Lebensdaten
1862 – 1936
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Germanist ; Philologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117146382 | OGND | VIAF: 26145857776523020614
Namensvarianten
  • Much, Rudolf
  • Much, Rudolph

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Zitierweise

Much, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117146382.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Matthäus (s. 1);
    M Marie Kiendl;
    1) Salzburg 1893 ( 1903) Agnes (* 1872, ev.), T d. Carl Gagstatter, Privatier in Salzburg, u. d. Agnes Skaupi, 2) Stralsund 1905 Elisabeth (1881–1926), T d. Gustav Schmidt (* 1842), preuß. Postdir. in Stralsund, u. d. Margarete Bergemann (* 1835) aus Stettin, 3) Wien 1927 Cornelie (1880–1963), Turnpädagogin, Gymnasialdir., T d. Friedrich Otto Benndorf (1838–1907), Archäologe (s. NDB II; ÖBL);
    3 S, 2 T, u. a. Wolf Isebrand (1908–43, ⚔), Dr. phil., Germanist, Mitarbeiter am Bayr.-österr. Wörterbuch d. österr. Ak. d. Wiss., Horand (1914–43), Dr. med., aus pol. Gründen in Berlin hingerichtet;
    Ur-E Michael Torsten (* 1955), Dr. phil., Indologe u. Tibetologe in Wien.

  • Biographie

    M. belegte an der Univ. Wien zuerst klassische Philologie und deutsche Philologie; Richard Heinzel lenkte seine Aufmerksamkeit auf die nordische Philologie. Bei diesem promovierte er 1887 mit der Dissertation „Zur Vorgeschichte Deutschlands“. Es folgten ein längerer Studienaufenthalt in Dänemark (1888) und mehrere Reisen nach Schweden, Norwegen, Großbritannien und Irland (1904). Neben Heinzel hatte M. auch beim Geographiehistoriker W. Tomaschek studiert, dessen Interesse für die Heimat der german. Stämme er teilte, was sich auch in seiner Habilitationsschrift „Deutsche Stammsitze“ (1893; Venia für „German. Sprachgeschichte und Altertumskunde“) niederschlug (1901 Titel eines ao. Prof., 1904 ao. Prof.). 1906 erhielt er den Lehrstuhl für Germanische Altertumskunde und Sprachgeschichte an der Univ. Wien, welchen er bis zu seiner Emeritierung 1932 innehatte.

    Schon während des Studiums zeigte M. Interesse an den großdeutschen Bestrebungen Georg v. Schönerers, Rufe an das Museum für Völkerkunde in Berlin und an die Univ. Berlin lehnte er allerdings ab. Die Volkskunde beschäftigte ihn Zeit seines Lebens. M.s deutschnationale Sympathien lassen sich an Hand von Senatsprotokollen und Dokumenten aus den Jahren 1928/29 belegen, als er nicht nur für die Abhaltung der sog. Reichsgründungsfeier eintrat, sondern auch den Ehrenschutz für den „3. Vaterländischen Festabend“ übernahm. Schon in den 20er Jahren war M. Mitglied der seit 1919 bestehenden geheimbundartigen „Deutschen Gemeinschaft“, welche neben deutschnationalen allerdings auch kath. Kreise erfaßte (Arthur Seyss-Inquart, Kardinal Friedrich Piffl); aus M.s Schule kamen die illegalen Nationalsozialisten Siegfried Gutenbrunner und Walter Steinhauser. M., der 1932 emeritiert wurde und nur noch ein weiteres Semester unterrichtete, entging dadurch allerdings den bald ausbrechenden inneruniversitären Kämpfen zwischen dem christlich-vaterländischen und dem national-großdeutschen Lager. Bezeichnend für M.s Haltung ist allerdings sein Widerstand gegen die Berufung von Josef Nadler 1931, den er nicht nur wegen seiner kath. Ausrichtung, sondern auch wegen mangelnder kritischer Wissenschaftlichkeit bekämpfte. Die wissenschaftliche Wertung hatte bei M. Vorrang gegenüber der politischen, wobei er auch auf die vielfältigen unwissenschaftlichen Schriften zu Germanentum und german. Mythologie ein wachsames Auge hatte. Als Beispiele dafür können seine Rezensionen gelten, die bei aller Höflichkeit oft vernichtende Urteile über die Wissenschaftlichkeit von Werken zur Geschichte der Germanen abgeben.

    M.s eigene Arbeiten betreffen im wesentlichen die Gebiete german. Religionsgeschichte und Mythologie, german. Stammesgeschichte, Sprachgeschichte, Volkskunde und Rechtsgeschichte, und er kann wohl mit Recht als Begründer der german. Altertumskunde im heutigen Sinn gesehen werden. Er bezog immer auch die skandinav. Quellen mit ein, denen er eine ganze Reihe von Spezialabhandlungen widmete, wenn er auch nie wie sein Lehrer Heinzel die nordische Literatur als solche betrachtete. Für M. war sie immer eine Quelle der Sagen- oder Religionsgeschichte, der literarhistorische Aspekt interessierte ihn weniger, ebenso wie in der älteren deutschen Literatur, wo er kaum Forschungen vorlegte, und wenn, dann ebenfalls nur als Quelle für historische Geographie, Mythologie oder Sprachgeschichte. In der Sprachgeschichte vertiefte sich M. vor allem in die german. Völkernamen oder aber in den Grenzbereich zwischen Sprachwissenschaft und Religionsgeschichte sowie in die Namenkunde allgemein, wobei er sich schon bald der kulturkundlich orientierten Richtung der Etymologie anschloß, die sich programmatisch mit „Wörtern und Sachen“ befaßte. M. war auch Mitherausgeber der Zeitschrift „Wörter und Sachen“. Neben der anfänglichen Faszination durch die Archäologie, die sich später nur selten in Publikationen niederschlug, galt seine eigentliche Liebe der german. Stammeskunde. M.s Hauptwerk jedoch, das bis heute Gültigkeit behalten hat und als Summe seiner Forschungen, die sich auch in über 260 Artikeln zu J. Hoops' „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“ (1911-19) findet, gelten kann, ist sein – erst|1937 postum erschienener – Kommentar zur „Germania“ des Tacitus (³1967).|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien (korr. 1907, wirkl. 1912), München (1928), Uppsala;
    Ehrenpräs. d. Wiener Anthropolog. Ges.;
    Obmann d. Prähist. Komm., Obmann-Stellvertreter d. Komm. f. d. Bayer.-österr. Wb. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1911).

  • Werke

    u. a. Zu skandinav. Qu.: Eddica, in: ZDA 37, 1893;
    Der Sagenstoff d. Grimnismál, in: ZDA 46, 1902;
    Zur Rigsthula, in: Prager Dt. Stud. 8, 1908;
    Helgakvi.a Hj.rvar.ssonar 8, in: ZDA 66, 1929. – Sagen- u. Rel.gesch.: Orendel, in: Wörter u. Sachen 4, 1912;
    Rüdiger v. Pechlarn, in: Alm. d. Kaiserl. Ak. d. Wiss., 1913;
    Der german. Himmelsgott, 1898. – Sprachgesch.: Der Name Sveben, in: ZDA 32, 1888;
    Der Name der Semnonen, ebd. 36, 1892;
    Zur Ligurerfrage, in: Mitt. d. Anthropolog. Ges. Wien 34, 1904;
    Die Veneterfrage, ebd. 43, 1913;
    Der Name Germanen, in: SB d. Ak. d. Wiss. in Wien 195, 2, 1920;
    Baiwarii, in: Neues Archiv d. Ges. f. ältere dt. Gesch.kde. 46, 1926;
    Der Volksname Wikinger, in: Petermanns Geogr. Mitt. 7/8, 1928;
    Die Eruler, in: Dt.-nord. Zs., Festnr. 1929;
    German. Matronennamen, in: ZDA 35, 1891;
    Harimalla-Harimella, in: ZDA 63, 1926;
    Baudihillia u. Friagabis, in: FS f. M. H. Jellinek, 1928. – Wörter u. Sachen: Das Zeitverhältnis sprachgeschichtl. u. urgeschichtl. Erscheinungen, in: Corr.-Bl. d. Dt. Anthropolog. Ges. 11/12, 1904;
    Etter. Gatter, Gitter, in: Zs. d. Allg. Dt. Sprachver. 21, 1906;
    Holz u. Mensch, in: Wörter u. Sachen 1, 1909;
    Maikäfer, Maiblume u. Löwenzahn, in: Mhh. f. dt. Erziehung 5, 1927. – Zur Archäologie: Über d. Anfertigung d. Steingeräte, in: Mitt. d. Anthropolog. Ges. Wien 12, 1882;
    Steingeräte aus d. Býčiskála-Höhle in Mähren, ebd. 15, 1885;
    Konnten d. Germanen Erdwälle bauen? in: Wiener Prähist. Zs. 12, 1925;
    Waren unsere Pfahlbauten Wassersiedlungen? in: FF 3, 1927. – Stammeskde.: Dt. Stammessitze, in: PBB 17, 1892;
    Dt. Stammeskde., 1900, ³1920.

  • Literatur

    D. v. Kralik u. A. Pfalz. Verz. d. Schrr. v. R. M., Als Festgabe an seinem 70. Geb.tag, dargebracht v. Freunden, Kollegen u. Schülern. 1932;
    D. v. Kralik, in: Univ. in Wien, Ber. üb. d. Studienj. 1935/36, S. 32-35;
    ders., in: Ak. d. Wiss. in Wien, Alm. f. d. J. 1936, S. 285-318;
    C. v. Kraus, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1935/36, S. 34-38;
    O. Höfler, in: Wörter u. Sachen 18, 1937 (Neudr. 1975), S. VII-XV;
    ders., in: Arkiv für Nordisk Filologi 53, 1937, S. 296-98;
    L. Schmidt, Gesch. d. österr. Volkskde., 1951, S. 137;
    L. Franz, in: NÖB XIII, 1959, S. 64-69 (L, P);
    F. Kadrnoska (Hrsg.), Aufbruch u. Untergang, Österr. Kultur zw. 1918 u. 1938, 1981, S. 183-88;
    ÖBL;
    Kosch, Lit.-Lex³.

  • Porträts

    Denkmal v. F. Pixina, 1952 (Univ.arkaden, Wien);
    Zeichnung v. H. Schweiger 1933, Abb. in: Ak. d. Wiss. in Wien, Alm. f. d. J. 1936.

  • Autor/in

    Rudolf Simek
  • Zitierweise

    Simek, Rudolf, "Much, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 250-251 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117146382.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA