Lebensdaten
1843 – 1926
Geburtsort
Kulm/ Weichsel
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Jurist ; Professor der Rechte in Leipzig
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118770500 | OGND | VIAF: 808282
Namensvarianten
  • Wach, Adolf Gustav Eduard Louis
  • Wach, Adolf
  • Wach, Adolf Gustav Eduard Louis
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Zitierweise

Wach, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118770500.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolph Leopold (1804–52), Stadtkämmerer in K.;
    M Gustava Henrike Eduarde Adolphine Suchland (1809–70);
    Frankfurt/M. 1870 Elisabeth (Lili) (1845–1910), T d. Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–47), Komp. (s. NDB 17), u. d. Cécile Jeanrenaud (1817–53);
    3 S Felix (1871–1943), Dr. iur., sächs. Amtshptm. in Chemnitz u. Radebeul, GHR (s. Gen. 2), Hugo (1872–1939), Elektroing., Architekt, o. Prof. f. Ornamentik an d. TH Berlin-Charlottenburg, errichtete u. a. d. Agfa-Fabrikhallen in Wolfen (s. Wi. 1935; ThB), Adolph (1889–1969, Margita Edelmann), Dr. iur., RA in Zürich, Ehrenbürger v. Wilderswil (Kt. Bern) (s. Neue Schweizer Biogr., 1938; Schweizer Biogr. Archiv VI, 1958), 3 T Anna Elisabeth (1874–1953, Fritz v. Steiger, 1865–1933, Pfarrer in I., Sigriswil, Koppigen u. Hindelbank, Kt. Bern), Dora (1875–1949, Albrecht Mendelssohn Bartholdy, 1874–1936, o. Prof. f. Zivilprozeßrecht u. Bürgerl. Recht in Würzburg, 1920–34 f. Zivilrecht, Auslandsrecht u. Internat. Privat- u.-Prozeßrecht in Hamburg, s. NDB 17), Marie (Mirzl) (1877–1964);
    E Joachim (s. 2).

  • Biographie

    W. studierte nach dem Abitur 1861 am Gymnasium in Kulm 1861 / 62–67 / 68 Rechtswissenschaft in Berlin, Heidelberg, Königsberg und Göttingen. 1865 in Königsberg mit einer Preisarbeit über den promissorischen Eid zum Dr. iur. promoviert, habilitierte er sich hier 1868 für Kirchen- und Zivilprozeßrecht. Er folgte Rufen nach Rostock (1869), Tübingen (1871), Bonn (1872) und schließlich Leipzig (1875, em. 1920, siebenmal Dekan, Rektor 1886 / 87 u. 1902 / 03).

    W.s wissenschaftliche Aufmerksamkeit galt in den ersten Leipziger Jahren den Vorarbeiten und Entwürfen, die sich mit der Gestaltung eines zukünftigen reichseinheitlichen Zivilprozesses befaßten. Im Rahmen seiner „Vorträge über die Reichs-Civilprocessordnung“ (1879, ²1896, Neudr. 2008) führte er die Juristen in den Verfahrensgang nach der neuen CPO ein. Schon bald war W. der prominenteste Vertreter seines Fachs in Deutschland. Zum Klassiker wurde sein 1885 erschienener erster und einziger Band „Handbuch des Deutschen Civilprozessrechts“, in dem er die Grundlagen der modernen Prozeßrechtswissenschaft herausarbeitete und ihre theoretischen Begriffe entwickelte. Wegweisend und bis heute gültig ist W.s These vom Prozeßzweck, nämlich „die Bewährung der Privatrechtsordnung durch Gewährung von Rechtsschutz“.

    W. gilt auch als Begründer der teleologischen Methode im Zivilprozeßrecht und als „Entdecker“ des Gestaltungsurteils; ihm ist die Anerkennung der Dreiteilung der Klagen in Feststellungs-, Verurteilungs- und Gestaltungsklagen zu verdanken. Eine bis heute andauernde Diskussion löste W. mit seiner Lehre vom Rechtsschutzanspruch als prozessuales Gegenstück zu Bernhard Windscheids (1817– 92) Anspruchsbegriff aus. W. sah darin den Anspruch gegenüber dem Staat, „das Rechtsschutzinteresse in Prozessordnungsmäßiger Form gegenüber dem Beklagten zu befriedigen“ sowie gegenüber dem Gegner, „die Rechtshandlung zu dulden“. Eine Renaissance erlebte diese von W. begründete Lehre im Hinblick auf das in Art. 19 IV GG angelegte Gebot wirksamen Rechtsschutzes, das Bestandteil des allgemeinen Rechtsstaatsprinzips ist.

    W. arbeitete auch in der 1902 einberufenen Kommission für die Reform der Strafprozeßordnung mit, deren Ergebnis die 16 Bände umfassende, heute noch rechtshistorisch bedeutsame „Vergleichende Darstellung des deutschen und ausländischen Strafrechts, Vorarbeiten zur deutschen Strafrechtsreform“ bildete (Nachdr. 1980). Auf W.s Initiative hin wurde 1914 das „Staatliche Forschungsinstitut für Rechtsgeschichte“ in Leipzig gegründet, das er als erster Direktor leitete. Bis 1879 war W. Mitglied des Spruchkollegiums der Juristenfakultät, danach Richter am Landgericht Leipzig, 1899–1918 Vertreter der Univ. Leipzig in der Ersten Kammer des Sächs. Landtags.

    Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich W. als führendes Mitglied der Ev. Landessynode: Er war Vorstandsmitglied der Nikolaikirchengemeinde und der Inneren Mission, Vorstandsvorsitzender des Ev. Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung und begründete den „Verein für Volkswohl“. W.s Haus bildete den gesellschaftlichen Mittelpunkt des Leipziger Musiklebens, er war Vorsitzender des Kuratoriums des Gewandhauses und des Kunstvereins. Als Schwiegersohn Felix Mendelssohn Bartholdys pflegte er mit seiner Frau dessen musikalisches Erbe und initiierte für ihn das von den Nationalsozialisten 1936 zerstörte Denkmal vor dem Haupteingang des alten Gewandhauses. Max Reger widmete W. eine seiner Kompositionen.

  • Auszeichnungen

    |Dr. iur. h. c. (Czernowitz 1900, Königsberg 1922);
    D. theol. h. c. (Leipzig 1909);
    Rr.kreuz I. Kl. (1886), Kommandeurkreuz II. Kl. (1889) d. bad. Verdienstordens;
    Komturkreuz II. Kl. d. sächs. Verdienstordens (1892);
    Kommandeur 1. Kl. d. schwed. Wasa-Ordens (1895);
    Komturkreuz 1. Kl. d. sächs. Albrechtsordens (1902), Großkreuz (1917);
    Großkreuz d. Ordens v. Zähringer Löwen (1909);
    Großkreuz d. Verdienstordens Philipps d. Großmütigen (1909);
    WGR mit d. Prädikat Exzellenz (1909);
    Großkreuz d. Anhaltin. Hausordens Albrechts d. Bären (1912).

  • Werke

    Weitere W Der Arrestprocess in seiner geschichtl. Entwicklung, 1. T.: Der ital. Arrestprocess, 1868;
    Der Feststellungsanspruch, Ein Btr. z. Lehre v. Rechtsschutzanspruch, 1889;
    Die Vorbereitung e. Revision d. Strafprozeßrechts, in: Zs. f. d. gesamte Strafrechtswiss. 23, 1903, S. 344–51;
    vollst. W-Verz. u. Verz. d. Nachlasses u. d. gedr. Qu in D. Unger (s. L), S. 341–50 u. 352–56.

  • Literatur

    |FS z. 70. Geb.tag, 3 Bde., 1913, Neudr. 1970;
    FS d. Leipziger Jur. Fak. f. Dr. A. W. z. 16. Nov. 1915, 1918;
    D. Unger, A. W. (1843–1926) u. d. lib. Zivilprozeßrecht, 2005 (W, Qu, L, P);
    K.-P. Schroeder, Vom Sachsenspiegel z. Grundgesetz, Eine dt. Rechtsgesch. in Lb., ²2011, S. 165–78;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Kleinheyer-Schröder.

  • Porträts

    |Pastell v. A. Klamroth, 1907 (Leipzig, Stadtgeschichtl. Mus.), Abb. in: D. Unger (s. L).

  • Autor/in

    Klaus-Peter Schroeder
  • Zitierweise

    Schroeder, Klaus-Peter, "Wach, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 154-155 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118770500.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA