Lebensdaten
1896 – 1965
Geburtsort
Berlin-Charlottenburg
Sterbeort
Danville (Kentucky, USA)
Beruf/Funktion
Historiker ; Journalist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11705139X | OGND | VIAF: 5698939
Namensvarianten
  • Otto von Freising (Pseudonym)
  • Misch, Carl
  • Otto von Freising (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Misch, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11705139X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm ( 1908), Kaufm.;
    M Maria Friedländer;
    ⚭ Gerda Ascher (* 1901) aus Danzig.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Berliner Andreas-Realgymnasiums studierte M. seit 1914 in Berlin Geschichte, dazu Germanistik und öffentliches Recht. Seine akademischen Lehrer waren im Hauptfach Hans Delbrück, Otto Hintze und Friedrich Meinecke. 1917 trat er erstmals publizistisch mit einer „Geschichte des Vaterländischen Frauen-Vereins“ anläßlich dessen fünfzigjährigen Bestehens an die Öffentlichkeit. Das Thema seiner Dissertation über Varnhagen v. Ense, mit der er 1920 bei Erich Marcks in München promoviert wurde, entnahm M. der Zeit der nationalen Erneuerung im Kampf gegen Napoleon. Das Vorbild des liberal-demokratischen Journalisten und Zeitgenossen der preuß. Reformbewegung und Restauration war für M.s weiteren Werdegang, seit 1921 als politischer Redakteur bei der Berliner „Vossischen Zeitung“, bestimmend. Seine journalistischen und tagespolitischen Beiträge dokumentieren in der Kritik der illegalen Wiederaufrüstung und der Fememorde sowie im Bemühen um eine Aussöhnung mit Frankreich ein linksliberales und im Kampf gegen die politische Rechte antifaschistisches Engagement. Nach der Machtübernahme Hitlers organisierte M. in Berlin am 19.2.1933 zusammen mit Angehörigen der „Liga für Menschenrechte“ den Kongreß „Das freie Wort“ und übernahm vom März bis Juli dieses Jahres die Chefredaktion der „Vossischen Zeitung“. Im Oktober 1934 gelang ihm die Flucht nach Frankreich, nachdem er zwischenzeitlich in „Schutzhaft“ genommen worden war.

    In Paris setzte er seine bisherige publizistische Arbeit bruchlos in Organen der deutschen Exilpresse fort, darunter im „Neuen Tage-Buch“ und in der „Neuen Weltbühne“ und seit Sommer 1936 in der „Pariser Tageszeitung“, die er 1938-40 als Chefredaktor leitete. Am 2.2.1936 nahm er an der Pariser Volksfront-Konferenz teil; außerdem wirkte er an Veranstaltungen des Schutzverbands Deutscher Schriftsteller im Exil und der Freien Deutschen Hochschule mit. 1937 wurde er ausgebürgert, und 1939 veröffentlichte er nach dem damaligen Stand ein „Gesamtverzeichnis der Ausbürgerungslisten 1933-1938“. 1940 gelang es M., nach vorübergehender Internierung Frankreich zu verlassen und durch Vermittlung des Jewish Labor Committee nach USA überzusiedeln, wo er im Spätsommer eintraf. Politisch fühlte sich M. im Exil schon vor Amerika der Sozialdemokratie zugehörig. Er war Vorstandsmitglied des German-American Council for the Liberation of Germany from Nazism in New York und nach dessen Auflösung Mitglied der Association of Free Germans. Im Mittelpunkt seines tagespolitischen Interesses stand die Frage nach der Zukunft und dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Krieg. 1945 begann er für „Die neue Zeitung“ in München zu schreiben, und seit 1947 unterrichtete er in Amerika Geschichte, seit 1956 als Professor für europ. und neuere Geschichte am Centre College in Danville (Kentucky). 1952 erschien von ihm in Deutschland eine journalistisch komprimierte „Deutsche Geschichte im Zeitalter der Massen von der Franz. Revolution bis zur Gegenwart“. 1962-63 lehrte M. als Gastprofessor an der Freien Univ. Berlin Zeitungswissenschaft.

  • Werke

    Weitere W Verdun od. d. Marne? Des Krieges Wende, Zeitgeschichtl. Studie, in: Dt. Revue 44/1, 1919, S. 265-74;
    Die deutschnat. Krise, Hergts Erfüllungsprogramm, in: Voss. Ztg. v. 31.10.1922;
    Werk d. Staatsgerichtshofes, ebd. v. 7.12.1922;
    Ludendorffs Rede, ebd. v. 1.3.1924;
    Varnhagen v. Ense in Beruf u. Pol., 1925 (Diss);
    Varnhagen v. Ense u. sein Adelsprädikat, in: Forschungen z. brandenburg. u. preuß. Gesch. 38, 1926, S. 101-16;
    Bismarck u. d. rhein. Liberalen, in: Rhein. Beobachter 5, 1926, S. 263;
    Wilhelm Groener, in: Voss. Ztg. v. 22.11.1927;
    Volksentscheid üb. d. Schulgesetz, in: Die Weltbühne 23/2, 1927, S. 663-65;
    Die Vernehmung d. Beschuldigten, in: Die Polizei, Zs. f. d. gesamte Polizeiwesen 26, 1929, S. 313-16;
    Gesch.-wiss., in: Juden im dt. Kulturbereich, hrsg. v. S. Kaznelson, 1935 (verboten), ²1959, ³1963, S. 349-82;
    Politik, ebd., S. 531-89;
    Mein Werdegang, in: Aufbau (New York) v. 29.4.1960, Halbmonats-Beil. f. Unterhaltung u. Wissen, Nr. 123, S. 78.

  • Literatur

    Mit d. Gesicht nach Dtld., Eine Dokumentation üb. d. soz.dem. Emigration, hrsg. v. E. Matthias, bearb. v. W. Link, 1968;
    J. Radkau, Die dt. Emigration in d. USA, Ihr Einfluß auf d. amerikan. Europapol. 1933-1945, 1971;
    A. Kantorowicz, Pol. u. Lit. im Exil, Dt.sprachige Schriftst. im Kampf gegen d. Nationalsozialismus, 1978;
    H.-A. Walter, Dt. Exillit. 1933-1950, Bde. ⅔, 1978/88;
    D. Schiller, K. Pech, R. Herrmann, M. Hahn, Exil in Frankreich, 1981;
    W. F. Peterson, The Berlin Liberal Press in Exile, A History of the Pariser Tageblatt – Pariser Tageszeitung, 1933–1940, 1987;
    Sigrid Schneider, Zw. Scheitern u. Erfolg, Journalisten u. Publizisten im amerikan. Exil, in: Exilforschung, Ein internat. Jb. 7, 1989, S. 51-64;
    dies., Dt.sprachige Journalisten u. Publizisten im New Yorker Exil, in: Dt.sprachige Exillit. seit 1933, II: New York, hrsg. v. J. M. Spalek u. J. Strelka, 1989, S. 1257-99;
    dies., „Im Bestreben, unerwünschten Zuzug fernzuhalten“ – C. M.s verhinderte Rückkehr aus d. Exil, in: Rückkehr aus d. Exil, Emigranten aus d. Dritten Reich in Dtld. nach 1945, Essays zu Ehren v. Ernst Loewy, hrsg. v. Th. Koebner u. E. Rotermund, 1990, S. 83-94;
    W. Sternfeld u. E. Tiedemann, Dt. Exil-Lit. 1933-1945, Eine Bio-Bibliogr., ²1970, S. 353;
    L. Maas, Hdb. d. dt. Exilpresse 1933-1945, hrsg. v. E. Lämmert, 4 Bde., 1976-90;
    J. M. Spalek u. S. H. Hawrylchak, Guide to the Archival Materials of the German-speaking Emigration to the United States after 1933, 2 Bde., 1978/92;
    E. G. Lowenthal, Juden in Preußen, Biograph. Verz., 1981, S. 160;
    J. Walk, Kurzbiogrr. z. Gesch. d. Juden 1918-1945, 1988, S. 169;
    Goedeke 14, 1959, S. 797, Nr. 69 (Rezensionen zu M.s Diss.);
    BHdE I. – Eigene Archivstud. im Inst. f. Zeitgesch., München.

  • Porträts

    Der Spiegel 1960, Nr. 4, S. 6.

  • Autor/in

    Konrad Feilchenfeldt
  • Zitierweise

    Feilchenfeldt, Konrad, "Misch, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 560-561 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11705139X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA