Lebensdaten
1655 – 1729
Geburtsort
Steinheim/Main
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Kurfürst und Erzbischof von Mainz ; Bischof von Bamberg ; Erzbischof ; Kurfürst ; Kanzler ; Bischof ; Fürstbischof ; Geistlicher Fürst
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118729187 | OGND | VIAF: 15056893
Namensvarianten
  • Lothar Franz von Schönborn
  • Schönborn, Lothar Franz Graf von
  • Lothar Franz
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Zitierweise

Lothar Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729187.html [08.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp Erwein Frhr. v. Sch. (1607–68), Reichshofrat, kurmainz. GR u. Amtmann z. St., S d. wiedschen Amtmanns Georg (ev.) u. d. Maria Barbara v. d. Leyen;
    M Maria Ursula (1610–82), T d. Heinrich Greiffenclau v. Vollrads (1577–1638), kurmainz. Vizedom im Rheingau, u. d. Marta Maria v. Eltz;
    Groß-Om Georg Friedrich Greiffenclau v. Vollrads ( 1629), EB v. Mainz (s. NDB VI);
    Ov Joh. Philipp ( 1673), EB v. Mainz, Bischof v. Würzburg u. Worms (s. NDB X);
    B Franz Georg (1639–74), Domkustos zu Mainz, Domherr in Bamberg u. Würzburg, Propst an St. Bartholomäus in Frankfurt, Joh. Philipp (1642–1703), Johanniter-Großprior v. Dacien, kurmainz. GR, Oberst u. Gouverneur v. Mainz, Melchior Frdr. (1644–1717), Reichshofrat, kurmainz. GR u. Obermarschall;
    N Joh. Philipp Franz ( 1724), Bischof v. Würzburg (s. NDB X), Friedrich Carl ( 1746), Reichsvizekanzler, Bischof v. Bamberg u. Würzburg (s. NDB V), Damian Hugo ( 1743), Bischof v. Speyer u. Konstanz (s. NDB III), Rudolf Franz Erwein ( 1754), Stamm-V d. Linie Sch.-Wiesentheid, Franz Georg ( 1756), EB v. Trier, Bischof v. Worms (s. NDB V), Marquard Wilhelm (1683–1770), Dompropst in Bamberg, Anna Maria ( Joh. Philipp v. Stadion, 1652–1741, kaiserl. u. kurmainz. WGR).

  • Biographie

    L. gehört gemeinsam mit seinem Oheim Johann Philipp und seinem Neffen Friedrich Karl zu den bedeutendsten Vertretern der Familie Schönborn. Unter ihm erreichte das Geschlecht seinen letzten Höhepunkt. Noch als Schüler am Jesuitenkolleg in Aschaffenburg wurde er Domizellar an den Domstiften von Würzburg (1665) und Bamberg (1667). Eine Dompräbende in Mainz wurde 1674 für ihn frei. Sein Biennium absolvierte er nach Kavaliersreisen durch Holland, Frankreich und Italien zwischen 1673 und 1675 in Wien. Damals wurde auch seine reichsorientierte und grundsätzlich prokaiserliche politische Haltung endgültig festgelegt. Die politischen Konstellationen in Europa und das Schönbornsche Interesse am gesicherten Bestand der geistlichen Fürstentümer im Reich ließen ihn bis zu seinem Tod diese Gesinnung beibehalten. Ins Domkapitel von Bamberg rückte L. 1681 auf, in das von Würzburg 1683. Bevorzugter Aufenthaltsort des Domherrn war lange sein Schloß in Gaibach, das er zwischen 1694 und 1712 durch namhafte Künstler prachtvoll ausgestalten ließ. Anschließend baute er (bis 1718) das Schloß in Pommersfelden, ein Juwel des Barock. Domscholaster in Bamberg wurde L. 1689. Zuvor hatte ihn der Bamberger Bischof Marquard Sebastian Schenk v. Stauffenberg mit diplomatischen Missionen betraut und zum Präsidenten der Hofkammer ernannt. Bamberger Bischof wurde er durch die Wahl vom 16.11.1693. Am 3.9.1694 konnte er sich gegen die Konkurrenz des Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg auch als Koadjutor des Mainzer Erzbischofs Anselm Franz v. Ingelheim durchsetzen, dessen Nachfolge er am 30.3.1695 antrat. Im selben Jahr erhielt er das Pallium und ließ sich zum Priester und Bischof weihen. Der persönlich fromme und integre Barockprälat beschränkte seine geistlichen Funktionen auf gelegentliches Messelesen und größere Feierlichkeiten, z. B. die Entgegennahme des Glaubensbekenntnisses der katholisch gewordenen späteren Kaiserin Elisabeth Christine (1707), die Krönung Kaiser Karls VI. (1711), die Bischofsweihe seiner Neffen Johann Philipp Franz (1720) und Friedrich Karl (1728). Kirchliche und liturgische Reformen wurden unter ihm fortgesetzt. Sein Verhältnis zum Röm. Stuhl war reserviert, doch allgemein freundlich. Sein Bemühen als Reichsfürst und Landesherr galt dem Erhalt und der Sicherung des Reichs, der Reichsinstitutionen und der Reichsstifter. Das unter ihm engagiert betriebene und durchgesetzte Projekt der Kreisassoziation erwies sich für Mainz und Bamberg vorteilhaft im Span. Erbfolgekrieg (1703–13) und im Konkurrenzkampf mit den „armierten“ Reichsständen. Einfluß auf die Wiener Politik gewann er durch seinen Neffen Friedrich Karl, der 1705 Reichsvizekanzler wurde. Den Reformversuchen L.s im territorialen Justiz-, Bildungs- und Steuerwesen war teilweise Erfolg beschieden. Die neue Residenz in Bamberg und die „Favorite“ in Mainz zählen neben Schloß „Weißenstein“ ob Pommersfelden zu den bedeutendsten und für die Wirtschaft anregendsten Bauten, die er veranlaßte. Der alte Reichsgedanke und die deutsche Reichskirche hatten in L. einen ihrer letzten glänzenden Repräsentanten.

  • Literatur

    ADB 32;
    K. Wild, L. F. v. Sch., Bischof v. Bamberg u. EB v. Mainz 1693-1729, 1904;
    W. Boll, Zur Gesch. d. Kunstbestrebungen d. Kf. L. F., 1926;
    Hanns Fischer, Kf. L. F. v. Sch. u. s. Gem.gal., Diss. Freiburg/Schweiz 1927;
    M. H. v. Freeden, Kunst u. Künstler am Hofe d. Kf. L. F. v. Sch., 1949;
    ders., Qu. z. Gesch. d. Barocks in Franken unter d. Einfluß d. Hauses Schönborn, 1. T.: Die Zeit d. EB L. F. u. d. Bischofs Joh. Phil. Franz v. Sch. 1693-1729, 2. Halbbd., 1955, S. 413-1264;
    Kf. L. F. v. Sch. 1655-1729, Gedächtnisausst. Bamberg, 1955;
    H. Jedin, Die Reichskirche d. Schönbornzeit, in: Trierer Theol. Zs. 65, 1956, S. 202-16;
    Otto Meyer, Kf. L. F. v. Sch. inmitten d. Gesch. s. Zeit u. s. Hauses, 1957;
    L. Bauer, Vatikan. Qu. z. neueren Bamberger Bistumsgesch., in: Berr. d. Hist. Ver. Bamberg 99, 1963, S. 171-316;
    H. Reifenberg, L. F. v. Sch. u. d. Liturgie im Bistum Bamberg, ebd. 103, 1967, S. 419-46;
    W. Wenzel, Die Gärten d. L. F. v. Sch., 1970;
    A. Schröcker, Heer, Finanzen u. Verwaltung, Kurmainz im Pfälzer Krieg 1689–97, in: Archiv f. hess. Gesch. u. Altertumskde. NF 31, 1971/72, S. 98-114;
    ders., Besitz u. Pol. d. Hauses Schönborn v. 14. z. 18. Jh., in: Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 26, 1973, S. 212-34;
    ders., Kurmainzer Finanzen 1698, in: Geschichtl. Landeskde. IX, 1973, S. 147-89;
    ders., Die Schönborn, Eine Fallstudie z. Typus „materiell-konservativ“, in: Bll. f. dt. Landesgesch. 111, 1975, S. 209-31;
    ders., Kurmainz u. d. Kreisassoziation z. Z. d. Kf. L. F. v. Sch., in: Der Kurfürst v. Mainz u. d. Kreisassoziationen 1648-1746, 1975, S. 69-77;
    ders., Die jungen J. d. L. F. v. Sch. (1655–93), in: Berr. d. Hist. Ver. Bamberg 112, 1976, S. 249-77;
    ders., Die Bischofswahlen v. Würzburg 1693, Mainz 1694 u. Würzburg 1699 aus d. Sicht d. L. F. v. Sch. (1655–1729), ebd. 114, 1978, S. 97-155;
    ders., Zur Rel.pol. Kf. L. F. v. Sch. (1655–1729), in: Archiv f. Hess. Gesch. u. Altertumskde. 36, 1978, S. 189-299;
    ders., Ein Schönborn im Reich, Stud. z. Reichspol. d. Fürstbischofs L. F. v. Sch. (1655–1729), 1978;
    F. Jürgensmeier, in: Fränk. Lb. VIII, 1978, S. 103-29 (L, P);
    R. H. Thompson, L. F. v. Sch. and the Diplomacy of the Electorate of Mainz, 1973.

  • Porträts

    Gem. v. J. M. Merian, 1703 (Pommersfelden, Schloß);
    Büste v. P. v. Strudel, 1707 (ebd.);
    Gem. im Stile Gräfflingers, um 1715 (ebd.).

  • Autor/in

    Friedhelm Jürgensmeier
  • Zitierweise

    Jürgensmeier, Friedhelm, "Lothar Franz" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 227-228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729187.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schönborn: Lothar Franz v. S., Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Bamberg, geb. am 4. October 1655, entschloß sich frühzeitig, dem Beispiele einer Reihe von Mitgliedern seiner Familie folgend, in den geistlichen Stand zu treten. In noch jugendlichem Alter mit Stiftsherrnstellen in Bamberg, Würzburg und Mainz bedacht, war er mit Regierungsgeschäften schon hinreichend|vertraut, als er nach dem Ableben des Marquard Sebastian von Stauffenberg zum Bischofe von Bamberg erwählt wurde (16. November 1693). Der Hoffnung, dermaleinst in die Stellung seines Oheims Johann Philipp v. S. einzutreten, rückte er näher durch die Wahl zum Coadjutor des kranken Mainzer Erzbischofs Anselm Franz (3. September 1694). Nach dem Ableben des Letzteren (30. März 1695) hielt Lothar Franz am 30. April 1695 seinen Einzug in Mainz, wohin sein Vorgänger aus Furcht vor den Franzosen seit 1691 nicht mehr gekommen war. Diese zeigten sich während des sogen. orleanischen Krieges und zwar im ersten Jahre der Herrschaft von Lothar Franz auf kurze Zeit vor Mainz. Vor weiteren Beunruhigungen schützte vorerst der am 30. October 1697 zu Ryswijck abgeschlossene Friede. Bei dem Ausbruche des spanischen Erbfolgekrieges stand Lothar Franz auf Seite des Kaisers, dessen Ziele er bei den Berathungen der Kreisstände, denen er angehörte, sowie durch Aufstellung eines ansehnlichen Truppencorps und weitere Befestigung von Mainz wesentlich zu fördern suchte. Obwohl auch das Erzstift wiederholt von den Franzosen heimgesucht wurde, so kam der Erzbischof bis zum Ende des Krieges (17. September 1714) stets getreulich seinen dem Kaiser und Reich gegenüber übernommenen Verpflichtungen nach. Als während des Kriegs Kaiser Joseph I. am 17. April 1711 verstarb, berief Lothar Franz die Wahlfürsten, mit Ausnahme der geächteten Kurfürsten von Köln und Baiern, nach Frankfurt zur Wahl, die am 12. October 1711 zu Stande kam. Den Nachfolger im Reiche, Karl VI., krönte S. zu Frankfurt a. M. am 22. December 1711. Gleich seinem großen Oheime war Lothar Franz auf die Hebung des Erzstiftes und insbesondere der schwer geprüften Hauptstadt besorgt. So erwarb er das Amt Kroneberg 1704 für das Erzstift. Seiner Bau- und Prachtliebe verdankt Bamberg das Schloß, Mainz die Favorite und den prächtigen Neuen Brunnen. Von seinem Wohlthätigkeitssinn zeugt das St. Rochusspital in Mainz. Zum Behufe der Hebung der Hochschule in Mainz war er bereit, einige Pfründen den Professoren zuzuweisen. Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß er zur Hebung des Wohlstandes in seinem Lande eine Wollenmanufactur in Erfurt und eine Glas- und Spiegelfabrik in Lohr anlegte. Hochgeehrt von seinen Zeitgenossen verstarb der Erzbischof im Alter von 75 Jahren am 30. Januar 1729.

    Joannis Mogunt. Rerum Liber V p. 985—996. — Ussermann, Episcopatus Bambergensis. — Rheinischer Antiquarius, 3. Abthlg., II S. 192 bis 206. — Werner, Der Dom von Mainz, III S. 106—134. — Bockenheimer, Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, V S. 131—152.

  • Autor/in

    Bockenheimer.
  • Zitierweise

    Bockenheimer, "Lothar Franz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 276-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729187.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA