Lebensdaten
1845 – 1920
Geburtsort
Schiltern bei Langenlois (Niederösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Pathologe ; Bakteriologe ; Anatom
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 117235245 | OGND | VIAF: 3243301
Namensvarianten
  • Weichselbaum, Anton
  • Weichselbaum, A.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Weichselbaum, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117235245.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Böttchermeister;
    M N. N.;
    Anna (* 1852), T d. Franz Rr. v. Schneider (1812–97, österr. Rr. 1885), Chemiker, Med. (s. NDB 23).

  • Biographie

    W. besuchte 1855–63 dank der Fürsprache eines Pfarrers das Gymnasium in Krems. Anschließend studierte er unentgeltlich Medizin an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie (Josephinum) in Wien, wo er 1869 von dem Pathologen und Anatomen Josef Engel (1816–99) zum Dr. med. promoviert wurde, bei dem er anschließend bis 1871 Assistent war. 1875 zum Prosektor am Garnisonsspital Nr. 1 in Wien ernannt, war er zugleich unter Christian August Voigt (1809–90) Assistent am Anatomischen Institut. 1878 habilitierte er sich an der Univ. Wien für Pathologische Anatomie unter Johann Kundrat (1845–93), wurde zum Privatdozenten und 1885 zum ao. Professor für Pathologische Histologie und Bakteriologie berufen. Bereits 1882 hatte W. die Prosektur des Rudolfspitals in Wien übernommen. Als Nachfolger Kundrats war er seit 1893 o. Professor für Pathologische Anatomie an der Univ. Wien (Rektor 1912 / 13, em. 1916).

    W. war einer der ersten, der die Bedeutung der Bakteriologie für die Pathologische Anatomie erkannte. So erforschte er die Tuberkulose, die Lungenentzündung und andere schwere Infektionskrankheiten. Als Wegbereiter der Forschungen Robert Kochs in Österreich entdeckte er 1886 das Bakterium Streptococcus pneumoniae (alter Name: Diplococcus pneumoniae). 1888 gelang W. der endgültige Nachweis, daß das Bakterium Klebsiella pneumoniae für eine seltene Form der Lungenentzündung, die Friedländer-Pneumonie,|verantwortlich ist. Daneben arbeitete er über die Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, die Meningitis cerebrospinalis. Dabei entdeckte er 1887 den Erreger der v. a. bei Säuglingen und Kleinkindern auftretenden Meningokokken-Hirnhautentzündung (Neisseria meningitidis, Diplococcus intracellularis meningitidis, W.-Diplococcus). Ferner setzte sich W. für die Errichtung der von dem Kliniker und Laryngologen Leopold Schrötter Rr. v. Kristelli (1837–1908) propagierten ersten österr. Lungenheilstätte ein, die 1903 / 04 in Alland (Niederösterreich) gegründet wurde.

    Desweiteren erwarb sich W. große Verdienste um die Bekämpfung des Alkoholismus und die Erforschung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). So beschäftigte er sich mit der Pankreasatrophie (krankhafter Gewebeschwund bei der Bauchspeicheldrüse) bei Diabetes und stellte fest, daß es nur dann zur Erkrankung kommt, wenn bei dieser Atrophie die Langerhansschen Inseln betroffen sind. Diese Zellansammlungen im Pankreas produzieren das Insulin und registrieren die Höhe des Blutzuckerspiegels. Bei Arbeiten zu der durch übermäßigen Alkoholgenuß bedingten chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) fand W. Grundlegendes zur Pathogenese dieser Erkrankung. Weitere Forschungen betrafen die Histologie und die pathologische Degeneration der Gelenke und Knorpel im Alter, die Geschwulstkunde sowie die Sozialmedizin, in deren Bereich er sich als Vorsitzender des Österr. Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose einsetzte. In diesem Amt analysierte er die Konstitutionsproblematik und plante mit Alfred Ploetz (1860–1940) die Gründung einer österr. Gesellschaft für Rassenhygiene, was jedoch nicht realisiert wurde. W. war für die Konservierung des Leichnams der Ehzgn. Elisabeth Franziska (1831–1903) verantwortlich. Zu seinen Schülern zählen Heinrich Albrecht (1866–1922), Julius Bartel (1874–1925), Anton Ghon (1866–1936), Jakob Erdheim (1874–1937) und Karl Landsteiner (1868–1943).

  • Auszeichnungen

    |Hof- u. Sanitätsrat;
    Mitgl. d. Leopoldina (1888), d. ksl. Ak. d. Wiss. z. Wien (1892) u. d. österr. Herrenhauses (1917);
    W.gasse, Wien-Favoriten (seit 1929).

  • Werke

    |Ueber d. Aetiol. d. akuten Lungen- u. Rippenfellentzündungen, in: Med. Jbb., Zs. d. k. k. Ges. d. Ärzte z. Wien 8, 1886, S. 483–554;
    Der gegenwärtige Stand d. Bakteriol. u. ihre Beziehungen z. prakt. Med., in: Klin. Zeit- u. Streitfragen 1, 1887, H. 1;
    Ueber d. Aetiol. d. akuten Meningitis cerebro-spinalis, in: Fortschritte d. Medicin 5, 1887, H. 18, S. 573–83 u. 620–26;
    Btrr. z. Ätiol. u. pathol. Anatomie d. Endokarditis, in: Btrr. z. pathol. Anatomie u. allg. Pathol. 4, 1889, H. 3, S. 92 ff.;
    Grundriss d. pathol. Histol., 1892;
    Ueber Entstehung u. Bekämpfung d. Tuberculose, 1896;
    Parasitol., in: Hdb. d. Hygiene, Bd. 9. 2, 1898, S. 63–336;
    Epidemiol., ebd., Bd. 9. 3, 1899, S. 337–564;
    Diplococcus pneumoniae, in: Hdb. d. pathogenen Mikroorganismen, Bd. 3, 1903, S. 189–255;
    Meningokokken, ebd., S. 256–302;
    Pneumokokkenimmunität, ebd., Bd. 4, 1904, S. 1164–81;
    Immunität b. d. durch d. Micrococcus meningitidis cerebrospinalis (Diplococcus intracellularis meningitidis) verursachten Erkrankungen, ebd., Bd. 4, 1904, S. 1182–85;
    Über d. Infektionswege d. menschl. Tuberkulose, in: Wiener klin. Wschr. 20, 1907, S. 38;
    Über d. Beziehungen zw. Körperkonstitution u. Krankheit, 1912;
    Die gesundheitsschädl. Wirkungen d. Alkoholgenusses, 1915.

  • Literatur

    |Ehzgn. Elisabeth, in: Neue Freie Presse, Abendbl. v. 16. 2. 1903, S. 7;
    FS f. A. W., 1916;
    R. Wiesner, in: Verhh. d. dt. pathol. Ges., 1937, S. 429–34 (W-Verz.);
    E. Lesky, Die Wiener med. Schule im 19. Jh., 1965, S. 569;
    K.-H. Schwarz, Personalbibliogrr. v. Professoren u. Dozenten d. pathol.-anatom. Inst. d. Univ. Wien im ungefähren Zeitraum v. 1875–1936, Diss. Erlangen 1973, S. 1–19;
    H. Wyklicky, Der Anteil d. Wiener Med. Schule an d. Erforschung u. Behandlung v. Infektionskrankheiten, in: Recipe 4, 1979, S. 7 ff.;
    W. Köhler u. H. Mochmann, Meilensteine d. Bakteriol., 1997, S. 172–82;
    Pagel, Ärztelex. (P);
    Kreuter, Neurologen;
    Enz. Med.gesch.;
    Complete DSB.

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Weichselbaum, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 569-570 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117235245.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA