Lebensdaten
um 1565 – vor 1614
Geburtsort
Grebendorf bei Allendorf/Werra (Hessen)
Beruf/Funktion
Alchemist ; Salinist ; Arzt ; Berghauptmann
Konfession
-
Normdaten
GND: 118801996 | OGND | VIAF: 808670
Namensvarianten
  • Thölde, Johannes
  • Basilius Valentinus (Pseudonym)
  • Valentinus, Basilius (Pseudonym)
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Zitierweise

Thölde, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118801996.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bastian (Sebastian) ( 1603), Pfänner in Sooden b. Allendorf/Werra, Vogt zu Treffurt, S d. Valtin (Valten) ( 1559), 1510 an d. Univ. Heidelberg immatrikuliert, 1513 Baccalaureus, 1551 Salzgräfe in Sooden;
    M Anna Schrendeisen, aus hess. Beamtenfam., E d. Job (Hiob) Schrendeisen (um 1461/62– n. 1519), 1482 lgfl. hess. Rentschreiber in Kassel, 1501 Kammerschreiber, dann Kammermeister, 1505 Bgm. ebd.;
    Ur-Gvv Konrad, Pfänner in Sooden;
    2 B Valtin, studierte 1565 an d. Univ. Erfurt, 1583 Vogt zu Treffurt, Otto, 1629–30 Bergmeister u. Hüttenvogt zu Melsungen;
    1599 Anna ( 1615, 1] Johann Beyer, um 1580, JUD, schwarzburg. Kanzler u. HR in Sondershausen, 2] Johann Ludolph [Ludelupf?], 1597?, aus Duderstadt, Mag., Ratskämmerer u. Pfänner in Frankenhausen am Kyffhäuser), T d. Valtin Fischer, Bürger in Frankenhausen;
    2 Stief-S Valentin Ludolph (1586-n. 1624), Otto Ludolph (1588-n. 1624), beide 1599 an d. Univ. Erfurt immatrikuliert, 1 Stief-T Anna Ludolph (1584–n. 1624, Jacob Boner, n. 1614).

  • Biographie

    T. beschäftigte sich von Jugend an mit (al)chemischen Arbeiten. 1580 immatrikulierte er sich an der Univ. Erfurt, 1583 findet sich sein Name in der Matrikel der Univ. Jena. Nach dem Regierungsantritt des Lgf. Moritz von Hessen-Kassel (1572–1632) 1592 verfaßte T. mit dem auf den 18. 5. 1594 datierten handschriftlichen „Proces Buch“ eine Art Laborhandbuch. Darin stellte er teils von ihm entwickelte (al)chemische und pharmazeutische Versuchsvorschriften zusammen. Später arbeitete er allerdings ohne großen Erfolg mit seinem Bruder Otto an technischen Verbesserungen der Siedesalzgewinnung in der Saline Sooden.

    1599 ließ sich T. in Frankenhausen nieder und entfaltete eine umfangreiche literarische Tätigkeit. Obwohl über seinen Bildungsweg nur wenig bekannt ist, belegen seine Schriften eine reiche humanistische Bildung. Er schöpfte sowohl aus den klassischen lat. Dichtern, Geographen und Historikern, dem Alten und Neuen Testament als auch aus der zeitgenössischen Fachliteratur und konnte komplizierte Sachverhalte anschaulich, kurz und einprägsam formulieren. Treffende Vergleiche und eine bildhafte Sprache belegen seine umfangreichen praktischen Erfahrungen. T.s erstes gedrucktes Werk über die Pest und die Rote Ruhr erschien 1599. T.s „Haligraphia“ (1603, ²1612 u. d. T. Haliographia), die erste dt. Monographie über das Kochsalz und andere Salze, war seine wichtigste Schrift und behandelte die chemisch-technischen Grundlagen der Siedesalzgewinnung. Er beschrieb rund 70 Salinen sowie einige Salzbergwerke, von denen er zumindest einen Teil selbst besucht haben dürfte. Neben der Herstellung von Alaun und Salpeter informierte er über Präparate, die entsprechend der paracelsistischen Tria-Prima-Theorie konzentrierte Auszüge des in Metallen, Pflanzen und Tieren enthaltenen Grundprinzips „Sal“ darstellen sollten, von deren med. Nutzen T. überzeugt war. 1608 berichtete er in seinem dritten Buch „Dannenbron“ über eine Heilquelle bei Zwönitz im Erzgebirge. 1607–09 läßt sich T. als Berghauptmann im Hochstift Bamberg nachweisen. Über seinen weiteren Lebensweg und seinen Tod ist wenig bekannt. Im Sept. 1612 taucht seine Ehefrau noch einmal in den Frankenhäuser Kirchenbüchern auf. Im Dez. 1614 wird sie in einem Vertrag als Witwe bezeichnet.

    Größtes Aufsehen erregten die von T. 1599–1604 herausgegebenen und mehrfach nachgedruckten, alchemischen Schriften des angeblichen Benediktinermönchs Basilius Valentinus, der heute als literarische Fiktion gilt. Sie gehören zu den meistgelesenen alchemischen Texten der Neuzeit. Heute gehen die meisten Chemiehistoriker davon aus, daß T. diese Schriften selbst verfaßte. In diesen Werken, von denen der „Triumphwagen des|Antimons“ am bekanntesten ist, werden theoretische und praktische Aspekte der Alchemie behandelt. Es finden sich nachvollziehbare chemische Arbeitsanleitungen sowie theoretische Erwägungen in symbolisch verschlüsselten Versen und Bildern. In den Schriften des Basilius Valentinus wird erstmals eine tubulierte Retorte beschrieben, und sie enthalten die ältesten Darstellungsvorschriften für Knallgold, Ethylchlorid, für die Darstellung von elementarem Antimon aus Antimonsulfid (Spießglanz) und von Antimontrichlorid.

  • Werke

    W unter d. Namen Thölde: Ber. d. abschewlichen Kranckheit d. roten Ruhr/Durchbruch oder Durchlauff/auch d. gantz geschwinden uvd gefehrlichen Kranckheit d. Pestilentz, 1599, Nachdr. 2009;
    Haligraphia, das ist/Gründliche u. eigendliche Beschreibung aller Saltz Mineralien. […] Beneben e. Hist. Beschreibung aller Saltzwercke ihrer Umbstende u. Gelegenheit, 1603, ²1612, Nachdr. 2008;
    Examen Und Ivdicivm deß weitbeschrienen Brunnens […] welcher v. alters d. Dannenbron genandt, 1608, Nachdr. 2007; – als Hg. d. Schrr. d. Basilius Valentinus (nur Erstausgg.):
    Ein kurtz Summarischer Tractat, Fratris Basilii Valentini Benedicter Ordens/Von d. grossen Stein d. Uralten, 1599;
    De occulta philosophia Oder Von d. heiml. Wundergeburt d. sieben Planeten u. Metallen, 1603;
    Von d. Natürl. u. ubernatürl. Dingen, Auch v. d. ersten Tinctur, Wurtzel u. Geiste d. Metallen u. Mineralien, 1603;
    Triumph-Wagen Antimonii, 1604.

  • Literatur

    L ADB II, S. 125 f.;
    K. Sudhoff, Die Schrr. d. sog. Basilius Valentinus, in: Philobiblon 6, 1933, S. 163–70 (W-Verz.);
    J. Read, Prelude to Chemistry, An Outline of Alchemy, 1966, S. 183–211;
    H. G. Lenz, J. T., ein Paracelsist u. „Chymicus“ u. seine Beziehungen z. Lgf. Moritz v. Hessen-Kassel, Diss. Marburg 1981;
    ders., Triumphwagen d. Antimons, Basilius Valentinus, Kerckring, Kirchweger, Text, Kommentare, Stud., 2004;
    C. Priesner, J. T. u. d. Schrr. d. Basilius Valentinus, in: Ch. Meinel (Hg.), Die Alchemie in d. europ. Kultur- u. Wiss.gesch., 1986, S. 107–18;
    ders., Basilius Valentinus u. d. Labortechnik um 1600, in: Berr. z. Wiss.gesch. 20, 1997, S. 159–72;
    G. Görmar, J. T., Salinist u. Alchemist, in: Veröff. d. Kreisheimatmus. Bad Frankenhausen 18, 2002, S. 82–99;
    O. Humberg, Neue Erkenntnisse z. Biogr. d. „Haligraphen“ u. Alchemisten J. T., in: Journ. of Salt Hist. 10/11, 2005/06, S. 41–62;
    H.-H. Walter (Hg.), J. T., um 1565 – um 1614, Alchemist, Salinist, Schriftst. u. Bergbeamter, 2011;
    J. Ferguson, Bibliotheca Chemica, Bd. I, 1954, S. 77–82 (W-Verz., unter Basilius Valentinus);
    J. R. Partington, A Hist. of Chemistry, Bd. II, 1961, S. 183–208 (W-Verz., unter Basilius Valentinus);
    Killy (unter Basilius Valentinus);
    C. Priesner u. K. Figala (Hg.), Alchemie, Lex. e. hermet. Wiss., 1998, S. 70–73;
    BLÄ I, S. 370; NDB I, S. 620.

  • Autor/in

    Hans-Henning Walter
  • Zitierweise

    Walter, Hans-Henning, "Thölde, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 158-159 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118801996.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA