Lebensdaten
1850 – 1922
Geburtsort
Landshut
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Diplomat ; bayerischer Staatsminister des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten, des Königlichen Hauses und des Äußeren
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116247517 | OGND | VIAF: 47508979
Namensvarianten
  • Podewils-Dürniz, Clemens Hans Maria Franz Konstantin Graf von
  • Podewils-Dürniz, Clemens Freiherr von (1878-1911)
  • Podewils, Clemens Freiherr von (bis 1878)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Podewils-Dürniz, Clemens Graf von (seit 1911), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116247517.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konstantin Frhr. (1820–87, luth.), bayer. Kämmerer u. Oberst, S d. Franz Frhr. (1779–1842), bayer. Oberst, Kdt. v. Germersheim, u. d. Bernhardine v. Schubert (1792–1873);
    M Philippine verw. Freiin v. Frank (1822–1900, kath.), T d. Clemens Wenzel Casimir Frhr. v. Juncker u. Bigatto (1794–1876), bayer. Kämmerer, u. d. Amalia Josepha Freiin v. Verger (1798–1834);
    Ov Philipp (1809–85), bayer. Gen., konstruierte 1858 d. „Podewilsgewehr“ (s. ADB 26);
    München 1874 Friedrike (1855–1923, kath.), T d. Carl August Frhr. v. Dürniz (1811–58), bayer. Kämmerer u. Bez.ger.dir., u. d. Landrichters-T Marie Helene Semer (1827–1900), Palastdame;
    2 S Hans (1875–1948), bayer. Kämmerer u. Oberst, Erdmann (1877–1952, Gesandter, dt. Gen.konsul in Kalkutta (Indien), 1 T Maria (1883–1963, Karl Reisner Frhr. v. Liechtenstern, 1880–1952, braunschweig, u. bayer. Kämmerer u. Hptm.), Staatsdame d. Hzgn. z. Braunschweig-Lüneburg, Ehrendame d. bayer. Theresienordens;
    E Clemens Gf. v. P.-Juncker-Bigatto (s. 3).

  • Biographie

    P. der durch seine Mutter auch in Böhmen Besitz hatte, schlug nach Pagerie, Gymnasium, Rechtsstudium in München und Lehrjahren in der Inneren Verwaltung (Bez.ämter, Reg. v. Oberbayern) 1880 die Diplomatenlaufbahn ein. Zunächst Legationssekretär in Berlin unter dem Gesandten Hugo Gf. Lerchenfeld, 1887 Legationsrat und stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat, wurde er im selben Jahr ao. Gesandter und bevollmächtigter Minister in Rom. Seit 1896 war er als Geheimer Legationsrat I. Klasse in Wien (1899 Staatsrat im ao. Dienst, Exzellenz), wo er die guten Beziehungen Bayerns zu Österreich-Ungarn geschickt pflegte.

    Um den zunehmenden Konflikt zwischen einer seit 1866 liberal-national-gouvernementalen Staatsführung und der Mehrheitspartei Zentrum auszugleichen, ernannte Prinzregent Luitpold P. 1902 auf Betreiben des Geheimkanzleichefs Peter v. Wiedenmann zum Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Kabinett Crailsheim, 1903 zum Nachfolger Crailsheims, an dessen Sturz P. beteiligt war, als Staatsminister des kgl. Hauses und des Äußern sowie zum Vorsitzenden im Ministerrat. P. stützte sich stärker als Crailsheim auf die Gemäßigten bei Liberalen und auch Zentrum und suchte gleichzeitig der wachsenden Sozialdemokratie entgegenzukommen. Die Frucht waren ein weitgehend demokratisches Landtagswahlgesetz (1906) und ein reformiertes Gemeindewahlrecht (1908) sowie mehr Staatsintervention in den ausgreifenden Industriekapitalismus – doch bei unvermindert hoher Reichsloyalität und weiterhin konservativer Verfassungspolitik, indem er u. a. an der umstrittenen Kammer der Reichsräte festhielt. P.s Kabinett verlor in der zunehmenden Polarisierung der politischen Öffentlichkeit den Spielraum. Die Kompromißbereitschaft des Verkehrsministers Heinrich v. Frauendorfer gegenüber den Sozialdemokraten bot schließlich einen Anlaß, P., den „Liebling des Regenten“, 1912 durch Georg Frhr. v. Hertling, der das Zentrum hinter sich hatte, zu ersetzen. Daß P. trotz evidenter Erfolge seiner Kompromißpolitik scheiterte, zeigte, daß nun auch in der konstitutionellen Monarchie nicht mehr ohne sichere parlamentarische Basis regiert werden konnte.

    P.s Ruhestand unterbrachen zwei diplomatische Missionen: 1918 als Vertreter Bayerns bei den Friedensverhandlungen mit Rußland und der Ukraine in Brest-Litowsk, 1920/21 als deutscher Bevollmächtigter bei der Festsetzung der Grenzen Ost- und Westpreußens sowie Schlesiens.|

  • Auszeichnungen

    Großkreuz d. Verdienstordens d. Bayer. Krone (1907) u. d. Pius-Ordens (1908);
    hohe Orden dt. u. europ. Staaten sowie Brasiliens;
    Kapitular d. Hausordens vom hl. Hubertus;
    Malteser-Rr.;
    Ehrenmitgl. d. Polytechn. Ver.;
    Ehrenpräs. d. Dt. Mus.;
    Aufsichtsrat d. Dt. Bank (1914) u. d. Bayernwerks f. Holzverwertung.

  • Literatur

    W. Albrecht. LT u. Reg. in Bayern am Vorabend d. Rev. v. 1918, 1968;
    K. Möckl, Die Prinzregentenzeit, 1972 (P);
    D. Albrecht, in: M. Spindler (Hg.), Hdb. d. bayer. Gesch. IV/1, 1974, S. 283-386;
    W. Zorn, Bayerns Gesch. im 20. Jh., 1986;
    H.-M. Körner, Parlamentarisierung u. Eigenstaatlichkeit, in: W. Becker u. W. Chrobak (Hg.), Staat, Kultur, Pol., FS f. D. Albrecht, 1992;
    B. Löffler, Die bayer. Kam mer d. Reichsräte 1848-1918, 1996;
    DBJ IV, S. 366;
    Kosch, Kath. Dtld. (P);
    Schärl;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Geneal. Hdb. d. in Bayern immatrikulierten Adels, XXII, 1998, S. 49-53;
    eigene Archivstud. (Bayer. HStA). |

  • Nachlass

    Nachlaß: 1945 in Westböhmen verschollen.

  • Autor/in

    Werner K. Blessing
  • Zitierweise

    Blessing, Werner K., "Podewils-Dürniz, Clemens Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 557-558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116247517.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA