Lebensdaten
1125 – 1190
Sterbeort
Nossen
Beruf/Funktion
Markgraf von Meißen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13754037X | OGND | VIAF: 81717988
Namensvarianten
  • Otto
  • Otto von Meißen
  • Otto "der Reiche"
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Zitierweise

Otto "der Reiche", Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13754037X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Wettiner;
    V Konrad, Mgf. v. Meißen u. d. Niederlausitz ( 1157, s. NDB XII);
    M Luitgard ( 1146);
    Hedwig ( 1203), T Albrechts d. Bären, Mgf. v. Brandenburg ( 1170, s. NDB I);
    2 S, Mgf. Albrecht I. d. Stolze (1158–95, s. NDB I), Mgf. Dietrich d. Bedrängte ( 1221, s. NDB III), 2 T, Sophia ( Hzg. Ulrich II. v. Böhmen), Adela ( 1211, Hzg., seit 1198 Kg. Přemysl Otakar v. Böhmen, 1230);
    E Mgf. Heinrich III. d. Erlauchte (1215/16-88, s. NDB VIII).

  • Biographie

    O. erbte nach dem Tod des Vaters die Gfsch. Camburg als Allodialbesitz und wurde als ältester überlebender Sohn mit der Markgrafschaft Meißen belehnt. Um die bescheidenen Grundlagen seiner Herrschaft unter Nutzung der gebotenen Möglichkeiten zu erweitern, förderte er in großzügiger Weise („suis sumptibus“) die Ansiedlung von Bauern, die Ansetzung von Ministerialen und den Burgenbau in den benachbarten Rodungsgebieten des Osterzgebirges und der nordsächs. Ebene. In einem Stadtbrief für Leipzig von etwa 1165 verbriefte er den Bürgern das Stadtrecht nach Magdeburger und Hallischem Vorbild. Als Hauskloster seiner Familie stiftete O 1162 das Zisterzienserkloster Altzella bei Nossen am Rande des Rodungsgebietes, wo er ihm 800 Neubruchhufen übereignete. Der sofortige Zugriff auf den 1168 aufgekommenen Silberbergbau im späteren Freiberg durch die Errichtung eines „dominicale“ im Bergbaugebiet zeigt ihn als einen Fürsten, der seinen politischen Aufgaben in vollem Umfang gewachsen war. Sein Name ist mit dem Aufkommen eines völlig neuen für Europa wegweisenden Bergrechts am „freien Berge“ verbunden: An die Stelle höriger Bergleute (wie noch in Goslar) traten freie unternehmerische Bürger der sich entwickelnden Bergstadt unter Ausschaltung grundherrlicher Rechte.

    O.s Lebensabend war überschattet von dem 1188 unter seinen beiden Söhnen ausgebrochenen Streit über die Nachfolge, wobei er in Fehde und Gefangenschaft des älteren Albrecht geriet. Seine Gemahlin scheint einen nicht geringen Einfluß auf seine politischen Entschlüsse gehabt zu haben, was sich vor allem in der von ihr angestrebten Bevorzugung des jüngeren Sohnes bei der Erbfolge äußerte.

  • Literatur

    ADB 24;
    K. Blaschke, Der Fürstenzug zu Dresden, Denkmal u. Gesch. d. Hauses Wettin, 1991, S. 64-67;
    O. Posse, Die Wettiner, Geneal. d. Gesamthauses Wettin, neubearb. v. M. Kobuch, 1994, Tafel 4;
    St. Pätzold, Die frühen Wettiner, Adelsfam. u. Hausüberlieferung bis 1221, 1997;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Karlheinz Blaschke
  • Zitierweise

    Blaschke, Karlheinz, "Otto "der Reiche"" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 689-690 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13754037X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Otto der Reiche, Markgraf von Meißen, geb. 1125 als ältester Sohn Konrads von Wettin, als welcher er bei der von Letzterem vorgenommenen Theilung seiner Besitzungen 1156 das Hauptland erhielt. Den Beinamen des Reichen verdankt er dem Fündigwerden des erzgebirgischen Silbers und zu diesem hat wahrscheinlich die auf Betrieb seiner Gemahlin Hedwig, der Tochter Albrechts des Bären von Brandenburg, geschehene Stiftung des Cistercienserklosters (Alten-) Zella bei Nossen, welches er für sich und seine Nachkommen zum Erbbegräbniß bestimmte, den Anlaß gegeben. Dieses 1162 begonnene, 1175 eröffnete älteste Kloster der Mark Meißen, über das er sich und seinen Nachkommen die Vogtei vorbehielt, begabte er mit 800 Morgen des Miriquidiwaldes; bei der Urbarmachung und Rodung dieses klösterlichen Grund und Bodens mag man auf den Silberreichthum desselben aufmerksam geworden sein und die Kunde von diesem Funde zog vermuthlich die ersten Bergleute aus dem Harze herbei. Vertrieben durch den Krieg zwischen dem geächteten Herzog Heinrich dem Löwen und seinen Vasallen siedelten 1181 neue Bergleute von dort hierher über und gründeten in der Nähe der von O. zum Schutze des Bergbaus errichteten Burg eine Gemeinde, aus der die Stadt Freiberg erwachsen ist. Durch den infolge der Silberausbeute vermehrten Landesreichthum begann die Mark Meißen unter O. sich neben dem an Cultur, Wohlstand und Bevölkerung weit überlegenen Thüringen emporzuheben, Leipzig wurde damals mit hallischem und magdeburgischem Rechte beliehen. Uebrigens benutzte O. die ihm aus dem Bergbau zufließenden Einkünfte, die er vom Kaiser ausdrücklich zu Lehen erhalten hatte, theils zur Bereicherung von Kirchen und Klöstern, theils zur Befestigung mehrerer Städte wie Leipzig, Freiberg und Eisenberg, theils auch zu Ankäufen von Grundbesitz, besonders in Thüringen. Ueber die letzteren gerieth er mit Landgraf Ludwig III. von Thüringen in Krieg und sogar in dessen Gefangenschaft auf der Wartburg, bis Kaiser Friedrichs I. Vermittlung auf dem Hoftage zu Fulda den Streit durch die Rückgabe eines Theils des Gekauften schlichtete. Mit besonderer Lebhaftigkeit betheiligte sich O. in Gemeinschaft mit seinen vier Brüdern an den Angriffen, welche eine große Anzahl norddeutscher Fürsten 1166 in des Kaisers Abwesenheit gegen Heinrich den Löwen richtete; auch 1179 fanden sich alle fünf Söhne Konrads auf dem Reichstage zu Magdeburg ein, vor den der|Herzog geladen war. In noch traurigere Händel wurde O. durch seine Nachgiebigkeit gegen seine Gemahlin verwickelt, welche die getroffene Bestimmung, daß der älteste Sohn Albrecht die Mark, der jüngere bloß die Herrschaft Weißenfels bekommen sollte, dem Letzteren zu Liebe umkehren wollte. Darüber griff Albrecht zu den Waffen und führte den Vater auf die Burg Dewin bei Grimma in Haft. Kaiser Friedrich I. gebot seine Freilassung, doch brach die Fehde noch einmal aus und diesmal mischte sich auf Befehl Kaiser Heinrichs VI. auch Otto's Schwiegersohn, Herzog Ottokar von Böhmen, wir wissen nicht, zu wessen Gunsten, ein. In diesen Kämpfen ging der Schatz des Markgrafen im Werthe von 30 000 Mark Silber verloren. Beiderseitige Erschöpfung führte endlich zur Einstellung der Feindseligkeiten und am 10. August 1189 stiftete Heinrich VI. zu Würzburg im Beisein des Böhmenherzogs Frieden zwischen Vater und Sohn. Dem Ausbruche eines neuen Kampfes kam Otto's Tod am 18. Februar 1190 zuvor. Von seinen beiden Töchtern war die ältere, Adele, an den genannten Herzog Ottokar von Böhmen, die jüngere, Sophie, in erster Ehe an Ulrich II. von Böhmen, in zweiter an einen Burggrafen von Regensburg vermählt.

    • Literatur

      Quellen: Annales Reinhardsbruun., Annales Pegav. und nach letzteren das Chron. Montis Sereni.

  • Autor/in

    Flathe.
  • Zitierweise

    Flathe, Heinrich Theodor, "Otto "der Reiche"" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 704-705 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13754037X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA