Lebensdaten
1755 – 1793
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Königin von Frankreich ; Erzherzogin von Österreich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118577905 | OGND | VIAF: 96583693
Namensvarianten
  • Maria Antoinette von Österreich
  • Maria Antonia
  • Maria Antonia von Österreich
  • mehr

Orte

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Zitierweise

Maria Antoinette, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118577905.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaiser Franz I. ( 1765, s. NDB V);
    M Kaiserin Maria Theresia ( 1780. s. NDB 16);
    B Kaiser Joseph II. ( 1790, s. NDB X), Kaiser Leopold II. ( 1792, s. NDB 14), Ferdinand (1754–1806), Gouverneur d. Lombardei, Maximilian Franz (1756–1801), Kf. u. EB v. Köln (s. NDB 16);
    Schw Maria Amalia (1746–1804), Hzgn. v. Parma (s. NDB 16), Maria Anna (1738–89), Erzhzgn. v. Österreich (s. NDB 16), Maria Karolina (1752–1814), Kgn. v. Neapel (Sizilien) (s. NDB 16), Maria Christine (1742–98), Hzgn. v. Sachsen-Teschen (s. NDB 16);
    - Versailles 1770 Kg. Ludwig XVI. v. F. (1754–93), S d. Ludwig, Dauphin v. F. (1729–65) u. d. Maria Josepha v. Sachsen (1731–67); Schwager Kg. Ludwig XVIII. v. F. (1755–1824), Kg. Karl X. v. F. (1757–1836);
    2 S, 2 T, u. a. Kg. Ludwig XVII. v. F. (1785–95), Marie Thèrèse („Madame Royale“, 1778-1851, Louis de Bourbon, Hzg. v. Angoulême, 1775–1844. S Kg. Karls X., 1836 v. d. Legitimisten als Ludwig XIX. z. Kg. v. F. proklamiert).

  • Biographie

    Um die Beilegung der alten Erbfeindschaft zwischen Österreich und Frankreich durch eine Heirat zu besiegeln, wurde M. 1769 dem Thronfolger von Frankreich zur Frau bestimmt. Ihre Ausbildung, die sich bisher eher auf die Musik und das Italienische beschränkt hatte, wurde nun dem Abbé de Vermond übertragen, der die Erzherzogin – noch in Wien – auf ihre zukünftige Rolle als Königin von Frankreich vorzubereiten suchte. Am 16.5.1770 fand in Versailles die Vermählung mit dem Thronfolger statt. Von anziehender Gestalt und freundlichem Wesen erweckte „die Österreicherin“ in ihrer neuen Heimat zunächst Sympathie. Die Stimmung gegen sie schlug jedoch um, als ihre Ehe in den ersten acht Jahren kinderlos blieb. Aus dem regen Briefwechsel M.s mit ihrer Mutter, den sie bis zu deren Tode 1780 aufrechterhielt, geht hervor, wie sehr sie unter der Kinderlosigkeit litt und wie stark ihre Position am franz. Hof dadurch bedroht war. Ein weiterer Vorwurf erwuchs aus M.s Vorliebe für einen eleganten und aufwendigen Lebensstil, der nach der Thronbesteigung ihres Mannes 1774 um so stärker hervortrat, als Ludwig XVI. für seine Person von äußerster Bescheidenheit war. Zwar gingen von M. positive Impulse für das kulturelle Leben aus, indem sie z. B. Glucks Opern am franz.|Hof einführte oder der von ihr bevorzugten Malerin Elisabeth Vigée Le Brun 1783 die Mitgliedschaft in der Akademie verschaffte, jedoch verstrickte sie sich – u. a. durch die Umgestaltung ihres Schlößchens Petit Trianon – in hohe Schulden, was ihr den Schimpfnamen „Madame Déficit“ eintragen sollte. Nach Petit Trianon zog sich M. häufig vor den Repräsentationspflichten zurück, um mit einer kleinen Gruppe ausgesuchter Freunde in einem aufgelockerten, mehr privaten Rahmen verkehren zu können. Ihre dem damaligen Zeitgeschmack angepaßte Vorliebe für das „Natürliche“ kennzeichnet die Anlage eines Dörfchens (Hameau) in dem von ihr im engl. Stil umgestalteten Schloßgarten. Außer ihrer Verschwendungssucht warf man M. vor, den König auf politischem Gebiet – besonders bei der Wahl der Minister – schlecht zu beeinflussen. Viel Neid erregte auch die Protektion der Familien der mit ihr befreundeten Madame de Lamballe und der Madame de Polignac. Selbst die Geburt einer Tochter 1778 und des Dauphin 1781 konnten die einmal gegen sie aufgebrachte Stimmung nicht ändern. Im Laufe der Jahre ergoß sich eine Flut von Schmähschriften über sie, die z. T. aus höchsten Adelskreisen kamen.

    Auf Grund ihrer bekannten Vorliebe für teuren Schmuck konnte M. 1785 in die sog. Halsbandaffäre verwickelt werden, die den revolutionären Tendenzen beträchtlichen Aufwind gab: Kardinal Rohan, der die Gunst der Königin zu erringen suchte, kaufte ihr ein kostbares Collier, das, wie eine Betrügerin, Madame de La Motte, ihm vorspiegelte, die Königin zu besitzen wünsche. Der Schmuck wurde jedoch von Madame de La Motte zerlegt und weiterveräußert. Als der völlig ahnungslosen Königin der Betrug bekannt wurde, strengte diese einen Prozeß gegen La Motte und Rohan an, den sie zwar formal gewann, der aber ihrem Ruf noch mehr schadete. Nach der öffentlichen Meinung war mit Kardinal Rohan – obwohl freigesprochen – ein hoher geistlicher Würdenträger ins Zwielicht geraten, nur weil er sich durch die maßlose Putz- und Verschwendungssucht der Königin zu seiner arglosen Tat habe verführen lassen.

    Die politische und wirtschaftliche Lage in Frankreich spitzte sich indessen immer mehr zu. 1789 berief der König endlich die Generalstände ein, konnte jedoch damit nicht mehr den Ausbruch der Revolution verhindern. In der Eröffnungssitzung am 4. Mai ließ die Versammlung M. ihre ganze Ablehnung spüren, als sie den König mit dem Zuruf „Vive le Roi“ empfing, der Königin aber ein eisiges Schweigen entgegenbrachte. Auch für den „Zug der Marktweiber“ nach Versailles am 5. Oktober bot M. den Anlaß. Auf einem Bankett sollten angeblich einige Offiziere die blau-weiß-rote Kokarde der Revolution mit Füßen getreten und die schwarze der Königin angesteckt haben. Der Zug nach Versailles zwang die königliche Familie zur Übersiedlung in die Tuilerien nach Paris. Aber gerade in dieser explosiven Situation war es M., die für die Aufrechterhaltung des Königtums eintrat. So traf sie im Juni 1790 mit Mirabeau zusammen; auch die geplante Flucht der königlichen Familie im Juni 1791 wurde in der Hauptsache durch einen besonderen Vertrauten der Königin, den Schweden Axel v. Fersen, vorbereitet. Nach dem Mißlingen der Flucht versuchte sie durch das Doppelspiel einer offiziellen Korrespondenz im Sinne der gemäßigten Revolutionäre (vertreten durch Barnave) und einer inoffiziellen geheimen Korrespondenz mit ihrem kaiserlichen Bruder, in der sie ihre wirkliche Lage und Meinung kundgab, das Königtum doch noch zu retten. Ihre einzige Hoffnung sah sie in einer raschen Intervention des Kaisers und anderer auswärtiger Mächte.

    Im revolutionären Frankreich wurde währenddessen gerüstet und am 20.4.1792 Österreich der Krieg erklärt. Nicht nur als Reaktion auf die Kriegserklärung, sondern wohl auch auf die dringlichen Briefe M.s hin erschien am 25.7.1792 das Manifest des Herzogs von Braunschweig. Die darin gegen das franz. Volk ausgesprochenen Drohungen führten jedoch nicht zu dessen Einschüchterung, sondern zu einer Verstärkung des Hasses auf das Königtum. Am 10. August wurden die Tuilerien gestürmt und die königl. Familie, nachdem sie sich zunächst in den Schutz der Nationalversammlung geflüchtet hatte, im Temple festgesetzt. Nach dem Prozeß und der Hinrichtung des Königs am 21.1.1793 wurde M. im Juli von ihren Kindern getrennt und im August in das Gefängnis der Conciergerie überführt. Einem kurzen Prozeß am 14. Oktober, in dem ihre standhafte Haltung auch ihren Gegnern Achtung abnötigte, folgte nach zwei Tagen ihre Hinrichtung auf dem Schafott. In der Revolution verteufelt, wurde M. während der Restauration zur Märtyrerin stilisiert.

  • Werke

    Maria Theresia u. M. A., ihr Briefwechsel, hrsg. v. A. v. Arneth, 2. vermehrte Aufl. mit d. Briefen d. Abbé de Vermond an d. Gf. Mercy, 1866;
    M.-A., Joseph II. u. Leopold II., ihr Briefwechsel, hrsg. v. dems., 1866;
    M.-A., Correspondance secrète entre|Marie-Thérèse et le Comte de Mercy-Argenteau avec les lettres de Marie-Thérèse et de M.-A., hrsg. v. dems. u. M. A. Geffroy, 2 Bde., 1874;
    Correspondance entre Marie-Thérèse et M.-A., hrsg. v. G. Girard, 1933;
    Maria Theresia u. M. A., ihr geh. Briefwechsel, hrsg. v. P. Christoph, 1952.

  • Literatur

    St. Zweig, M. A., 1932, 1980 (Roman; P);
    Mme. Campan, Mémoires sur la vie privée de M. A., 3 Bde., 1827;
    B. Fay. Ludwig XVI. od. Das Ende e. Epoche, 1956;
    A. Castelot, M.-A., 1958;
    F. Furet u. D. Richet, Die franz. Rev., 1968;
    J. E. Hearsey, M. A., 1973;
    V. Cronin, Ludwig XVI. u. M.-A., 1975 (P);
    D. Seward, M. A., 1984;
    Biogr. Univ. ancienne et moderne 26, 1854;
    Nouv. Biogr. 33-34;
    Historical Dict. of the French Rev. 1789–99, hrsg. v. S. F. Scott u. B. Rothaus, II, 1985;
    V. Holt, Königsthron u. Guillotine, Das Schicksal d. M. A., 1987 (P);
    E. Lever, Ludwig XVI., 1988; Eine wiss. Biogr. fehlt.

  • Autor/in

    Silvia Dethlefs
  • Zitierweise

    Dethlefs, Silvia, "Maria Antoinette" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 183-185 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118577905.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA