Kienbaum, Gerhard
Kienbaum, Gerhard
1919 – 1998
Ingenieur, Unternehmer, Unternehmensberater, Politiker
- Lebensdaten
- 1919–1998
- Geburtsort
- Barmen (heute Wuppertal)
- Sterbeort
- Köln
- Beruf/Funktion
- Ingenieur ; Unternehmer ; Unternehmensberater ; Politiker
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 119288958 | OGND | VIAF: 67272530
- Namensvarianten
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- Kienbaum, Gerhard
- Cienbaum, Gerhard
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Gerhard Kienbaum gründete seit 1945 zahlreiche Firmen, darunter die Kienbaum Unternehmensberatung GmbH, und war ein Pionier auf dem Gebiet der Unternehmensberatung in der Bundesrepublik. Daneben war er als Kommunalpolitiker, Landespolitiker und Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen sowie als Bundestagsabgeordneter tätig.
Lebensdaten
Geboren am 12. Oktober 1919 in Barmen (heute Wuppertal) Gestorben am 24. Februar 1998 in Köln Grabstätte Alter Friedhof in Gummersbach Konfession evangelisch-lutherisch Gerhard Kienbaum, Archiv des Liberalismus (InC) -
Lebenslauf
12.·Oktober 1919 - Barmen (heute Wuppertal) -
Genealogie
Vater Walter Kienbaum 1892–1960 Kaufmann in Barmen/Wuppertal, Übersetzer Großvater väterlicherseits August Johannes Christian Martin Kienbaum 1859–1920 Direktor der Tapetenfabrik Pickhardt & Siebert GmbH, Gummersbach Großmutter väterlicherseits Emma Kienbaum, geb. Bubenzer 1867–1944 Mutter Frieda Bertha Kienbaum, geb. Kämpfer 1896–1986 Großvater mütterlicherseits Johann Karl Philipp Kämpfer Leiter des Kurorchesters in Bremerhaven Großmutter mütterlicherseits Maria Kämpfer, geb. Behl 1878–1919 Bruder Horst Kienbaum 1921–1994 Oberstudiendirektor, Leiter des Gymnasiums Grotenbach in Gummersbach Schwester Nora Bickenbach, geb. Kienbaum 1926–1994 Schwester Gertrud Deitenbach, geb. Kienbaum 1930–2017 Heirat 1944 in Wintzingerode (Thüringen) Ehefrau Lore Kienbaum, geb. Schwarzer 1920–2000 Kinderkrankenschwester in Danzig Schwiegervater Erich Schwarzer 1886–1955 evangelischer Pastor 1943–1955 in Wintzingerode (Thüringen) Schwiegermutter Aenne Schwarzer 1887–1979 Pfarrfrau 1943–1955 in Wintzingerode (Thüringen) Sohn Jochen Kienbaum geb. 1946 Unternehmensberater in Gummersbach, 1986–2018 Geschäftsführer der Kienbaum & Partner GmbH, seit 2019 geschäftführender Gesellschafter der Kienbaum Holding Enkel Fabian Kienbaum geb. 1984 Unternehmensberater, seit 2019 Geschäftsführer von Kienbaum Consultants International GmbH Kinder ein weiterer Sohn, eine Tochter Cousin 2. Grades Hans-Ulrich Wehler 11.9.1931–5.7.2014 Historiker, 1971–1996 ordentlicher Professor für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Bielefeld Schwager Norbert Schwarzer geb. 18.6.1922 aus Wintzingerode (Thüringen), 1953–1963 evangelischer Pfarrer in Thamsbrück bei Bad Langensalza (Thüringen) , 1963–1987 in Sömmerda (Thüringen) -
Biografie
Kienbaum besuchte von 1926 bis 1930 die Evangelische Volksschule Gummersbach, danach die weiterführende Oberrealschule Gummersbach, wo er 1938 das Abitur ablegte. Sportliche Betätigung prägte Kienbaums Jugend: Mannschaftssportarten wie Fußball und Handball, aber auch verschiedene Disziplinen der Leichtathletik brachten ihm etwa zwanzig Kreismeistertitel ein.
Kienbaum war seit 1933 Mitglied der Hitlerjugend und einer funktechnischen Bereitschaft, jedoch nach eigenen Angaben kein Mitglied der NSDAP. Nach dem Abitur absolvierte er den sechsmonatigen Reichsarbeitsdienst, von Oktober 1938 bis Februar 1939 die militärische Grundausbildung. Anschließend ging er zur Offiziersanwärterausbildung an die Marineschule nach Flensburg und wurde Ende August 1939 als Kadett in Danzig stationiert, wo er den Beginn des Zweiten Weltkriegs miterlebte. Seit Oktober 1939 studierte er Ingenieurs- und Betriebswissenschaft an der Technischen Hochschule Danzig und wurde in den folgenden Jahren wiederholt für kurze Kriegseinsätze einberufen.
Während des Studiums war er als Hilfsassistent tätig, danach kurzzeitig als Hochschulassistent am Lehrstuhl für Werkzeugmaschinenbau und Betriebswirtschaft von Heinz Kiekebusch (geb. 1902). 1943 legte Kienbaum das Examen als Diplom-Ingenieur an der Technischen Hochschule Danzig ab. Im Februar 1945 stand er als Marineleutnant kurzzeitig einer Kompanie in Friedrichstadt (Schleswig-Holstein) vor, die von der britischen Besatzungsmacht in Kriegsgefangenschaft genommen wurde.
1945 ließ sich Kienbaum mit seiner Familie erneut in Gummersbach nieder. Nach kurzer Tätigkeit bei der Papierfabrik Zander inGummersbach machte sich Kienbaum als beratender Ingenieur mit dem Büro für Technische Beratung, Übersetzungen und Vertretungen in Gummersbach selbstständig und beriet Unternehmen der Region in Fragen der Struktur- und Prozessoptimierung. Kienbaum gilt als einer der ersten etablierten Unternehmensberater in der Bundesrepublik. In seiner Autobiografie reklamierte er für sich, den Begriff „Unternehmensberatung“ mit seinem Geschäftspartner Ernst Schimke (geb. 1918) erfunden zu haben – was der 1954 gegründete Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU) von sich ebenfalls behauptete.
Nach seiner Wahl in den Stadtrat Gummersbach 1948 trat Kienbaum in die FDP ein. Kurz darauf wurde er Kreis- und Bezirksparteivorsitzender, seit 1952 war er ebenfalls im Oberbergischen Kreistag vertreten. Von 1954 bis 1969 Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag, war er von 1962 bis 1966 Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr im zweiten Kabinett von Ministerpräsident Franz Meyers (1908–2002) (CDU); in dieser Zeit ließ Kienbaum die Rolle des Geschäftsführers in seinen Unternehmen ruhen. Als Minister verfolgte er federführend den „Generalverkehrsplan“: einen Investitionsplan, der Maßnahmen des Verkehrsausbaus und der Verkehrssicherheit für das Land Nordrhein-Westfalen vorsah und Ende der darauffolgenden Wahlperiode von der nachfolgenden Regierung fertiggestellt wurde.
Im Wahljahr 1969 zog Kienbaum als einer von 20 FDP-Abgeordneten in den Bundestag ein. Im Rahmen der ersten sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt (1913–1992) war er Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Beim Misstrauensvotum gegen Brandt 1972 votierte Kienbaum aufgrund wirtschaftspolitischer Differenzen für den CDU-Gegenkandidaten Rainer Barzel (1924–2006). Nach dem Sieg Brandts legte Kienbaum sein Abgeordnetenmandat nieder und trat aus der FDP aus; 1975 folgte der Eintritt in die CDU. Als Teilnehmer an einer Wirtschaftsdelegation begleitete Kienbaum Bundeskanzler Helmut Kohl (1930–2017) 1988 bei einer Reise in die UdSSR.
Kienbaum gründete zahlreiche Firmen, darunter die Kienbaum Unternehmensberatung GmbH, die Kienbaum Verwaltungsgesellschaft mbH, die Gießereiberatung GmbH, die Intertraffic GmbH, die Interfinanz Gesellschaft für internationale Finanzberatung und Kreditvermittlung mbH, letztere mit Walter Scheel (1919–2016), sowie die Kienbaum Personalberatung GmbH. In der Kienbaum Beratungsgruppe zählten die Kienbaum Unternehmensberatung GmbH und die Kienbaum Personalberatung GmbH zu den umsatzstärksten Gründungen.
Kienbaums Sohn Jochen Kienbaum (geb. 1946) trat 1976 in die Firma ein, übernahm ein Jahr später die Leitung des neu gegründeten Berliner Büros und wurde 1986 Geschäftsführer der Beratungsfirma Kienbaum und Partner GmbH mit einem Jahresumsatz von 73,5 Millionen D-Mark.
Bis zu seinem Ruhestand 1992 war Kienbaum als Gesellschafter und Vorsitzender des Aufsichtsrats von Kienbaum und Partner tätig. Im darauffolgenden Jahrzehnt bildete die Vermittlung von Führungskräften den Schwerpunkt des Unternehmens, das der BDU 2000 als bedeutendste deutsche Personalberatung einstufte und das seit 2019 unter dem Namen Kienbaum Consultants International GmbH von seinem Enkel Fabian Kienbaum (geb. 1984) geführt wird.
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Auszeichnungen
1964 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Vereins deutscher Ingenieure, Düsseldorf Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa AG Mitglied im Aufsichtsrat der Hibernia AG Mitglied im Beirat der Preußischen Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitglied im Aufsichtsrat der Wohnungsbauförderungsanstalt Mitglied im Aufsichtsrat der Kernforschungsanlage Jülich 1968 Ehrenring der Stadt Gummersbach 1969 Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen 1975–1986 Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. 1979 Ehrenvorsitzender des VfL Gummersbach e. V. 1983 Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Erfahrungsheilkunde Natur und Medizin 1985 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern -
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Quellen
Nachlass:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, RW 0116, Nachlass Kienbaum, Gerhard.
Weitere Archivmaterialien:
Deutscher Bundestag, Parlamentsdokumentation, Sprechregister der 6. Wahlperiode, S. 298–300.
Archiv des Liberalismus, FDP-Landesverbände, 27 313 Personenvorgänge: Kienbaum.
Archiv des Liberalismus, Mitglieder der FDP-Bundestagsfraktion, A41–427 Kienbaum.
Archiv des Liberalismus, ÜP 19/2014–30 Pressearchiv 27, 46: G. Kienbaum.
Archiv des Liberalismus, ÜP 19/2014–76 Pressearchiv 68, 159: G. Kienbaum (1962–1970).
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Werke
Das Öffentlichkeitsbild des beratenden Ingenieurs, 1963.
Ökonomische Probleme des modernen Stadtverkehrs, 1966.
Am Anfang war der Rat. Autobiographie, 1995. (P)
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Literatur
N. N., Art. „Kienbaum, Gerhard“, in: Deutscher Bundestag (Hg.), Amtliches Handbuch des Deutschen Bundestages. 6. Wahlperiode, 1969, S. 227.
N. N., Art. „Kienbaum, Gerhard“, in: Rudolf Vierhaus/Ludolf Herbst (Hg.), Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002, 2002, S. 415.
Karsten Kruschel, Art. „Kienbaum, Gerhard“, in: Lutz Hagestedt (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Biographisch-bibliographisches Handbuch, Bd. 27, 2016, S. 449 f.
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Onlineressourcen
Autor/in
→Alina Marktanner (Aachen)
Zitierweise
Marktanner, Alina, „Kienbaum, Gerhard“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119288958.html#dbocontent