Ortolf von Baierland
- Lebensdaten
- geboren Anfang 13. Jahrhundert
- Geburtsort
- Bischofsheim (Rhön)
- Sterbeort
- vermutlich Würzburg
- Beruf/Funktion
- Wundarzt ; Arzt
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119070707 | OGND | VIAF: 2086150032982611180006
- Namensvarianten
-
- Ortolf von Würzburg
- Ortolf von Bayrlandt
- Megenberger, Ortolf
- Ortlof
- Ortulf
- Ortolf von Baierland
- Ortolf von Würzburg
- Ortolf von Bayrlandt
- Megenberger, Ortolf
- Ortlof
- Ortulf
- Ortolff, von Bayrlant
- Bayrlandt, Ortolf von
- Baierland, Ortolf von
- Ortolf, Megenberger
- Ortolf, Meienberger
- Ortolf, von Barlandt
- Ortolf, von Beyerlande
- Ortolff, the Bavarian
- Ortolff, von Bayrlandt
- Ortolf, von Bayrlandt
- Ortolfus, von Würzburg
- Ortolfus, von Baierland
- Ortolf, von Bayrland
- Ortolff, von Bayerland
- Bayerland, Ortolff von
- Megenberger, Ortolph
- Ortloph
- Ortulph
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Ortolf von Baierland (von Würzburg)
Wundarzt, * Anfang 13. Jahrhundert wahrscheinlich im Weiler Bayerland bei Bischofsheim (Rhön), † um 1300 vermutlich Würzburg.
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Biographie
O. stand als akademisch ausgebildeter, hoch angesehener Wundarzt („chirologus“) in Diensten des Würzburger Domkapitels, versorgte das kapitelseigene Dietrichspital und bewohnte ein (später als „Ortolfs hûs“ bekanntes) Gebäude in der spitalseigenen Domvikarie (Klein-)Weinsberg. Anscheinend hat er auch an der Domschule unterrichtet.
O.s „Arzneibuch“ („arzetbuoch“) ist ein sprachliches Kunstwerk von herber Schönheit und der meistgelesene mittelhochdeutsche Text überhaupt. Der Autor verwendet einen antithetischen Stil, strebt nach Bündigkeit unter Inkaufnahme von Ellipsen und bevorzugt eine aphoristische Ausdrucksweise, die komplexe Sachverhalte in eingängigen Merksätzen darstellt. Die ständig wiederkehrende Wendung „du salt merken“ unterstreicht den normativen Charakter des „diutschen buoches“, das sich unter praxisbezogenem Aspekt an den handwerklich tätigen Wundarzt wendet und für „den meister“ medizinisches Hochschulwissen in luzider, leicht funktionalisierbarer Form darstellt. Der Handwerks-Chirurg wird zugleich durch das „buoch“ in eine Imago hominis eingeführt, die der Humoralpathologie folgt, die „sex res naturales“ als (patho)physiologisches Gliederungselement benutzt und darüber hinaus zahlreichen weiteren Strukturprinzipien Gestalt gibt. Als Vorlagen bat O. Texte des Corpus Constantini ebenso zugrunde gelegt wie Werke des Toletaner Übersetzerkreises; darüber hinaus hat er aus dem „Macer“, dem durch [Walahfrid und) Odo von Meung um 1180 geschaffenen Kräuterbuch, geschöpft, aus der „Chirurgie“ des Roger Frugardi (Rüdiger Frutgard, † um 1195) exzerpiert, das „Compendium“ Gilberts des Engländers ausgeschrieben sowie die „Harn-“ und die „Pulsverse“ von →Gilles de Corbeil (Aegidius Corboliensis, 1140–1224) teilübersetzt. Bei den pharmazeutischen Vorschriften konnte er die Präskriptionen des „Antidotarium Nicolai“ (vor 1150) als bekannt voraussetzen und vom entsprechenden Angebot einer Apotheke ausgehen. Beim Verordnen von Einzeldrogen bewegt er sich im Indikationenspektrum des „Circa instans“ (der um 1150 entstandenen Salerner Pharmakognostik), greift gelegentlich aber auch auf suggestivtherapeutische Vorstellungen der Therotherapie zurück, beispielsweise dort, wo er in der Gelbsuchttherapie eine Schleie für die Transplantatio morbi empfiehlt: von der Leber in den Fischleib – „ez hilfet sêre“ (§ 124, 10).
Die Überlieferung setzt um 1300 ein und zeigt mit ihren mehr als 200 Handschriften und ebensovielen (Teil-)Drucken, daß O.s allgemeinmedizinisches Handbuch weit über die ursprünglich intendierte Zielgruppe der Chirurgen hinausdrang: Übersetzt ins Lateinische, mehrfach rückübersetzt ins Deutsche und übertragen in mehrere Sprachen (Ital., Span., Niederlande Dän., Tschech.), gewann es in der „Wundenmann“-Version (der böhm. Dreibilderserie d. 14. Jh.) Einfluß auf den akademischen Unterricht (Ps.-Kêthâm, „Fasciculus medicinae“), speiste „iatromathematische Hausbücher“ sowie sog. „Volkskalender“, regulierte das Töten von Lohnkämpen (etwa im Ordal nach Fränk. Kampfrecht, wie Hans Talhofer [15. Jh.] zeigen konnte) und behauptete sich im laienärztlichen Bereich bis ins ausgehende 17. Jh. Für mehrere seiner Traktate läßt sich eine wirkungsmächtige Sonderüberlieferung nachweisen, die insbesondere beim Aderlaß und in der Wundarznei kulminierte. Gegen Ende des 15. Jh. erreichte O.s Name so hohe personalautoritative Bedeutung, daß dem Würzburger Wundarzt zahlreiche medizinische Texte unterschiedlicher Provenienz zugeschrieben wurden („Frauenbüchlein“, „Gebrannte Wässer“, „Ipokrâs“-Monatsregeln, Gesundheitsregeln, ein Kräuterbuch, der „Oberdeutsche Theriaktraktat“), die von Taddeo Alderotti, Guglielmo de' Corvi, →Konrad von Eichstätt, Arnold von Bamberg, →Konrad von Megenberg sowie von einer Hebamme stammen und von denen einige ihre Zuschreibung wechselten und unter die Zuweisung an andere Autoritäten gerieten (→Michael Puff v. Schrick, Johann Kellner von Kirchheim, →Eucharius Rößlin). Ausgiebig ausgeschrieben wurde der Würzburger Chirologe durch Walther Hermann Ryff (Reiff).
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Werke
Krit. Ed. d. Arzneibuches, hg. v. G. Keil (in Vorbereitung).
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Literatur
O. Riha, O. v. B. u. seine lat. Qu., 1992;
G. Keil (Hg.), „ein teutsch puech machen“, Unterss. z. landessprachl Vermittlung med. Wissens, 1993;
Lex. MA;
Vf.-Lex. d. MA²;
LGB². -
Autor/in
Gundolf Keil -
Zitierweise
Keil, Gundolf, "Ortolf von Baierland (von Würzburg)" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 605 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119070707.html#ndbcontent