Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Luzerner Familie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139789111 | OGND | VIAF: 102635991
Namensvarianten
  • Moos, von

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Zitierweise

Moos, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139789111.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Das Ministerialengeschlecht stammt aus dem Urserntal im heutigen Kanton Uri. Es wird erstmals 1281 in einer Urkunde genannt, und zwar im Zusammenhang mit dem Kloster Disentis, denn die M. standen im Dienste der|fürstlichen Abteien von Disentis und des Fraumünsters in Zürich sowie der Herzöge von Österreich und der deutschen Kaiser. Sie „bewegten sich stets in einem gehobenen feudal-höfischen Milieu und genossen auch die Vorrechte und Einkünfte dieser Kreise“ (Schnellmann). Man nimmt als sicher an, daß die einflußreichen, mit den Freiherren v. Attinghausen befreundeten und mit führenden Urner Familien verwandten M. aktiv an der Freiheitsbewegung der habsburg. Untertanen rund um den Vierwaldstättersee im 13. Jh. und somit an der Gründung des eidgenössischen Bundes beteiligt waren. Im selben Jahr 1332, in dem Luzern dem Dreierbund der Eidgenossen beitrat, ließ sich Jost ( 1369) in Luzern einbürgern und begründete damit das noch heute bestehende Geschlecht der Luzerner M. Heinrich (1339–86) ist als Hauptmann der Heerschar der Eidgenossen in der Schlacht von Sempach (1386) aktenkundig. Die M. wurden rasch zu einer der vornehmsten, wohlhabendsten und einflußreichsten Familien Luzerns und stellten eine Reihe führender Politiker, Militärs und hoher Beamter in Stadt und Kanton. Zu Beginn des 17. Jh. widerrief Kaspar (1582–1629), Chorherr zu Beromünster, seinen angestammten Glauben, zog aus der kath. Innerschweiz nach Zürich und wurde damit zum Begründer des prot. Zweiges der Familie im Kanton Zürich.

    Im 17. und 18. Jh. betätigten sich die M. mehr und mehr handwerklich und unternehmerisch. Sie gehörten den Luzerner Zünften, vorab der Zunft zu Safran, an. Peter (1636–1713), Krämerschultheiß (Vorsteher der Safran-Zunft) von Luzern, betrieb um 1680 in Kriens am Krienbach ein Hammerwerk und eine Nagelschmiede. Seither ist der Name M. mit der Herstellung von und dem Handel mit Eisenwaren verbunden. Sein Urenkel Ludwig v. M.-Schobinger (1743–1812), ein gelernter Kupferschmied, verhalf der Handelstätigkeit der Familie, nicht zuletzt durch Einheirat in ein mit dem Eisenhandel verbundenes Großratsgechlecht, zu ihrer eigentlichen Blüte. 1842 nahmen seine Enkel Ludwig (s. 1) und Franz Xaver (1819–97) die Herstellung von Drähten und Stiften auf. Sie verlegten später die Fabrikation vom ursprünglichen Standort, der Reussinsel, nach der Emmenweid, wo sie das Gelände einer Papierfabrik erwerben konnten. Der traditionelle Eisenwarenhandel wurde seit 1852 im sog. An der Allmend-Haus am Kasernenplatz in Luzern weitergeführt, wo sich noch heute der Sitz des Konzerns befindet.

    Nach Ludwigs Tod übernahm dessen Sohn Eduard (1855–1911), der bereits seit 1887 die technische Leitung innehatte, die Führung der Betriebe. Seine Geschäftsleitung fiel in eine Periode umwälzender technischer Neuerungen auf den Gebieten der Eisenindustrie, der Kohleverwertung und der Krafterzeugung. Er baute die Herstellung von Halb- und Fertigprodukten wie Walzerzeugnissen, Draht und Kleineisenwaren aus und errichtete 1889 ein Stahlwerk nach dem Siemens-Martin-Verfahren, das als Rohstoff überwiegend Schrott verwendete, die erste derartige Anlage in der Schweiz. Der weitere Ausbau des Werks hatte einen zunehmenden Energiebedarf zur Folge und führte zur Gründung des Elektrizitätswerkes Rathausen, das später von der Centralschweizer. Kraftwerke AG übernommen wurde. Eduard gehörte dem Verwaltungsrat dieses Unternehmens bis zu seinem Tode an. Der Siemens-Martin-Ofen mußte 1911 wegen mangelnder Rentabilität stillgelegt werden.

    Die Nachfolge Eduards trat dessen Neffe Ludwig v. M.-Zetter (s. 2) an. Diesem folgte 1940 Eduards Sohn Moritz (1898–1972, s. L), der den industriellen Liegenschaftsbesitz in Emmenbrücke und Littau bedeutend ausweitete und damit die Grundlage für die spätere Weiterentwicklung des Unternehmens legte. Er wurde abgelöst durch Walter (* 1918), einen Sohn Ludwig v. M.-Zetters. Die M.schen Werke entwickelten sich Ende des 19. und im 20. Jh. unter Führung von Mitgliedern der Familie zu einer bedeutenden Gruppe von 30 Gesellschaften (seit 1987 mit Holding-Struktur), die vor allem in der Stahlherstellung, der Stahlverarbeitung und im Stahl- und Verbindungselementehandel in Europa und Übersee tätig waren und sich gegen die Konkurrenz der großen ausländischen Konzerne auch in Kriegs- und Krisenzeiten zu behaupten vermochten. Marksteine in der Entwicklung des Unternehmens waren der Bau eines der ersten sog. Ministahlwerke (1938), eines Kaltwalzwerks (1946–48) und eines Massenstahl-Warmwalzwerks (1955), die Entwicklung der ersten Bogenstranggußanlage für Stahl (1958), die Errichtung einer Präzisionszieherei für Blankstahl (1970–73) und eines Edelstahl-Warmwalzwerks (1978–80), die Entwicklung eines neuen Tunnelausbauverfahrens mit weltweiter Patentierung, der Erwerb eines Stahl- und Warmwalzwerks in den USA (1991) sowie die Übernahme einer Betonwarenfabrik im deutschen Halberstadt (1991). Seit 1988 ist die v. Moos Stahl AG eine Publikumsgesellschaft.

    Die Familie M. brachte nicht nur Industrielle hervor, sondern auch bedeutende Geistliche, Juristen, Ärzte, Maschinen- und Bauingenieure, Architekten, Apotheker, Chemiker, Offiziere und Forstleute. Ihr entstammen zudem Schriftsteller, Kunsthistoriker und Künstler wie die Maler Joseph (1859–1939) und Max (s. 3).

  • Werke

    zu Walter: Geschmiedete Gedanken, o. J.;
    Brennpunkte unserer Zeit, 1983;
    Bilder unserer Zeit, 1988.

  • Literatur

    M. Schnellmann, Die Adolffrage in d. Geneal. d. Luzerner v. M., Privatdr., o. J. (1927);
    ders., Die Fam. v. M. v. Uri u. Luzern, 1955;
    Mario v. Moos, Dokumente z. Gesch. d. Geschl. v. M. v. Zürich, anläßl. d. ersten Fam.tages am 20.10.1979, o. J.;
    ders., Stammliste d. Geschl. v. M., seit 1613 in Zürich verbürgert, 1993;
    A.-M. Dubler, Gesch. d. Luzerner Wirtsch., 1983;
    HBLS. – Zu Moritz:
    Zur Erinnerung an Dr.-Ing. Moritz v. M.-Hug, 1972;
    Biogr. Lex. verstorbener Schweizer VII, 1975, S. 180 f. (P). – Gesch. d. Unternehmens:
    von Moos, Bewahrung u. Veränderung am Beispiel d. Industriegesch., 1992.

  • Autor/in

    Ferdinand Oehen
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Oehen, Ferdinand, "Moos, von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 70-72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139789111.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA