Lebensdaten
1833 – 1928
Geburtsort
Bonn
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118628798 | OGND | VIAF: 45561647
Namensvarianten
  • Wallich, Hermann

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wallich, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628798.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. im MA aus d. roman. Raum ins Rheinland eingewanderten jüd. Fam.;
    V Joseph Herz (1802–50), Kaufm., Häutehändler in Bonn, S d. Herz Jakob (1747–1829);
    M Sara Kelche (Caroline) (1807–35), T d. Joseph Lambert (Lambrecht) Cahen (1763–1809), Bankier in Bonn, u. d. Sophie Voegele (1777–1835);
    Om Meyer Joseph Cahen d’Anvers (1804–81), aus Bonn, Bankier in Paris;
    B Jakob (* 1828);
    1875 Anna (1854–1925), T d. Moritz Jacoby ( 1878), preuß. Kammerherr, Inh. d. Villa Schöningen in Potsdam;
    1 S Paul (s. 2), 1 T Ilse (1879–1951, 1] Oskar Schön, um 1867–1905, ermordet, Textiluntern. in Sosnowiec b. Kattowitz, 2] Oskar Mulert, 1881–1951, Kommunalpol., s. NDB 18);
    N Édouard Joseph Cahen d’Anvers, Marchese de Torre-Alfina (1832–94), Louis Raphaël Cahen d’Anvers (1837–1922), Bankier, Raphaël Maximilian Cahen d’Anvers (1841–1900), Bankier;
    E Henry C. (s. 3).

  • Biographie

    W. besuchte die kaufmännische Privatschule Dr. Kortegarn’sches Lehrinstitut in Bonn. Im Anschluß lernte er das Bankfach im Kölner „Privatbankhaus Jacob Cassel“, seit 1854 war er bei „Cahen d’Anvers“, der Bank seines Onkels Meyer Joseph Cahen, in Paris beschäftigt, von der er 1860 in das dort neu gegründete Bankhaus „Trivulzi, Hollander & Co.“ wechselte. 1863 trat W. in den „Comptoir d’Escompte“ ein, eine der führenden franz. Banken, und wurde umgehend als Niederlassungsleiter nach St. Denis auf Réunion entsandt. 1867 übernahm er die Leitung der Filiale des „Comptoir d’Escompte“ in Shanghai, die er erfolgreich reorganisierte. Ebenfalls im Auftrag dieser Bank etablierte er noch im selben Jahr in Yokohama eine Niederlassung.

    1870 erhielt W. auf Initiative von Ludwig Bamberger (1823–99) das Angebot, in die Geschäftsleitung der neu gegründeten „Deutschen Bank“ in Berlin einzutreten, um das Auslandsgeschäft, v. a. die Außenhandelsfinanzierung, aufzubauen, und nahm dort im Okt. seine Tätigkeit auf. In den nächsten Jahrzehnten gehörte er mit Georg v. Siemens (1839–1901), Rudolph v. Koch (1847–1923) und Max Steinthal (1850–1940) zu den Persönlichkeiten, die den raschen geschäftlichen Aufschwung der Bank maßgeblich gestalteten. W. baute das Übersee- und Remboursgeschäft (Akzeptkreditgeschäft im Auslandswarenhandel) auf, richtete die Filialen in Bremen (1871) und Hamburg (1872) sowie die – allerdings kurzlebigen – Niederlassungen in Shanghai und Yokohama (beide 1872) ein. Große Bedeutung maß W. einer raschen Präsenz der „Deutschen Bank“ in London bei; die dort 1873 eröffnete Filiale entwickelte sich erwartungsgemäß zu der mit Abstand wichtigsten Auslandsniederlassung des Unternehmens. 1886 wurde die „Deutsche Uebersee-Bank“, die spätere „Deutsche Ueberseeische Bank“, gegründet, deren Vorstand und Aufsichtsrat W. angehörte; er war auch im Aufsichtsrat der 1889 gegründeten Konsortialbank „Deutsch-Asiatische Bank“ vertreten. Neben dem Auslandsgeschäft befaßte er sich mit der Errichtung und Pflege des Einlagengeschäfts der Bank. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der „Deutschen Bank“ 1894 blieb W. noch bis zu seinem Tod Mitglied ihres Aufsichtsrats.

    W. verfaßte 1904 Lebenserinnerungen (Privatdr. 1929, Neudr. in: Zwei Generationen im dt. Bankwesen, 1978, S. 29–158), die ein lebendiges Bild vom Habitus europ. Kaufleute im Ostasiengeschäft der 1860er Jahre vermitteln, aber auch in selbstkritischer Haltung sein Wirken für die „Deutsche Bank“ beschreiben und Reflektionen über seine Stellung zum Judentum enthalten. Während W. selbst, obgleich weitgehend assimiliert, aus familiärer Rücksichtnahme noch von einem Übertritt zum Christentum absah, ließ er seine Kinder taufen.

    Durch eine Erbschaft seiner Frau gelangte die Familie W. 1878 in den Besitz der Villa Schöningen in Potsdam (1945 beschlagnahmt, 1983 Volkseigentum d. DDR, nach der Wiedervereinigung Rückerstattung und Verkauf, seit 2009 in musealer Nutzung), die sie neben Berliner Stadtwohnungen und dem 1912 erworbenen Gut Jerchel bei Brandenburg bewohnte.

  • Auszeichnungen

    A Hon.konsul d. Rep. Argentinien.

  • Literatur

    |Die Trauerfeier f. H. W., in: Mhh. f. d. Beamten d. Dt. Bank, 1928, S. 84–87;
    W. E. Mosse, Problems and Limits of Assimilation, H. and Paul W. 1833–1938, in: Leo Baeck Inst., Year Book 33, 1988, S. 43–66;
    L. Gall u. a., Die Dt. Bank 1870–1995, 1995, passim;
    K. Hafner, Das Haus an d. Brücke, Die Villa Schöningen in Postdam u. ihre Bewohner, 2004;
    D. Brötel, H. W., Von Pariser Banken z. Asiengeschäft d. Dt. Bank (1850–1889), in: „… Macht u. Anteil an d. Weltherrschaft“, Berlin u. d. dt. Kolonialismus, hg. v. U. van d. Heyden u. J. Zeller, 2005, S. 73–80;
    R. Frost, H. W., Bankier in Paris, Shanghai u. Berlin, 2016;
    Qu Hist. Inst. d. Dt. Bank.

  • Porträts

    |Gem. v. M. Koner, 1898 (Fam.bes.);
    Radierung v. H. Struck, 1913 (u. a. Berlin, Jüd. Mus.;
    Hist. Inst. d. Dt. Bank).

  • Autor/in

    Reinhard Frost
  • Zitierweise

    Frost, Reinhold, "Wallich, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 335-336 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628798.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA