Lebensdaten
1901 – 1972
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118575627 | OGND | VIAF: 68960050
Namensvarianten
  • Maass, Joachim
  • Maas, Joachim
  • Maaß, Joachim

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Zitierweise

Maass, Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575627.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Edgar (s. 1).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Johanneum in Hamburg trat M. 1920 eine kaufmännische Volontärzeit in der Firma seines Vaters an. In deren Auftrag hielt er sich 1922 in Lissabon auf; danach widmete er sich ausschließlich literarischen Interessen. 1925 erschienen eine von ihm übersetzte Anthologie „Völkische Poesie und moderne Lyrik Portugals“ und sein dramatisches Gedicht „Johann Christian Günther“. Bekannt wurde M. mit seinem ersten Roman „Bohème ohne Mimi“ (1930), der in einem „Egoismus von unbekümmerter Überlegenheit“ (Kantorowicz) eine „künstlerisch verschwärmte Jugend“ schildert. Eine Neuauflage wurde später von den Nationalsozialisten verhindert. Zeitweise Redakteur der „Vossischen Zeitung“, lebte M. seit 1926 hauptsächlich von Feuilletons für das „Hamburger Fremdenblatt“. 1932 erschien der „gegen jede Art von Diktatur“ Stellung nehmende, formal experimentelle Roman „Der Widersacher“, 1935 folgte der von Hermann Hesse gelobte idyllische Kindheitsroman „Die unwiederbringliche Zeit“, im selben Jahr das Luftreisebuch „Auf den Vogelstraßen Europas“, für das M. mit einem Freibillet der Lufthansa verschiedene Länder bereist hatte. 1936 besuchte M., der nunmehr von Tantiemen leben konnte, die USA, wo er Emigrationsmöglichkeiten für seine jüdischen Freunde und Förderer, den Psychiater Lothar Luft und dessen Frau Maria Renée, M.s spätere Lebensgefährtin, sondierte. Nach der Veröffentlichung des erfolgreichen Romans „Ein Testament“ (1939, ³1942 in Deutschland), der|eine Familiengeschichte anhand eines Kriminalfalls darstellt und eine versteckte Auseinandersetzung mit dem „entfremdeten“ Vaterland enthält, ging M. freiwillig ins Exil. Unter dürftigen materiellen Bedingungen lebte er zuerst in New York, in der Nähe der Familie Luft, bis ihm die National Carl Schurz Association im Herbst 1940 eine Stellung am Mount Holyoke College in South Hadley/Massachusetts verschaffte, wo er Vorlesungen über deutsche Literatur hielt, die er 1949 unter dem Titel „Die Geheimwissenschaft der Literatur“ veröffentlichte. Aus Dankbarkeit für gewährte Hilfe schrieb er eine Carl-Schurz-Biographie (Der unermüdliche Rebell, 1949). „Das magische Jahr“ (1945), ein weiteres Buch über seine Hamburger Kindheit, „mit dem Odem der Sehnsucht wiedererweckt“, wurde in der amerikan. Erstausgabe (1944) kein Erfolg und konnte die von M. empfundene Echolosigkeit des Exils nicht aufheben.

    Gefördert und geschätzt wurde M., der als zwanglos, verträglich und gemütlich galt, zeitlebens von befreundeten Schriftstellern wie Carl Zuckmayer, Martin Beheim-Schwarzbach, Stefan Zweig sowie von Gottfried Bermann-Fischer, der ihn 1945 zum Mitherausgeber der „Neuen Rundschau“ machte, und von seinem späteren Verleger Kurt Desch. Den Redakteursposten gab er 1950 auf, um „Der Fall Gouffée“ (1951) zu schreiben, der – ebenfalls ein gehobener Kriminalroman in der Nachfolge Dostojewskijs – sein erfolgreichstes Buch wurde und ihn zur Rückkehr nach Hamburg anregte, wo er 1952-54 lebte. Der Versuch eines Neuanfangs in Deutschland gelang ihm jedoch nicht, und er kehrte – auch aus privaten Gründen – nach New York zurück. Seine Reemigration bezeichnete er später als „eine Frage der Sittlichkeit“ angesichts der moralischen „Indifferenz“ der Deutschen. Er verfaßte noch eine Kleist-Biographie (Kleist, die Fackel Preußens, 1957) sowie Dramen, Hör- und Fernsehspiele. Seit 1965 war M., dessen Gesundheit sich seit 1947 zunehmend verschlechtert hatte, vollständig arbeitsunfähig.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Freien Ak. d. Künste in Hamburg (1950), d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt;
    Literaturpreis d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1961).

  • Werke

    Weitere W Stürmischer Morgen, 1937 (Biogr. F. L. Schröders);
    Zwischen Tag u. Traum, e. Lesebuch, 1961;
    Eine Frage d. Sittlichkeit, in: H. Kesten (Hrsg.), Ich lebe nicht in d. Bundesrepublik, 1964;
    Die Stunde d. Entscheidung, Drei Dramen, 1965 (Schwarzer Nebel, Der Fall de la Roncière, Das Eis von Cape Sabine). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Marbach, Dt. Lit.archiv. - W-Verz.: G. v.Wilpert u. A. Gühring, Erstausgg. dt. Dichtung, 1967.

  • Literatur

    A. Kantorowicz, Bohème ohne Mimi, in: Die Literar. Welt 16.5.1930, S. 5 f.;
    Poetisches Taschenbuch 1935 (P);
    J. Günther, Der Moralist u. Erzähler J. M., in: Die neue Rdsch. 78, 1952, S. 1142-45;
    Ein Alm. d. Autoren d. Verlages Kurt Desch, 1963 (P);
    G. Schaaf, J. M., Hamburger Bibliogr. 13, 1970 (W-Verz., L, P);
    M. Beheim-Schwarzbach, Gedenkwort f. J. M., in: Jb. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, 1972, S. 100-02;
    B. B. Fischer, Sie schrieben mir, 1978;
    D. Sevin, J. M. -
    Exil ohne Ende, in: Colloquia Germanica 14, 1981, S. 1-25;
    F. Lennartz, Dichter unserer Zeit, ⁵1952 u. ö.;
    Kunisch;
    Kindlers Lit.-Lex. IV, S. 3404 (Der Fall Gouffé);
    Internat. Bibliogr. z. Gesch. d. dt. Lit. II, 2, 1972, IV, 2, 1984;
    BHdE II.

  • Porträts

    Zeichnung v. B. F. Dolbin (Marbach, Dt. Lit.archiv).

  • Autor/in

    Uwe Laugwitz
  • Zitierweise

    Laugwitz, Uwe, "Maass, Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 598-599 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118575627.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA