Lebensdaten
erwähnt 1590, gestorben 1623
Geburtsort
Hitzleried bei Füssen (Allgäu)
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Buchdrucker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119745097 | OGND | VIAF: 50042715
Namensvarianten
  • Lippius, Balthasar
  • Lipp, Balthasar
  • Lippius, Balthasar
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Lipp, Balthasar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119745097.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    1) Frankfurt/M. 1590 Barbara, T d. Georg Kracker aus Marburg, 2) Mainz 1613 Apollonia geb. Wetzel, Wwe d. Schultheiß Joh. Schnabel in Niederolm.

  • Biographie

    L. wurde am 12.11.1590 Bürger in Frankfurt. Der Beginn seiner dortigen Tätigkeit ist ungeklärt, er soll für das Haus Feyer-abend gearbeitet haben. Sicher ist, daß er vor dem 15.5.1595 die halbe Druckerei von Johann Feyerabend mit einer Presse gekauft hat. Hinter diesem Kauf stand der Wunsch der kath. Geistlichkeit, in einem Zinshaus des Bartholomäusstifts eine Druckerei einzurichten. Die städtische Konzession zum Betrieb der Druckerei wurde L. nachträglich erteilt. Im März 1598 kam L. in Haft, weil er ohne Genehmigung des Rates ein Buch des Bücherkommissars Valentin Leucht, Stiftsprediger an St. Bartholomäus, gedruckt hatte. Gründung und Betrieb einer kath. Druckerei in Frankfurt gehören damit in den größeren Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen Rat und kaiserl. Bücherkommission. Im Mai 1598 zog L. nach Mainz, nachdem ihm Kaiser Rudolf II. am 27.4.1598 ein Privileg zum Druck des Regensburger Reichstagsabschieds erteilt hatte. Das Frankfurter Bürgerrecht wollte L. nicht aufgeben und ließ sich in der Druckerei (noch 1599) von dem Bürger Wolfgang Schmidt vertreten. Bücher mit Frankfurter Impressum von L. sind nicht bekannt. In Mainz richtete L. seine Druckerei mit Bewilligung des Kf. Wolfgang v. Dalberg am Flachsmarkt ein; der erste Druck erschien 1598. Am 30.6.1601 (Tag der Vereidigung) wurde L. Mainzer Bürger. Er arbeitete meist für auswärtige Verleger: Nikolaus Stein, Zacharias Palthenius, Andreas Wechels Erben und Jonas Rosa (Frankfurt a. M.); Arnold Mylius, Johann Gymnich, Anton Hierat, Arnold Quentel, Johann Kinck, Johann Crith und Petrus Cholinus (Köln). Die Zahl seiner erhaltenen Drucke wird auf 150/200 bis ins Jahr 1622 geschätzt, darunter sind der Abschied des Reichstags zu Regensburg (1598), die Agenda Ecclesiae Moguntinensis (1599), das Missale Moguntinum (1600, 1602), die deutsche Bibel Dietenbergers (1603, 1609, 1617), die Annales ecclesiastici des Cesare Baronio (zusammen mit Johann Albin für Gymnich und Hierat, 1601–08), die Opera omnia des Bonaventura (1609; für Hierat), zahlreiche Schriften des Mainzer Historikers Nicolaus Serarius S. J. Auf Veranlassung von Valentin Leucht druckte L. den kath. Meßkatalog der Jahre 1606 (Herbstmesse) bis 1613. L. besaß ein kurfürstl. Privileg für den Wappenkalender des Mainzer Domkapitels, das 1605 auf den Drucker Johann Albin überging. In den kurmainz. Städten Oberursel (1606–08), Höchst (1610–13) und Aschaffenburg (1620–23) unterhielt L. Filialdruckereien. Die Höchster Druckerei mit vier Pressen leitete wohl sein Neffe Adam Dumreuter, der sie 1614 kaufte und bis 1622 selbständig betrieb. Auf den|beiden Pressen in Aschaffenburg druckte Hermann Meres. Als L. 1623 ohne Nachkommen starb, kaufte Meres (Mörs) die Mainzer Druckerei von den Erben. Die Aschaffenburger Druckerei übernahm Quirin Botzer aus Weimar, der 1610 als Geselle nach Frankfurt gekommen war, und führte sie selbständig bis 1631. L. kam in Mainz zu Wohlstand. Er war Mitglied der Krämerzunft und wurde 1618 in den Stadtrat gewählt.

  • Literatur

    ADB 18;
    J. Benzing u. H. Presser, 500 J. Mainzer Buchdruck, Festgabe z. 70. Geb.tag v. A. Ruppel, 1952, S. 103-08;
    J. Benzing, B. L. u. d. Anfänge d. Buchdrucks zu Höchst a. M., in: Gutenberg-Jb., 1952, S. 133-35;
    ders., Die Anfänge d. Buchdrucks zu Aschaffenburg, ebd., 1953, S. 111-15;
    P. Baader, Das Druck- u. Verlagshaus Albin-Strohecker zu Mainz (1598–1631), in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 1, 1958, S. 513-69, bes. S. 517, 520 f., 537;
    W. Brückner, Der kaiserl. Bücherkommissar Valentin Leucht, Leben u. literarisches Werk, ebd. 3, 1961, Sp. 97-180, bes. Sp. 125-27;
    Benzing, Buchdrucker, ²1982. -
    Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Günter Richter
  • Zitierweise

    Richter, Günter, "Lipp, Balthasar" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 647-648 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119745097.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lipp: Balthasar L. (Lippius), Buchdrucker zu Mainz zu Ende des 16. und im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Bis zum J. 1598 hatten in Mainz acht Buchdruckereien bestanden, die des Gutenberg und Fust, Gerhard Rewich seit 1486, Jacob Meidenbach 1490. Peter Friedberg 1493, Friedrich Heumann 1509, Peter Jordan 1532 und des Franz Behem 1539. Neben der letzteren, welche bei seinen Erben bis 1635 verblieb, hatte auch L., dessen Geburtszeit unbekannt ist, eine Officin errichtet und, wie man Grund hat anzunehmen, die erste und älteste Druckerei der Welt, die erste Gutenbergische, nachher Fust-Schöffer’sche, von der Wittwe des Ivo Schöffer ( 1552) oder ihrem zweiten Manne Dr. Kolgen von Schweppenhausen an sich gebracht. Zwar war urkundlich schon 1568 das Ivo-Schöffer’sche Druckhaus in andere Hände gekommen und Kolgen bewohnte 1594 ein anderes Haus am Flachsmarkte, und in diesem hatte auch L. seine Werkstätte errichtet. Da aber nach Ivo's Tod weder die Wittwe, noch ihr zweiter Mann das Geschäft fortsetzten, so ist es sehr wahrscheinlich, daß L. die Druckergeräthe des Ivo von Kolgen übernommen habe. Diese Vermuthung aber erhebt sich dadurch fast zur Gewißheit, daß die Privilegien, welche diese Druckerei besaß, auch auf deren Besitzer sich forterbten. Diesen zufolge hatte dieselbe allein das Recht, Gesellen und Magister zu creiren, ihre Besitzer waren die legalen Bücher-Censoren, alle zu dieser Officin gehörigen Gesellen wurden bei der Mainzer Universität als cives academici angesehen, auch soll jeder Lehrling bei seiner Aufschwörung zum Gesellen eine der ursprünglichen Gutenbergischen Typen zum Geschenke und Andenken erhalten haben. Lipp's Officin, aus welcher eine Menge schöner Werke hervorging, war eine sehr berühmte und er besaß außerdem noch eine andere mit zwei Pressen in Aschaffenburg, wie er auch Aufträge auswärtiger Drucker und Verleger übernahm. Dagegen findet sich von einer Druckerei, die er, nach Würdtwein, Bibl. Mog., 203, in Höchst besessen haben soll. nach dem im Archive des Mainzer Stadtgerichts befindlichen Inventare seines Vermögens keine Spur. Für auswärtige Buchhändler arbeitete er u. a. für Joh. Kinkius in Köln 1610; vgl. Annalen des histor. Vereins s. d. Niederrhein, Heft 30, S. 40. In anderer Beziehung zählte er zu den angesehensten Bürgern der Stadt, war Mitglied des Stadtraths und als der Buchdrucker Joh. Albinus zu Mainz 1620 gestorben war, wurde er vom weltlichen Gerichte zum Taxator seiner hinterlassenen Diuckgeräthe ernannt. In dem Kolgen’schen Hause, das er wahrscheinlich durch Kauf an sich gebracht hatte, setzte er sein Geschäft fort, bis er am 9. Januar 1623 mit Hinterlassung eines sehr bedeutenden Vermögens starb. Seine Officin auf dem Flachsmarkte aber ging nun an Hermann Moresius über und nach diesem scheint der Drucker Nikol. Heil dieselbe an sich gebracht zu haben, denn in den Schlußschriften der aus seiner Presse hervorgegangenen Werke setzte er zu seinem Namen die Worte „auf dem Flachsmarkte“. Von diesem 1686 an Christoph Kugler gelangt, vermachte sie dieser 1692 an die Jesuiten, welche sie 1698 auf kurfürstlichen Befehl zu verkaufen gezwungen wurden. Von den aus den Pressen des L. ausgegangenen Werken sind besonders zu ermähnen die 1609 auf Kosten des Kölnischen Buchhändlers Anton Hierat (s. Bd. XII, S. 389) gedruckten: „Opera omnia St. Bonaventurae“, 6 Bde., Fol., von anderen verdienen eine Anzeige: „Catholisch Cantual oder Psalmbüchlein“, 1605, 8°; „Missale Moguntinum“, 1600, Fol. und „Rosetum Marianum oder Vnser lieben Frawen Rosengärtlein“, 1609, 4°. Sein Insigne war: die neun Musen mit dem Apollo in der Mitte, musicirend. Mit unserem Drucker darf nicht verwechselt werden Andreas Lupp (Luppius), Buchhändler zu Wesel. um das J. 1692.

    • Literatur

      Schaab, Gesch. d. Erf. d. Buchdruckerkunst, III. 429—433. Clessius, Elenchus, I. 145. Geßner, Buchdruckerkunst, III. 319—322. Metz, Gesch. des Buchhandels, S. 244—245. Weller, Ann. II, 65. 67.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Lipp, Balthasar" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 731-732 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119745097.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA