Lebensdaten
1879 – 1954
Geburtsort
Lötzen (Ostpreußen)
Sterbeort
Mexico City
Beruf/Funktion
politischer Publizist ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118812645 | OGND | VIAF: 67262203
Namensvarianten
  • Gaday, U. (Pseudonym)
  • Dr. S. Pulvermacher (Pseudonym)
  • Pulvermacher, Dr. S. (Pseudonym)
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Zitierweise

Pfemfert, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118812645.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. ( um 1892), Feinkosthändler;
    M Bertha N. N.;
    ⚭ Sfera Chaja (gen. Alexandra) Ramm (* 1883), aus Staradub (Rußland), Übers., Publ.;
    1 T.

  • Biographie

    Aufgewachsen in Berlin, absolvierte P. nach einem – vermutlich nicht zu Ende geführten – Gymnasialbesuch eine Ausbildung zum Fotografen, betrieb autodidaktische Studien und war seit ca. 1904 publizistisch tätig. Bis 1907 zählte er mit Senna Hoy (1883–1914) zu den Mitarbeitern der anarchistischen Zeitschrift „Der Kampf. Hierbei machte er die Bekanntschaft von Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam undHerwarth Walden. Mit seinen für den „Kampf und die Wochenschrift „Das Blaubuch“ verfaßten Gedichtbeiträgen erstrebte er eine Aktualisierung der Vormärztradition. 1910 wurde P. Schriftleiter des „Demokrat, Zeitschrift für freiheitliche Politik und Literatur“, im Februar 1911 Gründer und Leiter der antiklerikalen und antimilitaristischen Zeitschrift „Die Aktion“ sowie des gleichnamigen Verlags mit Sitz in Berlin-Wilmersdorf. Seine Frau eröffnete 1917 in Berlin die „Aktions“-Buchhandlung. Die „Aktion“, die sich als Sammelforum der verschiedenen oppositionellen linken Gruppen verstand und sich um ein Zusammenführen von Kunst und Politik bemühte, wurde zu einem wichtigen Organ des literarischen und künstlerischen Expressionismus. Entsprechend unterhielt P. Kontakte zu Gruppen expressionistischer Künstler – wie Georg Heym und Jakob van Hoddis – und zu prominenten Politikern – wie Sophie und Karl Liebknecht, dessen Briefe und Schriften er aus dem Nachlaß herausgab. Nach dem Krieg traten literarische Themen in der „Aktion“ zurück, die von P. zunehmend als politisches Forum genutzt wurde. Die Zeitschrift verlor deshalb zusehends an Bedeutung und mußte 1932 aus finanziellen Gründen eingestellt werden.

    1915 gehörte P. zu den Gründern der Antinationalen Sozialistenpartei (ASP), später unterstützte er die Politik des Spartakusbundes und der KPD. Im Januar 1920 kam es jedoch zum Bruch mit der Partei. Noch im Frühjahr desselben Jahres war P. an der Gründung der Kommunistischen Arbeiter-Partei (KAPD) beteiligt, aus der er jedoch 1921 wieder ausgeschlossen wurde; u. a. hatte er ein Zusammengehen mit der Komintern abgelehnt. 1922-26 unterstützte er die Allgemeine Arbeiter-Union und sympathisierte danach mit trotzkistischen Positionen. Dadurch isolierte er sich politisch immer mehr. Im März 1933 emigrierte P. mit seiner Frau zunächst in die ČSR, 1936 nach Frankreich und schließlich 1940 über die USA nach Mexico City. Dort bestritt er seinen Lebensunterhalt seit 1941 als Inhaber eines Fotoateliers.

  • Werke

    Zahlr. Aufss. u. a. in „Die Aktion“;
    Gedächtnisschr. f. Rosa Luxemburg u. Karl Liebknecht, 1919;
    Moskau u. wir, 1920;
    Vor zehn Jahren, 1924;
    Karl Liebknecht (Biografie), 1931;
    Meine Erinnerungen u. Abrechnungen, 1951. – Hg. u. a.: Aktions-Bücher d. Aeternisten. Bde. 1-10, 1914-21;
    Eine Anthol., 1916;
    Jüngste tschech. Lyrik, Eine Anthol., 1916;
    Das Aktionsbuch, 1919;
    K. Liebknecht, Briefe aus d. Felde, aus d. Unters.haft u. aus d. Zuchthaus, 1919;
    K. Liebknecht, Pol. Aufzeichnungen aus seinem Nachlaß, Geschrieben in d. J. 1917-1918, 1921;
    J. Most, Für d. Einheitsfront d. revolutionären Proletariats, Mit Einleitungen v. R. Rocker u. F. P., 1921.

  • Literatur

    M. George, Ein Berliner in Mexiko, In memoriam F. P. in: Dt. Rundschau H. 80, 1954, S. 803 f.;
    O. Ihlau, Die roten Kämpfer, Ein Btr. z. Gesch. d. Arbeiterbewegung in d. Weimarer Rep. u. im Dritten Reich, 1969;
    P. Raabe, Ich schneide d. Zeit aus, Expressionismus u. Pol. in F. P.s „Aktion“, 1964;
    P. Lothar, Lit. Intelligenz u. Klassenkampf, „Die Aktion“ 1911-1932, 1972;
    J. D. Halliday. Karl Kraus, F. P. and the First World War, A comparative Study of „Die Fackel“ and „Die Aktion“ between 1911 and 1928, 1986;
    P. Raabe, Die Autoren u. Bücher d. lit. Expressionismus, Ein bibliograph. Hdb., 1992, S. 373 f. (W-Verz., P);
    C. Müller-Stratmann, Wilhelm Herzog u. „Das Forum“, „Lit.-Pol.zw. 1910 u. 1915, Ein Btr. z. Publizistik d. Expressionismus, 1997;
    M. G. Patka, Zu nahe der Sonne, Dt. Schriftst. im Exil in Mexiko, 1999;
    E.-M. Lenz, in: FAZ v. 11.5.1999;
    Altpreuß. Biogr. III;
    Benz-Graml, Biogr. Lex. z. Weimarer Rep., 1988;
    BHdE I;
    Lex. sozialist. Lit., 1994 (W, P);
    Dict. of Art. – Nachlaß u. d. umfangreiche Archiv d. „Aktion“ wurden 1933 beschlagnahmt u. gelten, ebenso wie d. Materialien aus d. Nachlaß nach d. Emigration, als verschollen. Einzelne Briefe u. Dok., insbes. e. unveröff. Ms. d. Schwägerin, Maria Schaefer, f. d. WDR in: Dt. Lit.-archiv, Marbach, sowie in d. (Teil-) Nachlässen v. Maximilian Harden (u. a. BA Koblenz), Gottfried Kölwel (Stadtbibl. München), Heinrich Mann (Österr. Nat.bibl., Wien), Arthur Roessler, Else Lasker-Schüler (u. a. in d. Wiener Stadtbibl.).

  • Autor/in

    Karin Bruns
  • Zitierweise

    Bruns, Karin, "Pfemfert, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 330 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118812645.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA