Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Freiherren ; Grafen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118610082 | OGND | VIAF: 5723730
Namensvarianten
  • Schönborn, von

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Schönborn, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610082.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Das Haus S. läßt sich bis ins 13. Jh. zurückverfolgen. Seit dem 15. Jh. werden Mitglieder des Hauses S.-Freienfels, der direkten Herkunftsfamilie der bekannten S.-Bischöfe des 17. und 18. Jh., als Gefolgsleute und Amtmänner der Grafen von Nassau-Weilburg urkundlich erwähnt. Der Aufstieg des Adelsgeschlechts vom relativ unbekannten reichsritterschaftlichen Geschlecht zu einer der ersten Familien in den rhein. und fränk. Reichsbistümern vollzog sich während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Geschickte Ämterbesetzungen und der strategische Ausbau eines einflußreichen Verwandtschaftsnetzes in den Domstiften begünstigten die Wahl von Johann Philipp (1605–73, s. NDB X) zum Fürstbischof von Würzburg (1642) und Kurfürsten von Mainz (1647). Seine Karriere verhalf den S. zu einem soliden wirtschaftlichen und sozialen Fundament, das die Basis für die Kirchenlaufbahnen seiner Neffen und Großneffen bildete. Mit Lothar Franz (1655–1729, s. NDB 15), Fürstbischof von Bamberg (1693) und Kurfürst von Mainz (1695), und dessen Neffen Johann Philipp Franz (1673–1724, s. NDB X), Friedrich Karl (1674–1746, s. NDB V), Damian Hugo (1676–1743, s. NDB III) und Franz Georg (1682–1756, s. NDB V) gelang es dem Haus S., in drei Generationen zwölf Bischofswahlen für sich zu entscheiden. Die Familie und insbesondere die Bischöfe aus dem Haus S. prägten über ein Jahrhundert hinweg die politische Landschaft des Reiches und trugen zu einer letzten Blüte der Reichsritterschaft als eigenständiger gesellschaftlicher Kraft bei. Als Kirchenfürsten mit absolutistisch-barockem Lebensgefühl und -stil betätigten sie sich als Förderer von Kunst und Wissenschaft sowie als Bauherren. Als Kurfürsten waren sie an Kaiserwahlen und an der Formulierung von Wahlkapitulationen beteiligt, als Erzbischöfe von Mainz übten sie Einfluß auf die Friedens- und Bündnispolitik im Reich aus. Dem Familienverband glückte der Aufstieg in den Reichsgrafenstand (1701), die beträchtliche Erweiterung und Arrondierung des Familienbesitzes und damit die Sicherung des Hauses jenseits reichskirchlicher Karrieren. Die Einzelkarrieren und der Aufstieg des Adelsgeschlechts erweisen sich als Erfolg einer am Wertesystem der stiftsfähigen kath. Reichsritterschaft, der Reichskirche und des Reiches orientierten höchst effizienten Familienordnung. Zur Familie zählten nach reichsritterschaftlichem Verständnis alle Blutsverwandten in männlicher und weiblicher Linie. Wurde ein Großteil der Söhne für Kirnhenkarrieren freigestellt, so oblag es der Heiratspolitik im Blick auf die Töchter, Verwandtschaftsnetze zu knüpfen und zu pflegen, die nicht zu Konkurrenzverhältnissen in den korporativ besetzten Domkapiteln führten, sondern die Karrieren anderer Familien für die eigene nutzbar machten.

    Ein 1711 abgeschlossenes Fideikommißstatut sicherte für die Zukunft das Gesamtvermögen vor dem Zugriff einzelner Nachkommen, regelte die Finanzierung der teueren Ausbildungen und gab Richtlinien für die Heiratspolitik und die Erwerbspolitik des Hauses vor. In der 2. Hälfte des 18. Jh., im Zuge des österr.-preuß. Dualismus, mehr und mehr auf die Rolle der Repräsentanten einer untergehenden Epoche verwiesen, reagierte|das Adelsgeschlecht auf das Ende des Alten Reiches, auf Säkularisation und Mediatisierung, mit dem Rückzug aus den Kirchenämtern und der Erweiterung der Familie auf drei Familienzweige (1811). Als fränk. (Wiesentheid), österr. (Buchheim) und böhm. Zweig fügten sie sich im Laufe des 19. Jh. erfolgreich in die sich verbürgerlichenden Adelswelten Bayerns und Österreich-Ungarns ein. Zahlreiche Vertreter der Familie traten als Politiker hervor: Carl Theodor (1790–1841, s. ÖBL), Karl (1840–1908, s. ÖBL; Biogr. Lex. Böhmen), Friedrich (1841–1907, s. 2) und Adalbert Joseph (1854–1924) in der Donaumonarchie, Clemens (1810–77) und sein Sohn Friedrich Karl (1847–1913) als Zentrumsabgeordnete im Dt. Reichstag, während Sohn Clemens (1855–1938, s. L) preuß. Oberstleutnant war und 1899 den Dt. Automobil-Club (DAC) mitbegründete. Von den Bischöfen nach der Säkularisation seien Franz (1844–99), Erzbischof von Prag (s. 3) und Christoph (* 1945, s. Gatz V) erwähnt, der 1970 in den Dominikanerorden eintrat und als Theologieprofessor in Fribourg wirkte, bevor er 1991 Weihbischof und 1995 Erzbischof von Wien wurde (1998 Kard.).

  • Literatur

    W. Reinhard, Freunde u. Kreaturen, „Verflechtung“ als Konzept z. Erforsch. hist. Führungsgruppen, in: ders., Ausgew. Abhh., 1997, S. 289-307;
    K. Riedenauer, Der barocke Reichsadel in Franken, in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 32, 1972, S. 171-202;
    Die Grafen v. S., Kirchenfürsten, Sammler, Mäzene, Ausst.kat. GNM Nürnberg 1989;
    K. Bott, Bibliogr. z. Gesch. d. Hauses S., 1991;
    S. Schraut, Das Haus S., eine Fam.biogr., Kath. Reichsadel 1640-1840, 2005;
    GHdA 90 (Fürstl. Häuser 13), 1987, 128 (Adels-Lex. XIII), 2002 (L);
    GHdA Bayern 20, 1994;
    zu Clemens ( 1938):
    Rhdb.;
    FIA, 100 Years, Centennial of 13 automobile clubs, Initiators of the automobile movement, hg. v. H. Ch. Seherr-Thoß, ²20O5.

  • Autor/in

    Sylvia Schraut
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Schraut, Sylvia, "Schönborn, von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 395-396 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610082.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA