Lebensdaten
1821 – 1898
Geburtsort
Marburg/Lahn
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118563696 | OGND | VIAF: 17372406
Namensvarianten
  • Knies, Carl Gustav Adolf
  • Knies, Karl
  • Knies, Carl Gustav Adolf
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Zitierweise

Knies, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563696.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand (* 1787), Polizeibeamter in M., dann in Fulda u. Rinteln, S d. Pfarrers Joh. Heinrich aus Büdingen;
    M Katharina Elisabeth Becker (1790–1867) aus Cappel b. Marburg; 8 Geschw.;
    - ca. 1850 Louise N. N.;
    K, u. a. Max (1851–1917), Augenarzt, Prof. in Freiburg (s. Fischer), Klara ( Ernst Kuhn, 1920, Indogermanist).

  • Biographie

    K. wuchs in beengten, kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Seit 1841 studierte er in Marburg Geschichte und Staatswissenschaften, hörte aber auch evangelische Theologie und Philologie. Er erwarb 1844 die Befähigung für das Lehramt an Gelehrtenschulen. 1846 wurde er in Marburg zum Dr. phil. promoviert und zugleich als Privatdozent zugelassen. Seine Dissertation über die Geschichte der altrömischen Stadt Praeneste, heute Palestrina, wurde auch als Habilitationsschrift anerkannt. Doch waren die akademischen Erfolge von bitterer Armut begleitet, denn von den Hörgeldern konnte K. nicht leben. Ein Gesuch um Erteilung einer außerordentlichen Professur für Staatswissenschaften und Geschichte wurde von der Philosophischen Fakultät wegen fehlender Publikationen nicht befürwortet und vom Ministerium abgelehnt. In Anbetracht von K. umfangreicher Lehrtätigkeit – er hatte unter anderem für Bruno Hildebrand und Heinrich von Sybel die Lehrstuhlvertretung übernommen – wurde jedoch eine Geldbelohnung gewährt. K. erhielt zunächst 200 Taler und wurde im Herbst 1849 vom Ministerium aufgefordert, an der Höheren Gewerbeschule in Kassel eine bezahlte nichtakademische Lehrtätigkeit aufzunehmen. Er benutzte das Winterhalbjahr in Kassel, um die von der Fakultät verlangte Publikation zu schreiben; im Februar 1850 erschien das Werk „Die Statistik als selbständige Wissenschaft“. Hiermit wäre eigentlich der Weg frei gewesen, doch an die Stelle des K. wohlgesinnten Ministers Eberhard trat nach dem Scheitern der Revolution der Minister Hassenpflug. Alle Reformpläne wurden abgesagt und die von K. bekleidete Lehrstelle zu Ostern 1851 aufgehoben, so daß K., der inzwischen Frau und Kind hatte, nach Marburg zurückkehrte, immer noch als Privatdozent. Ohne Chance für eine Universitätslaufbahn entschloß er sich im August 1852, einen Ruf als Gymnasialprofessor für Geschichte und Geographie nach Schaffhausen anzunehmen. In Schaffhausen veröffentlichte er 1853 das schon in Marburg vorbereitete Buch „Die politische Oekonomie vom Standpunkte der geschichtlichen Methode“ (²1883). Mit diesem seinem Hauptwerk stellte er sich gleichberechtigt neben die beiden anderen bedeutenden Vertreter der älteren historischen Schule in der deutschen Nationalökonomie, Wilhelm Roscher und Bruno Hildebrand. Zu Ostern 1855 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Professor für Kameralwissenschaften an die Universität Freiburg (Breisgau). Spätere Berufungen nach Basel und Zürich lehnte er ab. In Freiburg entfaltete er in der Öffentlichkeit durch die Tagespresse, durch Vorträge und in den landwirtschaftlichen und gewerblichen Verbänden eine so rege Aktivität, daß er im Herbst 1861 als Abgeordneter in die 2. badische Kammer gewählt wurde. Als Direktor der neu errichteten badischen Schulbehörde für Mittel- und Volksschulen arbeitete K. die Vorlage für eine Reform des Volksschulwesens aus; er war der Autor des Spezialgesetzes über die Aufsichtsbehörden für die Volksschulen vom 29.7.1864. Als jedoch ein unbefriedigender Kompromiß zwischen Regierung und katholischer Volkspartei zustandekam, trat K. zurück. Ein anderes Betätigungsfeld war die gewerbliche Gesetzgebung. Hier versuchte er durch die Leitung der Verhandlungen des Landesgewerbevereins und als Beirat über eine Gewerbegesetzvorlage „für die zeitgemäße Neubildung ökonomischer Zustände zu wirken“. Er verfaßte schließlich den ausführlichen Kommissionsbericht über den wichtigen Gesetzentwurf zur Einführung der Gewerbefreiheit. – 1865 erhielt K. einen Ruf als ordentlicher Professor der Staatswissenschaften nach Heidelberg, wo er sein Fach mehr als 30 Jahre lang vertrat. Seine Reputation war so groß, daß sie auch begabte ausländische Studenten – beispielsweise den späteren Nationalökonomen John Bates Clark – nach Heidelberg zog. K. war wiederholt Mitglied der 1. Badischen Kammer, 1882 ihr Vizepräsident. 75jährig trat er 1896 in den Ruhestand.

    Als Wissenschaftler wandte sich K. gegen den „Absolutismus der Theorie“, das heißt gegen den Versuch, unbedingt gültige Regeln für alle Zeiten, Länder und Völker aufzustellen und hierin den Inhalt der Nationalökonomie zu erblicken. Er argumentierte, Erdoberfläche, Klima und Menschen als die natürliche Basis ökonomischer Verhältnisse seien überall nur in ihrer konkreten Eigentümlichkeit vorhanden. Seine Lieblingsgebiete waren die Statistik und die Eisenbahnfrage.|

  • Auszeichnungen

    Dr. iur. h. c. (Tübingen 1877).

  • Werke

    Weitere W u. a. Zur Lehre vom wirtsch. Güterverkehr, vom Geld u. vom Credit, Prorektoratsprogr., 1862;
    Geld u. Credit, 3 Bde., 1873–79, Nachdr. 1931;
    Karl Friedrichs v. Baden briefl. Verkehr mit Mirabeau u. Du Pont, 2 Bde., 1892.

  • Literatur

    O. v. Boenigk, Festschr. z. 75. Geb.tag v. K. K., 1896;
    E. Blenck, in: Zs. d. Kgl. Preuß. Statist. Bureaus, 1899;
    ders., in: BJ III;
    Max Weber, Roscher u. K. u. d. log. Probleme d. hist. Nat.-ökonomie. in: Schmollers Jb. 27, 29, 30, 1903-06, wieder in: Max Weber, Ges. Aufsätze z. Wiss.-lehre, 1922, ²1951;
    Bad. Biogrr. V, 1906;
    Ch. Jaffé, Roscher, Hildebrand u. K. als Begründer d. älteren hist. Schule dt. Volkswirte, Diss. Bern 1911, gedr. 1916;
    B. Laum, in: Lb. aus Kurhessen u. Waldeck III, 1942 (W, L, P);
    R. v. Thurn u. Taxis, Versuch e. methodolog. Unters. d. Wirtsch.wiss. b. Roscher u. K., Diss. Graz 1947 (ungedr.);
    Hdwb. d. Staatswiss. V, 1923;
    Hdwb. d. Sozialwiss. VI, 1959 (L).

  • Autor/in

    Walter Braeuer
  • Zitierweise

    Braeuer, Walter, "Knies, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 182-183. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118563696.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA