Lebensdaten
1902 – 1980
Geburtsort
Wasselnheim (Wasselonne, Elsaß)
Sterbeort
Cannes
Beruf/Funktion
Literaturwissenschaftler ; Germanist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118734024 | OGND | VIAF: 54151576
Namensvarianten
  • Minder, Robert

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Zitierweise

Minder, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734024.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Charles (1874–1935), Kaufm.;
    M Lucie Baud (1877–1922);
    1) 1934 Hélène ( 1937), T d. Bankangestellten Gaston Mégret u. d. Marthe Hennequin, 2) 1939 ( 1945) Colette, T d. Präfekten Charles Audry u. d. Inès Combes, 3) 1950 Irène, T d. Konsuls Albert Durné u. d. Hedwige Staupe;
    1 S aus 2), 2 T aus 3).

  • Biographie

    M. besuchte das Jean-Sturm-Gymnasium in Straßburg, dann die Philosophische Fakultät in Straßburg und Paris. Nebenbei studierte er Musik und Philosophie bei Albert Schweitzer. Als Zögling der Ecole Normale Supérieure gründete er schon 1923 eine internationale Informationsgruppe, die den Dialog mit Deutschland durch die Veranstaltung von Gastvorträgen wieder beleben sollte. 1926 legte er die Agrégation ab und wirkte anschließend als Sprachassistent an der Univ. Straßburg. Seine erste Doktorarbeit über „Un poète romantique allemand: Ludwig Tieck (1773–1853)“ wurde 1936 veröffentlicht. Die im selben Jahre verteidigte zweite Doktorarbeit „Die religiöse Entwicklung von Karl Philipp Moritz aufgrund seiner autobiographischen Schriften“ wurde 1974 unter dem Titel „Glaube, Skepsis und Rationalismus“ neu herausgegeben. 1934-39 lehrte M. zunächst als ao., seit 1938 als o. Professor deutsche Sprache und Literatur an der Univ. Nancy. Zwischen Oktober 1939 und Juni 1940 arbeitete er mit Alfred Döblin in einer von dem Schriftsteller Jean Giraudoux geleiteten Propagandaabteilung der franz. Regierung und knüpfte enge Beziehungen zum Autor von „Berlin Alexanderplatz“. M. zog sich während der Kriegszeit nach Grenoble zurück und mußte 1943/44 in den Untergrund gehen. 1945-51 setzte er seine Lehrtätigkeit in Nancy fort. 1951 wurde er an die Sorbonne berufen. Seit 1956 war er für die Literaturredaktion der Zeitschrift „Allemagne d'Aujourd'hui“ verantwortlich. 1957 erfolgte dann die Berufung an das Collège de France, wo M. bis 1973 den Lehrstuhl für deutsche Literatur innehatte. M. war 1967-70 Präsident des franz. Germanistenverbands.

    Nach dem 2. Weltkrieg suchte M. dazu beizutragen, daß die in Frankreich herrschenden Vorurteile über Deutschland überwunden|wurden, und publizierte in diesem Sinne die Schrift „Allemagnes et Allemands“ (1948), in der er sich zum Begriff einer umfassenden germanistischen Kulturwissenschaft bekannte, die weder Wirtschaft noch Musik ignorieren sollte. Nach seiner Berufung an das Collège de France, wo seine programmatische Antrittsvorlesung großes Aufsehen erregte, begann er eine neue Karriere als deutschsprachiger Schriftsteller. Er plädierte in etwa zwei Dutzend Aufsätzen, die in Sammelbänden erschienen sind, für eine kulturhistorische Wende der Literaturwissenschaft und setzte den Akzent auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge der Literatur. Zu nennen sind insbesondere die Bände „Kultur und Literatur in Deutschland und Frankreich“ (1962), „Dichter in der Gesellschaft“ (1966), „Wozu Literatur“ (1971). Er unterzog die Sprache Heideggers einer rücksichtslosen Kritik. Durch seine kulturhistorische Analyse der Literatur (besonders der Werke Heines, Jean Pauls und Hölderlins) und durch die Einführung einer psychoanalytischen Perspektive in die Literaturwissenschaft hat M. der franz. Germanistik neue mentalitätsgeschichtliche Wege erschlossen.|

  • Auszeichnungen

    Rr. d. Ehrenlegion (1948);
    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. zu Mainz (1951), d. Collège de France (1957), d. Berliner Ak. d. freien Künste (1969);
    Preisträger d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (1966);
    Prix de l'Académie Française (1937 u. 1975);
    Gr. Bundesverdienstkreuz;
    Dr. phil. h. c. (Tübingen 1965).

  • Literatur

    Hommage à R. M., in: Musil-Forum 6, 1980;
    P. Grappin, in: Etudes germaniques 35, 1980, S. 498-500;
    Annuaire de l'association amicale des anciens élèves de l'ENS, 1981, S. 60-64;
    F. Martini, in: Jb. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, 1980, S. 97-100;
    Dt.-franz. Jb. 1, 1981, S. 18 f.;
    La pensée vivante d'un humaniste: R. M. (1902-80), 1982 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1980;
    Kosch, Lit. -
    Lex.³;
    Killy;
    Encyclopédie d'Alsaco (P).

  • Autor/in

    Michel Espagne
  • Zitierweise

    Espagne, Michel, "Minder, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 535-536 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734024.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA