Arco auf Valley, Anton Graf von

Dates of Life
1897 – 1945
Place of birth
St. Martin im Innkreis (Oberösterreich)
Place of death
Salzburg
Occupation
Offizier ; Attentäter ; Kaufmann ; Journalist ; Politiker ; Schriftsteller ; Minister ; Regierungschef ; Außenminister
Religious Denomination
römisch-katholisch
Authority Data
GND: 118529706 | OGND | VIAF: 51723259
Alternate Names

  • Arco auf Valley, Anton Alfred Emil Hubert Georg Graf von
  • Valley, Anton von Arco auf
  • Arco auf Valley, Anton Graf von
  • Arco auf Valley, Anton Alfred Emil Hubert Georg Graf von
  • Valley, Anton von Arco auf
  • Eisner, Kurt
  • Eisner, Curt
  • Fern, Reinhard
  • Kosmanowski, K.
  • Kosmanowski, Salomon
  • Kosmanowsky, Kurt
  • Sinnig, David August
  • Verus, M.
  • Valley, Anton von Arco auph
  • Cosmanowski, K.
  • Cosmanowski, Salomon
  • Cosmanowsky, Curt

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Citation

Arco auf Valley, Anton Graf von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118529706.html [01.07.2025].

CC0

  • Arco auf Valley, Anton Alfred Emil Hubert Georg Graf von

    1897 – 1945

    Offizier, Attentäter, Kaufmann

    Anton Graf von Arco auf Valley ging als Mörder des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (1867–1919) in die Geschichte ein. Die Tat löste einen revolutionären Schub aus, der in der Ausrufung der Münchner Räterepublik endete. Die gegen Arco auf Valley verhängte Todesstrafe wurde von der bayerischen Staatsregierung umgehend in lebenslange Festungshaft umgewandelt, aus der er im April 1924 vorzeitig freikam.

    Dates of Life

    Geboren am 5. Februar 1897 in St. Martin im Innkreis (Oberösterreich)
    Gestorben am 29. Juni 1945 (Autounfall) in Salzburg
    Grabstätte Kalvarienbergkapelle St. Ulrich in St. Martin im Innkreis
    Konfession römisch-katholisch
    Anton Graf von Arco auf Valley, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
    Anton Graf von Arco auf Valley, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
  • 5. Februar 1897 - St. Martin im Innkreis (Oberösterreich)

    - bis 1914

    Privatunterricht

    1914 - 1916 - Kloster Ettal (Oberbayern); seit 1915 Passau

    Schulbesuch (Abschluss: Notabitur)

    humanistisches Gymnasium

    2.8.1916 - München

    Fahnenjunker

    1. Schweres Reiterregiment

    18.10.1916

    Unteroffizier

    1.7.1917 - Ukraine; Rumänien

    Kriegsdienst (31.8.1917 Fähnrich und Leutnant ohne Patent)

    5. Eskadron des 1. Schweren Reiterregiments

    19.3.1918 - 13.4.1918 - Westfront

    Kompagnieführer

    5. Kompagnie des II. Bataillons des Infanterie-Leibregiments

    22.7.1918 - 21.8.1918 - Westfront

    Ordonanzoffizier

    III. Bataillon des Infanterie-Leibregiments

    23.8.1918 - 7.9.1918 - Westfront

    5. Kompagnie des II. Bataillons des Infanterie-Leibregiments

    7.9.1918 - München

    Beurlaubung für ärztliche Behandlung

    Garnisonslazarett

    1918 - 1919 - München

    einsemestriges Studium der Rechtswissenschaften

    Universität

    21.2.1919 - München

    Ermordung des bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (1867–1919)

    16.1.1920 - München

    Verurteilung zum Tod; 17.1.1920 Umwandlung in lebenslängliche Festungshaft durch Beschluss des bayerischen Ministerrats

    Volksgericht München I

    Ende Januar 1920 - 13.4.1924 - Landsberg am Lech

    Inhaftierung; 4.7.1923 Minderung der Strafe auf 15 Jahre Festungshaft

    Festungshaftanstalt

    31.3.1920

    Verabschiedung aus dem bayerischen Militär auf eigenen Antrag

    1.1.1926 - 1926 - München

    Eigentümer; Herausgeber

    Bayerisches Vaterland (Zeitung)

    1926 - Januar 1930 - München

    Prokurist

    Zweigstelle der Luftverkehrsgesellschaft Transeuropa Union; seit 1926 Süddeutsche Lufthansa

    seit 18.6.1931 - München

    Gründer; Geschäftsführer

    Grundstücksverkehr München-Ost GmbH; seit 15.11.1935 Grundstücksverkehr München GmbH

    13.3.1933 - 14.5.1933 - München

    „Schutzhaft“

    Polizeigefängnis

    28.6.1933 - 30.6.1933 - Schrobenhausen (Oberbayern)

    Inhaftierung

    Gefängnis

    22.7.1944 - 1.5.1945 - Schörgenhub bei Linz (heute Linz-Schörgenhub)

    Häftling

    Arbeitserziehungslager

    29. Juni 1945 (Autounfall) - Salzburg

    Arco auf Valley wuchs in St. Martin im Innkreis (Oberösterreich) auf. Zunächst privat unterrichtet, besuchte er seit 1914 Gymnasien im Kloster Ettal (Oberbayern) und in Passau, wo er 1916 das Notabitur absolvierte. Am 2. August 1916 trat er beim 1. Schweren Reiterregiment in das bayerische Militär ein. Seit dem 1. Juli 1917 Soldat an der Ostfront, wechselte Arco auf Valley im März 1918 als Kompagnieführer im Infanterie-Leibregiment an die Westfront (Lothringen, dann an der Somme), zog sich am 13. April 1918 eine Unterarmverletzung zu und wurde am 7. September 1918 nach München beurlaubt, wo er sich für ein Studium der Rechtswissenschaften einschrieb.

    Die Novemberrevolution und den Sturz der bayerischen Monarchie betrachtete Arco auf Valley, der zeitlebens Anhänger des Hauses Wittelsbach blieb, als Landesverrat. In seinem politischen Denken von Hass gegen den Bolschewismus und das Judentum getrieben, ermordete er am 21. Februar 1919 den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (1867–1919) auf dessen Weg zum Landtag. Arco auf Valley wurde bei dem Mordanschlag durch die Leibwächter Eisners lebensgefährlich verletzt und in die Münchner Universitätsklinik gebracht, wo ihm der Chirurg Ferdinand Sauerbruch (1875–1951) das Leben rettete. Das Attentat und der dadurch provozierte Anschlag eines Mitglieds des Revolutionären Arbeiterrats auf Erhard Auer (1874–1945) in der Eröffnungssitzung des Bayerischen Landtags läuteten in München eine neue Phase der Revolution ein, die Anfang April 1919 zur Ausrufung der Münchner Räterepublik führte.

    Da Arco auf Valley den Mord eingestand, nahm der Prozess gegen ihn vor dem Volksgericht beim Landgericht München I nur zwei Verhandlungstage in Anspruch. Der Vorsitzende Richter Georg Neithardt (1871–1941) gewährte dem Beschuldigten und seinem Verteidiger viel Raum zur Selbstdarstellung, Zeugen der Anklage kamen kaum zu Wort. Trotz Verhängung der Todesstrafe gegen Arco auf Valley am 16. Januar 1920 wurden diesem die bürgerlichen Ehrenrechte nicht aberkannt, da er nach Auffassung des Gerichts aus Liebe zu seinem Volk und Vaterland gehandelt habe. Am folgenden Tag durch den bayerischen Ministerrat zu lebenslänglicher Haft begnadigt, wurde Arco auf Valley in der Festungshaftanstalt in Landsberg am Lech inhaftiert. Am 4. Juli 1923 wurde die Haftstrafe durch das bayerische Justizministerium auf 15 Jahre verkürzt, am 13. April 1924 eine Strafunterbrechung ausgesprochen und die Reststrafe am 2. Oktober 1927 im Zuge der aus Anlass des 80. Geburtstags Paul von Hindenburgs (1847–1934) ausgesprochenen Amnestie erlassen. Das Verfahren und der Strafvollzug weist starke Parallelen zu dem Strafverfahren gegen Adolf Hitler (1889–1945) nach dessen Putschversuch vom November 1923 auf.

    Arco auf Valley fungierte 1926 als Geschäftsführer der Zeitung „Bayerisches Vaterland“ und wechselte im selben Jahr als Prokurist zur Luftverkehrsgesellschaft Transeuropa Union (seit 1926 Süddeutsche Lufthansa). Politisch fand er eine Heimat beim Bayerischen Heimat- und Königsbund, den er 1929 nach separatistischen Äußerungen aber verlassen musste. 1931 gründete Arco auf Valley in München ein Immobilienunternehmen, das über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus fortbestand. Wenige Tage nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er am 12. März 1933 unter dem Vorwurf, mit einem Attentat auf Hitler gedroht zu haben, in „Schutzhaft“ genommen, dank der Protektion durch Heinrich Himmler (1900–1945) jedoch kurz darauf auf freien Fuß gesetzt. Nach dem Hitler-Attentat Claus Graf Schenk von Stauffenbergs (1907–1944) vom 20. Juli 1944 wurde Arco auf Valley erneut verhaftet und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in das Arbeitserziehungslager Schörgenhub bei Linz eingewiesen. Kurz nach seiner Befreiung am 1. Mai 1945 kam er in Salzburg bei einem Autounfall ums Leben.

    5.5.1918 Eisernes Kreuz II. Klasse
    seit 1925 Mitglied der katholischen Studentenverbindung Rhaetia
    1926–1929 Mitglied des Bayerischen Heimat- und Königsbunds

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, OP 61672 (Offizierspersonalakt, 1917–1920); Sammlung Personen 3860 (Zeitungsausschnittsammlung 1926–1934, 1956, 1983); LEA 153 (Entschädigungsakt der Gräfin Marie Gabriele Arco auf Valley, 1955–1957).

    Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 2295/1 u. 2295/2. (Verfahrensakten 1919/20, 1940); Polizeidirektion München 10 004 (Personenakt 1926–1945).

    Gedruckte Quellen:

    Hans von Pranckh (Hg.), Der Prozeß gegen den Grafen Anton Arco-Valley, der den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner erschossen hat, 1920. (Onlineressource)

    Aus fünf Jahren Festungshaft. Geschichtspolitische Betrachtungen über das Mittel-Europa der deutschen Nation, 1925.

    Monografien:

    Friedrich Hitzer, Anton Graf Arco. Das Attentat auf Kurt Eisner und die Schüsse im Landtag, 1988.

    Nanette von Tucher, Der Mord an Kurt Eisner durch Anton Graf von Arco auf Valley, 2021.

    Aufsätze und Artikel:

    Erwein Freiherr von Aretin, Art. „Arco, Grafen v.“, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, 1953, S. 337–340. (Onlineressource)

    Uwe Puschner, Art. „Arco-Valley, Anton Graf von“, in: Karl Bosl (Hg.), Bosls Bayerische Biographie. 8 000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, 1983, S. 24.

    Otto Gritschneder, Der Eisner-Mörder Anton Graf Arco-Valley und die bayerische Justiz, in: ders., Weitere Randbemerkungen, [1986], S. 236–251.

    Bernhard Grau, Art. „Beisetzung Kurt Eisners, München, 26. Februar 1919“; in: Historisches Lexikon Bayerns, 2006. (Onlineressource)

    Ulrike Claudia Hofmann, Art. „Politische Morde (Weimarer Republik)“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2006. (Onlineressource)

    Wolfgang Benz, Art. „Arco auf Valley, Anton Graf“, in: ders. (Hg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 2/1, 2009, S. 33.

    Bernhard Huber, Georg Neithardt. Nur ein unpolitischer Richter?, in: Marita Krauss (Hg.), Rechte Karrieren in München. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre, 2010, S. 95–111.

    Thomas Raithel, Art. „Strafanstalt Landsberg am Lech“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2013. (Onlineressource)

    Arnd Koch, Art. „Arco-Prozess, 1920“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2024. (Onlineressource)

    zwei Fotografien, ca. 1919, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Fotoarchiv Hoffmann.

    Fotografien, ca. 1916/18–1920, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Bildersammlung Personen 104.

  • Author

    Bernhard Grau (München)

  • Citation

    Grau, Bernhard, „Arco auf Valley, Anton Graf von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118529706.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA