Lebensdaten
1890 – 1960
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schauspielerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118817272 | OGND | VIAF: 10009263
Namensvarianten
  • Porten, Henny Frieda Ulrike
  • Porten, Henny
  • Porten, Henny Frieda Ulrike
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Zitierweise

Porten, Henny, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817272.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1859–1932), Opernsänger u. Regisseur (s. O. Flüggen, Biogr. Bühnen-Lex. d. dt. Theater, 1892, S. 245; K. Mühsam u. E. Jacobsohn, Lex. d. Films, 1926, S. 143);
    M Wincenzia Wybiral;
    B Fritz (* 1893);
    Schw Rosa (1884–1972, s. W; K. Mühsam u. E. Jacobsohn, Lex. d. Films, 1926, S. 144), Schausp. u. Drehbuchautorin. Dr. Franz Eckstein, Regisseur);
    1) Curt A. Stark (eigtl. Kurt Schöltzel-Stark, 1879–1916), Schausp. u. Regisseur, 2) Wilhelm (1888–1959, 1] Anna Elisabeth Oloff, * 1895), Dr. med., Arzt u. Filmproduzent, S d. Richard v. Kaufmann-Asser (1849–1908), Dr. iur. et phil., Prof. d. Nat.ök. an d. TH Berlin, preuß. Geh. Reg.rat (s. BJ 13, Tl.), u. d. Maria Eltzbacher (* 1860); kinderlos.

  • Biographie

    Ihre früheste Kindheit verbrachte P. in Ehrang, Breslau und Dortmund, wo sie kleinere Kinderrollen übernahm. Seit 1895 in Berlin, besuchte sie eine Höhere Töchterschule. Ihr Vater, zuvor als Bariton und kurzzeitig als Theaterleiter tätig, realisierte zwischen 1906 und 1910 mehrere Dutzend Tonbilder, einbis dreiminütige Filme, zu denen Musik und Gesang lippensynchron von einer Schallplatte erklangen; er inszenierte bis 1917 auch zehn längere Spielfilme, oft nach historischen Ereignissen (etwa „Theodor Körner“. 1913). P.s außergewöhnliche Karriere als Filmschauspielerin begann Ende 1910 mit einaktigen Spielfilmen. Ihre Schwester Rosa schrieb das Drehbuch zu dem Erfolgsfilm „Liebesglück einer Blinden“ (1910), einem Melodram. Auch Rosa war zwischen 1914 und 1918 als Schauspielerin erfolgreich, zum Teil in Filmen nach eigenen Drehbüchern; bis 1927 schrieb sie 25 Stummfilme, darunter „Schmetterlingsschlacht“ und „Hedda Gabler“ (1924), die sie für Asta Nielsen (1881–1972) entwarf.

    1911/12 wurde P. von dem Filmpionier und Produzenten Oskar Messter (1866–1943) in physiognomischer und rollendramatischer Abgrenzung zu Asta Nielsen gezielt als Filmstar aufgebaut. P.s dunkelblonde Haare, ihre stattliche Figur, der kräftige Nacken und das volle Gesicht kontrastierten ebenso mit der Nielsen wie P.s Spielweise und Repertoire. P. verfügte über einen Kanon von Gesten und Gebärden, Blicken und Affekthaltungen, die auf der Bühne und in der Ikonographie des späten 19. Jh. geläufig waren. Sie variierte diese mit erstaunlicher Ökonomie zu neuer medialer Wirkungskraft. Das soziale Drama „Mütter, verzaget nicht“ (1911), der Sittenfilm „Ein Fehltritt“ (1911) und weitere Filme, in denen sie von großbürgerlichen Männern umworben und dann verstoßen wurde, wie „Alexandra, Die Rache ist mein“ (1914), zeigten sie im aufopferungs- und hingebungsvollen Kampf um Ehe und Mutterschaft. Auch in ihren Rollen als Künstlerin oder Adelige blieb ihr Habitus der einer einfachen, sympathischen Frau von durchschnittlicher Schönheit. Das mit Demut ertragene Leid ihrer Filmfiguren wurde im 1. Weltkrieg Chiffre und Identifikationsmoment für viele deutsche Frauen. In „Abseits vom Glück“ (1916) verzichtet sie auf den adeligen Geliebten und in „Die Ehe der Luise Rohrbach“ (1917) auf ihr Kind. In den 10er und 20er Jahren war P.s Bekanntheitsgrad und Sympathiezuspruch so groß, daß der Schriftsteller Kurt Pinthus ironisch und ernsthaft zugleich vorschlug: „Man mache Henny Porten zum Reichspräsidenten! Hier ist eine Gestalt, die in Deutschland volkstümlicher ist, als der alte Fritz, als olympische Goethe es je waren … Hier ist eine schöne Frau, die als Vereinigung von Gretchen und Germania von diesem Volke selbst als Idealbild eben dieses Volkes aufgerichtet wurde“ (Das Tagebuch 41/1921).

    Nicht nur in ihrem bevorzugten Rollenfach als Dienstmädchen, auch als Königin war P. zumeist die tapfere, leidgeprüfte, um ihre Würde ringende Frau. In „Anna Boleyn“ (1920) kämpfte sie um Anerkennung und Liebe, die auch in „Die Liebe einer Königin“ (1923) unerfüllt blieb und der in „Das alte Gesetz“ (1923) die Staatsräson entgegenstand. Ihr derb-komisches Talent zeigte P. mit großem Erfolg in „Die Geier-Wally“ (1921) sowie in zwei Doppelrollen: als hübsche und häßliche Magd in „Kohlhiesls Töchter“ (1921) und in „Wehe, wenn sie losgelassen“ (1926). Ihr künstlerisch anspruchsvollster Film „Hintertreppe“ (1921) entfaltete eine dichte sozialpsychologische Charakterstudie eines liebenden Dienstmädchens, blieb aber ohne großen Publikumszuspruch. Seit 1921 beteiligte sich P. an der Produktion von Filmen und gründete im selben Jahr eine eigene Firma, zu der 1924 ihr bevorzugter Regisseur, Carl Froelich (1875–1953), stieß.

    P.s Spielweise zeichnete sich durch isolierte, wiederkehrende, damit wiedererkennbare Gestik- und Gebärdenelemente aus. Zum Ende der Stummfilmzeit dämpfte sie deren Pathos, so daß ihr der Übergang zum Tonfilm mit einer markanten, warmen Altstimme gut gelang. „Luise, Königin von Preußen“ (1931) und „Mutter und Kind“ (1933) sind Remakes früherer Erfolgsfilme P.s. Aufgrund ihrer Ehe mit einem „Halbjuden“ stand sie dem NS-Film reserviert gegenüber und erhielt nur noch wenige Rollen. Froelich, inzwischen zum Reichsfilmpräsidenten aufgestiegen, besetzte sie als gewitzte, gluckenhafte Mutter in der zweiteiligen Familienkomödie „Familie Buchholz“ und „Neigungsehe“ (1943). Im Nachkriegsfilm spielte sie nur noch drei Rollen. Dabei gelang ihr in den DEFA-Filmen „Carola Lamberti – Eine vom Zirkus“ (1954) und „Das Fräulein von Scuderi“ (1955) die Darstellung ungewöhnlich selbstbewußter älterer Damen.|

  • Auszeichnungen

    BVK (1960).

  • Werke

    Wie ich wurde, Selbstbiogr., 1919 (unauthorisiert);
    Vom „Kintopp“ z. Tonfilm, 1932;
    Mein Leben, in: Ufa-Magazin v. 22.-28.4.1927;
    Henny. in: Münchner Ill. Presse 5-11/1934;
    Der Film meines Lebens, in: Neue Ill. 20-30, 1958. – Zu Rosa: Die Filmprinzeß, Roman, 1919;
    Aus d. Kinderstube d. dt. Films, in: 7 Tage, 6.10.1950.

  • Literatur

    P. Lerch, Lieblinge d. Volkes I, H. P., 1918;
    H. Richter, Kinobriefe 9, 1919;
    Neue Filmwoche 46, 1919 (P);
    H. Salomon, Film-Götter, 1919, S. 38 f. (auch zu Rosal);
    G. Holberg. H. P., 1920 (P);
    I. Urazov, Zenni P., 1926;
    J. Urgiß, H. P., Berlin o. J. (P);
    E. Bucher (Hg.), Filmphotos wie noch nie, 1929, S. 31 (P);
    F. Daniel (Hg), Hinter den Kulissen d. Films, 1929, S. 101-05;
    C. Romani, Die Filmdivas d. Dritten Reiches, 1982;
    H. Belach (Hg.), H. P., 1986 (L, P);
    K. Hickethier, H. P., Das leidende Weib, in: ders. (Hg.), Grenzgänger zw. Theater u. Kino, 1987, S. 55-72 (P);
    H. Schlüpmann. Unheimlichkeit d. Blicks, 1990, S. 71-76 (P);
    C. Lenssen, in: Können. Mut u. Phantasie. hg. v. A. Haase u. H. Kieser, 1993, 173-81 (P);
    C. Müller, Zur Veränderung d. Schauspielens im stummen Film, in: H. B. Heller u. a. (Hg.), Der Körper im Bild. 1999, S. 71-92;
    CineGraph.;
    A. Heinzelmeier u. B. Schulz, Lex. d. dt. Film- u. TV-Stars, 2000 (P).

  • Autor/in

    Jürgen Kasten
  • Zitierweise

    Kasten, Jürgen, "Porten, Henny" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 643-644 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118817272.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA