Lebensdaten
1898 – 1976
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Übersetzer
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118605372 | OGND | VIAF: 3263500
Namensvarianten
  • Sander, Ernst Leo Emil
  • Leist, Werner (Pseudonym)
  • Sander, Ernst
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Zitierweise

Sander, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605372.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil, Kaufm. in B.;
    M Margarete Wöhlert;
    1) 1934 1946 Gertraud Onnasch, 2) 1946 1960 Ruth Stubbe, 3) 1961 Dr. Irma Schauber, Übersetzerin, Lektorin in e. Kinderbuchverlag in Stuttgart, zuletzt in F.;
    2 S aus 1).

  • Biographie

    Nach dem Notabitur an der Oberrealschule in Braunschweig 1916 leistete S. 1917/18 als Fernmelder Kriegsdienst in Frankreich. Seit 1919 studierte er Germanistik, Archäologie und Musikwissenschaft in Braunschweig, Berlin und Rostock, wo er 1922 bei Wolfgang Golther mit der Arbeit „Johannes Schlaf und das naturalistische Drama“ (1925) promoviert wurde. Kurzzeitig Redaktionsvolontär in Braunschweig, wurde S. 1923 Lektor im Reclam-Verlag (Leipzig). Hier betreute er wenig später die zeitgenössische Literatur und die von ihm 1927 begründete Reihe „Junge Deutsche“ und stand in Kontakt mit zahlreichen Schriftstellern, u. a. Gerhart Hauptmann, Hugo v. Hofmannsthal, Thomas Mann, Stefan Zweig und Ricarda Huch. Seit 1929 lebte S. als freier Schriftsteller und Kritiker in Hamburg; seit 1932 war er dort als Feuilletonredakteur für die „Hamburger Nachrichten“ und das „Hamburger Fremdenblatt“ tätig. Seit einem Frankreichaufenthalt 1931/32 war er mit André Gide befreundet.

    Als Verfasser eines Nachrufs auf Jacob Wassermann war S. 1934 Hausdurchsuchungen ausgesetzt und wurde – als Autor des jüd. Verlegers Kurt Enoch – 1937 bei der Eröffnung des „Hauses der Dt. Kunst“ in München als „entarteter Kritiker“ denunziert. Durch die Meldung zu Reserveübungen versuchte S., sich weiteren Drangsalierungen zu entziehen. Nach Kriegsausbruch zum Heer eingezogen, wurde er verraten, nachdem er Spottverse auf Hitler verfaßt hatte, und zunächst aus dem Offizierskorps, dann als „politisch unzuverlässig“ aus dem Heer ausgestoßen. Bis zum Kriegsende versteckte sich S. bei seiner späteren zweiten Frau auf Gut Nütschau (Holstein). Hier schrieb er an dem Roman „Damals in Paris“ (1947), der Biographie „Maupassant“ (1951) und übersetzte u. a. Werke von Walter Pater und Thyde Monnier. 1948 übersiedelte S. nach Badenweiler, wo er freundschaftlichen Kontakt u. a. zu Annette Kolb (1870–1967) pflegte, 1960 nach Freiburg, wo er sich dem „Freiburger Kreis“ um den Essayisten Bruno Berger (* 1902) anschloß, v. a. aber den größten Teil seines übersetzerischen Werks schuf, das 1925 mit einer vielgerühmten Übertragung von Voltaires „Candid“ begonnen hatte. Nach Vermittlung von Jakob Hegner (1882–1962) übersetzte und edierte S. mit seiner Frau die erste dt. Gesamtausgabe Maupassants (10 Bde., 1963 f.). Es folgte die Übertragung der „Comédie humaine“ Balzacs (hg. mit F. P. Greve, H. Lachmann u. I. Sander-Schauber, 55 Bde., 1962–70) sowie großer Teile der Gesamtwerke u. a. von Crébillon d. J., Flaubert, Zola, Abbé Prevost, Henry de Montherlant, Duhamel. Großer Popularität in dt. Theatern erfreuten sich S.s Bühnenübertragungen wie etwa Tirso de Molinas „Don Gil mit den grünen Hosen“ (1962) und Jean Genets „Wände“ (1967). S. gilt als wichtiger Vermittler v. a. franz. Literatur, wofür er auch im Ausland – in Frankreich durch Robert Minder – geehrt wurde; sein übersetzerisches Werk gehört mit etwa 200 Titeln zu den umfangreichsten und bedeutendsten überhaupt, die im 20. Jh. in dt. Sprache entstanden.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. des PEN-Clubs (1931, 1953);
    Ehrengaben d. Stadt Braunschweig (1958) u. d. Landes Baden-Württ. (1963);
    Gleim-Becher (1963);
    Officier de L'Ordre des Palmes Académiques (1964);
    Prof.titel d. Landes Baden-Württ. (1970);
    Stipendiat d. Theodor-Heuss-Stiftung (1970);
    Ehrengast d. Villa Massimo (1972);
    Gr. BVK (1974).

  • Werke

    Weitere W Abend u. Traum, Eine Gedichtfolge, 1921;
    Die Entwurzelten, 1922 (Drama);
    Trinakria, Reisebilder aus Sizilien, 1928;
    Lehrjahre d. Herzens, 1931;
    Ein jg. Herr aus Dtld., 1958;
    Eine Nuß u. sieben Millionen, 1959;
    Die Schwestern Napoleons, 1959, Nachdr. u. d. T. „Liebe u. Laster an europ. Höfen“, 1971;
    Teilnachlaß:
    StadtA Braunschweig;
    Univ.bibl. Freiburg (Br.).

  • Literatur

    J. v. Stackelberg, Weltlit. in dt. Übers., 1978;
    H.-A. Koch (Hg.), Sprachkunst u. Übers., Gedenkschr. E. S., 1983 (W, L);
    ders., E. S. u. d. Verlag Philipp Reclam, in: M. Knoche u. M. Estermann (Hg.), Von Göschen bis Rowohlt, Btrr. z. Gesch. d. dt. Verlagswesens, FS Heinz Sarkowski, 1990, S. 198-206;
    ders., Dt. Gegenwartslit. in d. Universal-Bibl. d. zwanziger J., in: D. Bode (Hg.), Reclam, 125 J. Universal-Bibl. 1867-1992, 1992, S. 282-98;
    ders., in: DBE;
    R. Moderhack, E. S. zum Gedenken (1898–1976), 1983 (P);
    Das lit. Werk E. S.s, Korr. zw. E. S. u. Carl Werckshagen in d. J. 1967/68, hg. v. M. R. W. Garzmann, 1988;
    Kürschner, Dt. Lit.-Kal., Nekr. 1971–98, 1999;
    Rhdb. (P);
    Braunschweiger Stadtlex. (P);
    Braunschweigisches Biographisches Lexikon (P);
    Baden-Württ. Biogr. I;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger.

  • Porträts

    Kaltnadelradierungen v. L. Meidner u. K. Stratil, Abb. in: Koch, 1983, u. Moderhack, 1983 (s. L);
    Fotos im Nachlaß.

  • Autor/in

    Hans-Albrecht Koch
  • Zitierweise

    Koch, Hans-Albrecht, "Sander, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 419-420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605372.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA