch, 1967;
    Graph. Folgen u. Mappen:
    Atom, Atom …, 1958;
    Der Weg, 1958-1968;
    Varianten z. Kommunist. Manifest, Die farbige Wahrheit, 1974;
    Über d. Dummheit in d. Musik, 1977;
    Aufzeichnungen über Buchenwald (dt., engl., franz.), hg. v. M. Hannsmann mit Holzschn. v. HAP Grieshaber u. Zeichn. v. H. S., 1978;
    O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen, 1980;
    Der anachronist. Zug, 25 Aquatinta-Radierungen, 1985;
    Autobiogr.
    Spiegel e. Lebens, Erinnerungen, Aufss., Notizen u. Anekdoten, 1988;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Privatbes. L. Sandberg-Grahn; |

  • Quellen

    Qu Ak. d. Künste, Berlin, Abt. Bildende Kunst, Verband Bildender Künstler d. DDR (Unterlagen u. Schr.wechsel; Kunstslg.: Der Weg, 1958-1968; 70 Radierungen, Bilder z. kommunist. Manifest, 1967-1968; 50 Decilith-Schnitte; 52 Druckgraphiken, 1948-1988; Slg. d. Plakate S.s; Fotos v. Werken S.s); Landesarchiv Berlin; BA Berlin, SAPMO (Bestand Dt. Kulturbund, Komm. Bildende Kunst).

  • Literatur

    Ludwig Richard Müller, S.s kl. Gal., Karikaturen u. Anekdoten, 1968;
    L. Lang. H. S., Leben u. Werk, 1977;
    H. S., Absichten u. Ansichten, 1978;
    H. S., Pol. Grafik, Ausst.kat. d. Abendgal. Osnabrück/Weserburg, 1981;
    H. S., Frühe Karikaturen – späte Graphik, bearb. v. K. Krenzlin, Ausst.kat. d. Ak. d. Künste d. DDR, 1988;
    Eulenspiegeleien, in: FAZ v. 18.4.1988;
    Brechts Zeichner, in: FAZ v. 26.3.91;
    K. Fleming, Karikaturisten-Lex., 1993;
    Wer war wer in d. DDR, 1995;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR.

  • Porträts

    Fotos in: BA Berlin, Bildarchiv d. SED;
    BA Koblenz, Bildarchiv (adn Zentralbild).

  • Autor/in

    Karin Hartewig
  • Zitierweise

    Hartewig, Karin, "Sandberg, Herbert" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 414-415 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605356.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA