Lebensdaten
1869 – 1953
Geburtsort
Paris
Sterbeort
Würzburg
Beruf/Funktion
Psychologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118781707 | OGND | VIAF: 54944383
Namensvarianten
  • Marbe, Karl
  • Marbe, K.
  • Marbe, Karl Johann Ludwig
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Zitierweise

Marbe, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781707.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August ( ca. 1877), Kaufm. in P., seit ca. 1874 in Freiburg (Breisgau);
    M Wilhelmine Wagner aus Freiburg (Breisgau);
    Frankfurt/M. 1908 Milly (1876–1947), Bildnis-, Blumen- u. Landschaftsmalerin (s. ThB; Vollmer), T d. Jacob Fries (1843–1911), Ing., Inh. d. Fa. J. S. Fries Baugeschäft u. Fabrik f. Dampfmaschinen u. -kessel in Frankfurt/M., Konstrukteur d. „Eisernen Stegs“ in Frankfurt/M., u. d. Anna Dondorf (T d. Bernhard D.|[1809-1902], Inh. d. lithogr. Anstalt u. Spielkartenfabrik B. Dondorf in Frankfurt/M.); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch von Volksschule und Gymnasium in Freiburg (Breisgau) studierte M. Psychologie, zunächst in Freiburg, dann in Bonn, Berlin, Leipzig und wieder in Bonn. Seine Lehrer waren u. a. H. Münsterberg, H. Ebbinghaus, W. Wundt und O. Külpe. 1893 wurde er in Bonn mit einer Dissertation zum Thema „Zur Lehre von den Gesichtsempfindungen, welche aus sukzessiven Reizen resultieren“ (1894) promoviert. 1896 habilitierte er sich in Würzburg über die „Theorie des Talbotschen Gesetzes“ (1896). 1905 wurde er o. Professor an der Frankfurter Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, 1909 übernahm er die Leitung des Psychologischen Instituts der Univ. Würzburg bis zu seiner Emeritierung 1935. Neben seiner Würzburger Tätigkeit war er 1926-31 Dozent an der Handelshochschule in Nürnberg und Direktor des Nürnberger Psychologischen Instituts.

    In seiner ersten Würzburger Zeit als Privatdozent gehörte M. zu den bedeutendsten Vertretern der von Külpe begründeten Würzburger Schule, in der die Methode der Introspektion – trotz der Kritik von Wundt, für den die höheren geistigen Prozesse experimentell nicht untersucht werden konnten – erstmals auf denkpsychologische Probleme angewendet wurde. M.s „Experimentell-psychologische Untersuchungen über das Urteil“ (1901) stehen am Beginn einer Reihe von Arbeiten über die psychologischen Vorgänge beim Denken. Er fand heraus, daß die Versuchspersonen beim Vergleichen von Gewichten nicht wußten, wie das Urteil „schwerer“ oder „leichter“ zustande gekommen war. M. führte daraufhin eine neue Kategorie von elementaren Bewußtseinsinhalten ein, die er „Bewußtseinslagen“ nannte. Zu ihnen zählte er u. a. Zweifel, Erwartung, Bekanntheit, Spannung, Ungewißheit. Bewußtseinsvorgänge waren nach dieser Theorie entgegen der herrschenden Lehre zu einem großen Teil unanschaulich. In den „Experimentellen Untersuchungen über die psychologischen Grundlagen der sprachlichen Analogiebildung“ (1901), die er zusammen mit dem Sprachwissenschaftler Albert Thumb veröffentlichte, formulierte er das später nach ihm benannte Gesetz, das in den Wissensbestand der experimentellen Sprachpsychologie eingegangen ist: Läßt man eine Versuchsperson auf ein Reizwort frei assoziieren, dann ist der zeitliche Abstand zwischen Reiz- und Reaktionswort um so geringer, je häufiger das Reaktionswort auftritt. Erwähnt sei noch M.s Schrift „Über den Rhythmus der Prosa“ (1904), in der er im Verhältnis von unbetonten zu betonten Silben einen wichtigen sprachästhetischen Wirkfaktor ausmachte. In seiner zweiten Würzburger Zeit ist M. auf verschiedenen Gebieten der angewandten Psychologie hervorgetreten. Er war einer der Pioniere der Werbepsychologie und gehörte zu den ersten psychologischen Gerichtsgutachtern. Er befaßte sich mit eignungsdiagnostischen und psychopharmakologischen Fragen und bekämpfte den Okkultismus. Seiner Lehre von der Gleichförmigkeit in der Welt, nach der sich die Menschen aufgrund der Gleichförmigkeit der Bedingungen des Seins und Geschehens in ihrem Verhalten einander angleichen, gab er mit der sogenannten Wiederholungsregel eine persönlichkeitspsychologische Wendung: Auch der einzelne Mensch zeigt unter ähnlichen Bedingungen infolge seiner weitgehend gleichbleibenden Persönlichkeit immer wieder ähnliches Verhalten. Mit dem Persönlichkeitstyp des „Unfällers“ gewann diese Theorie Relevanz für die Gutachtenpraxis. Schließlich sei darauf hingewiesen, daß M.s These vom statistischen Ausgleichsprinzip bei Vertretern der mathematischen Wahrscheinlichkeitstheorie auf Widerspruch stieß.

  • Werke

    Weitere W u. a. Über d. Verwendung rußender Flammen in d. Psychol. u. deren Grenzgebieten, 1908;
    Theorie d. kinematograph. Projektionen, 1910;
    Die Bedeutung d. Psychol. f. d. übrigen Wiss. u. d. Praxis, 1912;
    Die Aktion gegen d. Psychol., 1913;
    Grundzüge d. forens. Psychol., 1913;
    Die Gleichförmigkeit in d. Welt, 2 Bde., 1916/19;
    Prakt. Psychol. d. Unfälle u. Betriebsschäden, 1926;
    Psychol. d. Werbung, 1927;
    Das Ausgleichsprinzip in d. Statistik u. verwandte Probleme, 1938;
    Selbst-biogr. d. Psychologen GR K. M. in Würzburg, 1945 (W-Verz., P).

  • Literatur

    M. Schorn, Das Psycholog. Inst. d. Univ. Würzburg unter K. M., in: Archiv f. d. ges. Psychol. 95, 1936, S. 162-99 (W-Verz.);
    E. G. Boring, A Hist. of Experimental Psychology, ²1957;
    W. Bonin, Die gr. Psychologen, 1983 (P);
    Wi. 1935;
    Kürschner, Gel.-Kal., 1940/41;
    Ziegenfuß II;
    Überweg IV.

  • Autor/in

    Hans Eirich
  • Zitierweise

    Eirich, Hans, "Marbe, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 103-104 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781707.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA