Lebensdaten
1867 – 1940
Geburtsort
Altona bei Hamburg
Sterbeort
Jerusalem
Beruf/Funktion
Rabbiner
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 127663355 | OGND | VIAF: 41729307
Namensvarianten
  • Munk, Esriel
  • Munk, Esra
  • Munk, Esriel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Munk, Esra, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd127663355.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Elias (1818–99), Rabbiner, Dajan (Religionsrichter) in A.;
    M Jenny Hildesheimer;
    Om Israel Hildesheimer (1820–99), Gründer d. orthodoxen Rabbinerseminars in Berlin (s. NDB IX);
    B Leo (1851–1917), Dr. phil., 1876 Bez.rabbiner in Marburg (s. Enc. Jud. 1971), Samuel (* 1868, KZ Theresienstadt), Kaufm. in A., Meier (1869–1928), Dr. phil., Rabbiner, Pädagoge u. Chemiker in Berlin;
    1897 Selma Sandler (1877–1958) aus Hohensalza (Posen), seit 1938 in Tel Aviv;
    3 S, 1 T, Elias (Eli) (1900–78), 1934-68 Rabbiner in London, dann in Jerusalem (s. W, L), Arthur (Abraham) (* 1903), emigrierte 1934, seit 1935 in Palästina, Bankier, Michael L. (1905–84), Dr. phil., 1930-38 Rabbiner in Berlin, emigrierte über Holland nach London, seit 1941 in d. USA (s. BHdE I, W, L), Hilde (Judith) Hildesheimer (* 1909), Lehrerin, emigrierte 1935 nach Palästina;
    Vt Hirsch Hildesheimer (1855–1910), Rabbiner; Cousine Rosa Hildesheimer ( Jakob Barth, 1851–1914, Prof. d. semit. Sprachwiss. in Berlin, s. NDB I; Lex dt.-jüd. Autoren I);
    N (?) Elie (* 1900), Dr. phil., 1927-37 Bez.rabbiner in Ansbach, emigrierte 1937 nach Frankreich, 1945-74 Rabbiner in Paris (s. BHdE I), Felix Baruch (* 1903), Dipl.-Ing., Chemiker, emigrierte 1933 nach Palästina.

  • Biographie

    M. entstammte einer Rabbinerfamilie aus dem aufgeklärten, torahtreuen Milieu Hamburgs. Nach dem Besuch des Gymnasiums übersiedelte er nach Berlin, um seine Ausbildung am dortigen, von seinem Onkel Israel Hildesheimer 1873 gegründeten Rabbinerseminar zu beginnen. Das parallele Universitätsstudium der Philosophie und der oriental. Sprachen beendete er 1890 in Königsberg mit der Promotion zum Dr. phil.; 1893 erhielt er das Rabbinatsdiplom. Im selben Jahr trat M. seinen ersten Posten in Königsberg an. Als Rabbiner der dortigen jüdisch-gesetzestreuen Vereinigung Adass Jisroel initiierte er deren völlige Loslösung von der religiös-liberalen Mehrheit und die Konstituierung als eigenständige Austrittsgemeinde. 1900 kehrte M. nach Berlin zurück, um als Nachfolger seines Onkels das Rabbinat der Berliner Adass Jisroel zu übernehmen. Dieses Amt übte er bis 1938 aus; seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Jerusalem.

    Obwohl sein literarisches Œuvre nur von geringem Umfang ist, gehört M. zu den Leitfiguren des orthodoxen deutschen Judentums seiner Zeit. Seine eigentliche Wirksamkeit entfaltete er als Rabbiner in Berlin, wo er maßgeblich für die Interessen des gesetzestreuen Judentums eintrat. Anders als viele Vertreter der Frankfurter Austrittsorthodoxie war er bereit, in einzelnen Sachfragen auch mit nichtorthodoxen jüd. Organisationen zu kooperieren. Neben seinen rabbinischen Funktionen bemühte sich M. um die Erhaltung und Erweiterung des jüd. Schulwerks in und außerhalb Berlins. Er betrieb zwar niemals Parteipolitik, doch führten die gemeinsamen Interessen religiöser Erziehung zu wiederholten Allianzen mit der kath. Zentrumspartei. Auch nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bemühte sich M. in Zusammenarbeit mit der Reichsvertretung der deutschen Juden um die Gewährleistung der höheren jüd. Bildung. – M. nahm eine führende Stellung in zahlreichen Organisationen des orthodoxen Judentums ein. Er saß im Vorstand der Vereinigung traditionell-gesetzestreuer Rabbiner Deutschlands und war Mitglied des Rabbinischen Landesrates der Agudat Israel, der Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums und weiterer Verbände. Bei seinen wiederholten Kontakten mit der Regierung – M. fungierte nach dem 1. Weltkrieg als Sachverständiger für jüd. Angelegenheiten beim preuß. Kultusministerium und beim Reichsinnenministerium – versuchte er, Beschränkungen der Religionsausübung (z. B. hinsichtlich der Sonntagsruhe oder der Versorgung der jüd. Bevölkerung mit koscheren Lebensmitteln) zu verhindern. Als Leiter des Büros für Schächtschutz (später Reichszentrale für Schächtangelegenheiten) mußte er den Angriffen der Tierschutzvereine begegnen, die häufig auch eine antisemitische Tendenz hatten. 1924 wandte sich M. in der Broschüre „Falsche Talmudzitate“ gegen die diffamierende Propaganda des Antisemiten Theodor Fritsch. Trotz des virulenten Judenhasses während der Weimarer Republik blieb M. ein Gegner des Zionismus. Seine Niederlassung in Palästina erfolgte nicht freiwillig, sondern wurde durch das von den Nationalsozialisten ausgesprochene Rückkehrverbot erzwungen, als er 1938 seine emigrierten Kinder besuchte.

  • Werke

    Weitere W u. a. Des Samaritaners Marqah Erzählung üb. d. Tod Moses', Diss. Königsberg 1890;
    Die jüd. Töchter, 1894;
    Die Tendenz u. Methodik unserer Schule, 1894;
    Welche Stellung soll d. jüd. Religionsunterricht zu d. jüngsten Ergebnissen d. Wiss. nehmen?, 1895;
    Judentum u. Monarchismus, 1895 (Predigt);
    Vertrautheit mit d. Pentateuch, 1898;
    Offener Brief im Auftrage d. Vorstandes d. Adass Jisroel in Königsberg i. Pr. gerichtet an d. Vorstand d. Synagogen-Gemeinde daselbst, 1900;
    Die Entwicklung d. Verhältnisse d. preuß. Synagogengemeinden, in: FS f. Jacob Rosenheim, 1931, S. 172-95;
    Kahena Messaje'a Kahena (Responsa), 1938;
    Some Halachic Aspects of Shechita and of the Consumption of Meat, in: Michael L. Munk u. Eli Munk, Shechita, 1976, S. 31-49.

  • Literatur

    H. Schwab, The History of Orthodox Jewry in Germany, 1950, S. 96 f.;
    Elie Munk u. H. Seidman, in: Leo Jung (Hrsg.), Guardians of our Heritage, 1958, S. 551-61;
    E. Hildesheimer, in: Max Sinasohn (Hrsg.), Adass Jisroel Berlin, 1966, S. 72-83 (P);
    J. Levy, Adass Jisroel - Jugenderinnerungen, ebd., S. 125-29;
    M. L. Munk, Austrittsbewegung u. Berliner Adass Jisroel-Gemeinde 1869-1939, in: H. A. Strauss u. K. R. Grossmann (Hrsg.), Gegenwart im Rückblick, 1970, S. 142-48 (P);
    M. Offenberg (Hrsg.), Adass Jisroel, 1986, S. 254 (P);
    M. Breuer, Jüd. Orthodoxie im Dt. Reich, 1871–1918, 1986;
    Juden in Berlin 1671-1945, 1988, S. 176 f., 219-21;
    The Universal Jewish Encyclopaedia VIII, 1942, S. 37;
    Enc. Jud. 1971;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Andreas Brämer
  • Zitierweise

    Brämer, Andreas, "Munk, Esra" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 593-594 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127663355.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA