Lebensdaten
1569 – 1611
Geburtsort
Lauingen
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Arzt
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 116703318 | OGND | VIAF: 54220198
Namensvarianten
  • Ruland, Martin der Jüngere
  • Ruland, Martin
  • Ruland, Martin der Jüngere
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Zitierweise

Ruland, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116703318.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin d. Ä. (1532–1602), aus Freising, 1564-97 Stadtphysikus in L., Gräzist (s. ADB 29; BLÄ; L);
    M Anna, T d. Simon Mair, Ratsherr in L.;
    B Andreas (1575–1638), seit 1604 Stadtphysikus in Regensburg, Johann (1575–1638), Stadtphysikus in Preßburg (Bratislava), Valentin, Dr. med., Otto Heinrich ( n. 1613/17, alle Reichsadel 1608), Dr. med.;
    1594 Benigna, T d. Dr. jur. Johann Diemer (Diemmair), Advokat u. Ratsherr in Regensburg, kurpfälz. u. kurköln. Rat;
    13 K, u. a. Johann David (1605–48 ?), Medicus in Namslau (Namyslów).

  • Biographie

    Die Epigramme des Michael Fendius auf das „Collegium Lauinganum“, an dem sein Vater seit ca. 1565 Physik und Griechisch lehrte, erwähnen R. als einen der besten Schüler. Nach Studien in Tübingen (1583), Jena (1590) und Basel (1592 Dr. med.) wurde R. um 1594 Stadtphysikus in Regensburg. Die dort nach väterlichem Vorbild praktizierten chemiatrischen Heilverfahren, die er seit 1595 auch in etlichen Veröffentlichungen verteidigte, trugen ihm um 1606 die Anschuldigung ein, er verwende giftige Medikamente. Andererseits verhalfen sie R. aber auch zur Gunst des Ehzg. Matthias, den R. während eines Reichstags 1603 in Regensburg behandelte. Vermutlich dank dieser Verbindung wurde R. nach Prag an die Residenz von Ks. Rudolf II. berufen, wo er seit 1607 als Hofmedicus und seit Ende 1608 als ksl. Leibarzt wirkte. Einer der einflußreichsten Persönlichkeiten am Prager Hof, Hzg. Heinrich Julius v. Braunschweig, ist auch R.s „Lexicon Alchemiae“ gewidmet. 1612 postum erschienen, wurde dieses im nachhinein bedeutsamste Buch R.s früher oft irrtümlich seinem Vater zugeschrieben. Dessen konkreter Einfluß auf die Arbeiten des Sohnes ist schwer einzuschätzen, da eine eingehendere Untersuchung zum wissenschaftlichen Nachlaß beider noch aussteht. Dennoch darf R., der mit hervorragenden Gelehrten seiner Zeit wie Caspar Bauhin, Johannes Kepler, Andreas Libavius und Joachim Tancke befreundet war, als ebenso typischer wie streitbarer Vertreter des reformorientierten, Empirie und Chemiatrie propagierenden Flügels der damaligen Ärzteschaft gelten. Eine geplante „Chemiatria“ blieb infolge von R.s frühem Tod wohl Projekt. Sein „Lexicon“ dagegen, das die alchemisch-mineralogische Terminologie und Symbolik erläutern und damit das Studium der (Al)chemie fördern sollte, bildet heute ein unverzichtbares Instrument zur Erforschung der Alchemie und verwandter Wissenszweige. – Adelsbestätigung und Besserung des R. d. Ä. 1559 verliehenen Familienwappens durch Ks. Rudolf II. (1608).

  • Werke

    De perniciosae Luis Ungaricae curatione, 1600 (Neufassung u. d. T. De Morbo Ungarico recte cognoscendo et foeliciter curando, 1610 u. öfter);
    Progymnasmata Alchemiae […] cum Lapidis philosophici vera conficiendi ratione, 1607 (enthält im Anhang: Tractatus alter de lapide philosophico anonymi cuiusdam Michael Sendivogius' Schrift Novum lumen chymicum);
    Propugnaculum Chymiatriae, Das ist, Beantwortung u. Beschützung d. alchymist. Artzneyen, 1608;
    Lexicon Alchemiae sive Dictionarium alchemisticum, 1612, ²1661 (Neudr. 1964;
    engl. A Lexicon of Alchemy, 1892, ²1964);
    Alexicacus chymiatricus […] calumniis atrocissimis Ioannis Oberndorferi […] oppositus, 1611;
    Mss. 30 Briefe an Leonhard Dold (1565–1611), 1599-1607 (Univ.bibl. Erlangen, Briefslg. Trew);
    5 Briefe an Johann Hartmann Beyer, 1595-1606 (Stadt- u. Univ.bibl. Frankfurt/M.).

  • Literatur

    ADB 29;
    A. Ruland, Die Bibl. d. ksl. Leibarztes M. R. im 17. Jh., in: Serapeum 25, 1864, S. 346-51;
    A. Bauer, Die Adelsdok. österr. Alchymisten, 1893, S. 51 f;
    L. Pongratz, Naturforscher im Regensburger u. ostbayer. Raum, in: Acta Albertina Ratisbonensia 25, 1963, S. 23 f., 30, 32;
    G. Ludwig, Zur Gesch. d. Fürstl. Schule, des „Gymnasium illustre“ in Lauingen, in: Dt. Gymn. Lauingen/Donau, J.ber. 1964, S. 38 f. u. 45 f. (auch zu Martin d. Ä.);
    R. J. W. Evans, Rudolf II and his World, 1973, ²1984, gekürzte dt. Ausg. 1980, S. 204 f.;
    K. Figala, Kepler and Alchemy, in: Vistas in Astronomy 18, 1975, S. 457-69;
    E. Trunz, Pansophie u. Manierismus im Kreise Ks. Rudolfs II., in: H. Zeman (Hg.), Die österr. Lit. II, 1986, S. 890 f., 971;
    U. Neumann, in: Alchemie, Lex. e. hermet. Wiss., hg. v. C. Priesner u. K. Figala, 1998, S. 310 f. (span. 2001);
    Pogg. II;
    J. Ferguson, Bibl. chemica II, 1906, S. 304;
    BLÄ;
    J. R. Partington, A Hist. of Chemistry II, Nachdr. 1961, S. 161 f.;
    DSB XI;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Kosch, Lit.-Lex.³

  • Autor/in

    Ulrich Neumann
  • Zitierweise

    Neumann, Ulrich, "Ruland, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 244 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116703318.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA