Lebensdaten
1557 – 1609
Geburtsort
Perleberg (Mark Brandenburg)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Mediziner ; Alchemist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100631177 | OGND | VIAF: 12655629
Namensvarianten
  • Tanck, Joachim
  • Tanckius, Joachimus
  • Tancke, Joachim
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Tancke, Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100631177.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.; wohl Verwandter Paschasius, aus Perleberg, Vf. v. „Querela de humanae vitae miseria (. . .)“, 1559.

  • Biographie

    T. studierte seit Sommer 1582 in Leipzig, wohl mit einem Stipendium der Pfarrgemeinde Perleberg, erwarb 1589 das Baccalaureat der Medizin, 1591 das Lizentiat, 1592 wurde er zum Dr. med. promoviert. Schon 1589 hatte T. eine Professur der Poesie erhalten und war im selben Jahr zum poeta laureatus gekrönt und zum Dekan der phil. Fakultät gewählt worden (1591 Vizekanzler, 1593 u. 1599 Rektor). 1594 ernannte Hzg. Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar-Altenburg (1562–1602) T. zum Professor für Anatomie und Chirurgie an der Univ. Leipzig. Neben zahlreichen Gelegenheitsdichtungen, etwa Preisgedichten und Widmungsvorreden, sind auch zehn Briefe an Johannes Kepler (1571–1630), geschrieben 1607–09, bekannt. Der einzige erhaltene Brief von Kepler an T. vom 12. 5. 1608 informiert über Keplers Harmonielehre. Erhalten ist auch ein Brief T.s an den franz. Dichter und Alchemisten Joseph Duchêsne (Quercetanus, um 1544–1609) sowie zwei Briefe an den Alchemisten Martin Ruland d. J. (1569–1611) von 1607. T.s Schriften zur Medizin sind bis zu seiner Hinwendung zur Alchemie orthodoxhippokratisch-galenischen Inhalts. In „De cheirvrgia disputatio“ (1595) wendet er sich dagegen, daß die Chirurgie an den Universitäten zwar theoretisch gelehrt, aber nicht praktisch ausgeübt werden durfte. T.s Disputation „De stellis“ (1586) behandelt die|Klassifizierung der Himmelskörper und die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften. Zum populären Tagesschrifttum gehören auch seine Kalender und Prognostica, die vorwiegend 1585–96 entstanden.

    Seit 1600 wandte sich T. der paracelsistischen Chemiatrie, d. h. einer Alchemie im Dienste der Medizin zu. Er vertrat die Drei-Prinzipien-Lehre des Paracelsus, bekämpfte die damalige Schulmedizin und klagte über die Außenseiterstellung der Chemiatrie. T. wirkte vornehmlich als Herausgeber alchemischer Schriften, die er mit einer Vorrede versah. Im Gegensatz zu seinen akademischen Publikationen verfaßte er den Großteil seiner Alchemica in dt. Sprache. T. stand mit dem Chemiater Johannes Hartmann (1568–1631) in Marburg und mit dem Salinisten und Alchemisten Johann Thölde (um 1565– vor 1624) in enger Verbindung, war auch an der Edition der Schriften des Alexander v. Suchten (um 1515/20–um 1578/90) maßgeblich beteiligt. T. gehört zu den hervorragenden Paracelsisten der Zeit um 1600, er und Hartmann waren die Ersten, die die paracelsistische Alchemia medica in die dt. Hochschullehre einführten. T.s etwa 15 chemiatrische Arbeiten enthalten zwar entschiedene Angriffe gegen die traditionelle Medizin, doch lehnte er die aristotelisch-galenische Medizin nicht völlig ab, sondern versuchte, sie mit der paracelsistischen Lehre zu verknüpfen. Das bezeugt etwa die von ihm herausgegebene Disputationssammlung des 1605 verstorbenen Rostocker Medizinprofessors Heinrich Waren (Nosologia sev adfectuum humanorum curatio [ . . . ] collecta et publicata studio et opera J. T., 1605).

  • Werke

    Kurtzer bericht vnd klarer beweiß, Das die Alchimey, oder, wie sie sonsten gemeinlich genannt, die Goldmacherkunst, ein sonderbar Geschenck Gottes vnd derwegen mehr als gewiß vnd wahrhafftig, Von dem edlen vnd hocherfahrnen Ewald von Hohelande beschrieben, In Deutsch vorsetzt durch I(oachimvm) T(anckium) P(erlebergensem) D(octorem), 1604;
    Triumph-Wagen Antimonii, Fratris Basilii Valentini, Benedictiner Ordens (. . .) publiciret und an Tag geben durch Johann Thölden (. . .), Mit einer Vorrede Doctoris Joachimi Tanckii, Anatomes & Cheirurgiae Professoris in der Univ. Leipzig, 1604;
    Bernardus Trevisanus Opuscula Chemica etc., Den liebhabern dieser Kunst in öffentlichen druck gegeben, Durch I. [J.] T., 1605;
    Alchimistisch Waitzenbäumlein etc., Nunmehr den Filijs Doctrinae publicirt, vnd in Druck verfertiget durch J. T., 1605;
    Michael Reuden, Bedencken Ob vnd wie die Artzneyen/so durch die Alchimistische Kunst bereitet werden/sonderlich vom Vitriol/Schwefel/Antimonio Mercurio, und dergleichen fruchtbarlich zugebrauchen sein (…) Mit einer kurtzen Vorrede v. J. T., 1605;
    Medvlla Alchimiae, Rogeri Baconis Angli, Das ist: Vom Stein der Weisen/vnd von den vornembsten Tincturen des Goldes, Vitriols vnd Antymonii, Publiciret vnd in Druck verfertiget Durch J. T., 1608;
    Promptvarium Alchemiae, Das ist: Vornehmer gelarten Philosophen vnd Alchimisten Schriffte vnd Tractat/Von dem Stein der Weisen (. . .) zusammen getragen vnd publicirt/Durch J. T., 1610, Nachdr. mit Einl. v. K. Frick, 1976.

  • Literatur

    Lpr. v. J. A. Werdenhagen, 1610;
    K. Frick, Einl. zu: Promptvarium Alchemiae, 1976 (s. W), S. V– XXXIII;
    R. Zaunick, Der sächs. Paracelist Georg Forberger, 1977, S. 59–61, 66, 85 u. 87;
    J. Telle, Zur spätma. u. frühneuzeitl. Alchemia medica unter bes. Berücksichtigung v. J. T., in: Humanismus u. Med., hg. v. R. Schmitz u. G. Keil, 1984, S. 139–57;
    D. Döring, Die Beziehungen zw. Johannes Kepler u. Philipp Müller, 1986, S. 26–28;
    U. Benzenhöfer, J. T., Leben u. Werk e. Leipziger Paracelsisten, in: Internat. Paracelsus-Ges. (Hg.), Paracelsus u. Paracelsisten, 1987, S. 9–81;
    J. Ferguson, Bibliotheca Chemica II, 1906, Nachdr. 1954, S. 426–29 (W-Verz., L);
    Pogg. II;
    Ferchl;
    BLÄ;
    Killy.

  • Autor/in

    Siegfried Wollgast
  • Zitierweise

    Wollgast, Siegfried, "Tancke, Joachim" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 775-776 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100631177.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA