Lebensdaten
1680 – 1741
Geburtsort
Schnann (Stanzertal, Tirol)
Sterbeort
Sankt Pölten
Beruf/Funktion
Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118735233 | OGND | VIAF: 72189192
Namensvarianten
  • Mungenast, Joseph
  • Munggenast, Joseph
  • Mungenast, Joseph
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Zitierweise

Munggenast, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118735233.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Severin (1655–1712), S d. N. N. u. d. Catharina Prandtauer;
    M Juliane Wolf; 5 jüngere Geschw, u. a. Sigismund (1694–1770), ließ sich 1728 als Bauhandwerker in Echternach nieder (s. L);
    N. N.;
    K u. a. Franz (1724–48, s. L), Matthias (1729–98), beide Baumeister in St. P. (beide s. ThB);
    N Paul (1735–97), Feldmesser, Baumeister d. Abtei Echternach (s. ThB, L).

  • Biographie

    In denselben Kultur- und Lebenskreis wie Jakob Prandtauer (1660–1726) hineingeboren, erhielt auch M. seine Grundausbildung zunächst bei lokalen Bauhandwerkern. An solchen Praktikern des Maurerhandwerks hatte man in den nach dem Sieg über die Türken aufblühenden Donauländern großen Bedarf. So kam es auch, daß Prandtauer ihm in St. Polten, Dürnstein und Herzogenburg die ersten Arbeiten, Keller und Lesehöfe, anvertraute. Entscheidend für M. wurde die Mitarbeit am Bau des Stiftes Melk, vor allem an dem Rohbau der 1702 durch Prandtauer begonnenen Stiftskirche. 1712 ernannte ihn Prandtauer zu seinem Polier beim Bau der Wallfahrtskirche am Sonntagberg; 1717 verlieh ihm der Stadtrat von St. Polten das Bürger- und Meisterrecht. Neben dem organisatorischen und technischen Geschick, das er sich bei Prandtauer erwarb, wurde M. auch mit dessen künstlerischen Ausdrucksformen vertraut. So war es selbstverständlich, daß er nach Prandtauers Tod an den Stiften Melk (Nordflügel, Bibliothek und Altane), St. Pölten und Herzogenburg weiterbaute und sie vollendete.

    Einen weiteren entscheidenden künstlerischen Impuls empfing M. durch seine Auseinandersetzung mit den raumgreifenden Entwürfen des genialen Inventors und Plastikers Matthias Steinl (1644–1727). Obwohl sich M. (seit 1722 Stiftsbaumeister in Zwettl) mit seinen eigenen Entwürfen für die Türme der Stifte Zwettl und Dürnstein nicht durchsetzen konnte, war er es, der sie zur Zufriedenheit Steinls und der Bauherren ausführte (1722-27 bzw. 1729-33). In der Zusammenarbeit mit Steinl erwarb sich M. den Sinn für Plastizität und Dekor. Gewiß sind seine Fassaden- und Portalentwürfe für Herzogenburg, Seitenstetten und Geras gegenüber jenen Steinls für Dürnstein flächiger und dekorativer, unterscheiden sich aber stets deutlich von den strengen Konzepten Prandtauers. M. entwickelte ein Formenrepertoire, das sehr geschickt Neues in Bestehendes einband. Das zeigen u. a. die Portal-, Fenster- und Oberlichtumrahmungen am Torpavillon des Stiftes Geras, der Torbau vor der Nordfront des Stiftes Herzogenburg mit den dekorativ verwendeten Rustikabändern oder der Giebel am Meierhof dieses Stiftes, der ein Motiv Lukas v. Hildebrandts abwandelt. Auch die Nachahmung textilen Schmuckes mit Bändern und Quasten findet sich im profanen Bereich.

    Diese Fähigkeit, Überkommenes in Neues umzuwandeln, wird bei der einmaligen Lösung der Ostfront des Stiftes Altenburg wohl am deutlichsten sichtbar. Über steil abfallendem Gelände errichtete M. die 208 Meter lange Stützmauer und formte durch Arkaden und Figurenschmuck die Streben der gotischen Apsis der Stiftskirche zum dominanten Mittelrisalit der barocken Fassaden um. Im Inneren seiner Bauten schuf er der Freskomalerei die Möglichkeit freier Entfaltung. In die gotischen Langhauskirchen von Altenburg und Herzogenburg ließ er ovale, alle Schiffe umfassende Kuppelräume einbauen, und im Stift Altenburg wurden die Sala terrena, die Krypta und die darüber liegende Bibliothek von den Malern im Sinne eines|barocken Welttheaters interpretiert. M. wurde in der Nachfolge Prandtauers ein Wegbereiter spätbarocker Raum- und Bildkunst. Sein Werk übergab er Johann Gotthard Hayberger (1695–1764), der den Bau seines Stiftes Seitenstetten vollendete.

  • Werke

    Stift Seitenstetten, Bauleitung seit 1717;
    Stift Dürnstein. Bauleitung seit 1718 (Kreuzgang 1722, Altar in d. Gruft 1725);
    Stift Herzogenburg, Plan u. Bau d. Meierhofes 1727-29;
    Stift Altenburg, Bauleitung seit 1730;
    Stift Herzogenburg, Nordtrakt, Hauptportal 1730-32;
    Stift Melk, Altane 1731;
    Stiftskirche Zwettl, Hochaltar 1731, Hl.-Kreuz-Altar 1732;
    Stift Altenburg, Marmorzimmer 1736;
    Stift Geras, Torpavillon mit Marmorsaal u. Feststiege 1736;
    Stift Herzogenburg, Georgen- u. Au-Tor 1736-38;
    Melk, Neue Turmhelme f. d. Stiftskirche 1738-42;
    Stift St. Pölten, Ostportal, Bischofstor 1739;
    Stift Altenburg, Hauptstiege 1739, Krypta u. Bibl. 1740.

  • Literatur

    G. Wagner, J. M. (1680-1741), Die Grundzüge seiner architekton. Leistungen, Diss. Wien 1940 (ungedr.);
    R. Feuchtmüller, J. M., Das barocke Gesamtkunstwerk zur Zeit Paul Trogers, in: Paul Troger, Ausst.kat. Altenburg 1963, S. 13 ff.;
    E. Mungenast, J. M., 1963;
    Th. Karl, Die Baumeister-Fam. M., Ausst.kat. St. Pölten 1991 (W, L, zahlr. Abb.);
    ThB. – Zu Franz: K. Güthlein, Der österr. Barockbaumeister F. M., Diss. Heidelberg 1973; zu Sigismund u. Paul:
    Michel Schmitt, Die Bautätigkeit d. Abtei Echternach im 18. Jh., 1970.

  • Autor/in

    Rupert Feuchtmüller
  • Zitierweise

    Feuchtmüller, Rupert, "Munggenast, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 592-593 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118735233.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA