Lebensdaten
1838 – 1910
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Völkerkundler ; Gründer des Stuttgarter Völkerkunde-Museums
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117034819 | OGND | VIAF: 42604691
Namensvarianten
  • Linden, Karl Graf von
  • Linden, Karl, Graf von
  • Linden, Carl von
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Zitierweise

Linden, Karl Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117034819.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Edmund Gf. (1798–1865), auf Burgberg, württ. Gen.-Major, S d. Franz (s. Gen. 1) u. d. Anna Maria Freiin Gedult v. Jungenfeld;
    M Wilhelmine (1808–78), T d. Friedrich Joseph Frhr. Fuchs v. Bimbach u. Dornheim u. d. Amalie Freiin v. Thüngen;
    Ov Joseph (s. 1);
    - Stuttgart 1877 Marie (1847–1914), T d. Gutsbes. Eduard Bech u. d. Elisabeth Hossak; kinderlos;
    N Maria (s. Einl.).

  • Biographie

    Nach dem Abschluß des Studiums war L. 1866 Justizreferendar in Stuttgart und wurde 1869 als Kammerjunker Justizassessor am dortigen Stadtgericht. Auf eigenen Wunsch schied er aus dem Justizdienst aus, trat in den Hofdienst ein und wurde nach der Ernennung zum Kammerherrn (1871) 1873 zur Dienstleistung bei der Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar delegiert, deren Hofmarschall er seit 1881 war. L. schied 1886 aus dem Hofdienst aus und zog sich ins Privatleben zurück. 1888 ernannte ihn König Karl von Württemberg zu seinem Oberkammerherrn, ein Amt, das er bis zu dessen Tode 1891 innehatte. Die dienstlichen Beziehungen, die er im württ. Hofdienst geknüpft hatte, waren für seine späteren Aufgaben von großem Nutzen.

    Bereits 1885/86 war L. dem 1882 als Zweigverein des Deutschen Zentralvereins für Handelsgeographie gegründeten „Württ. Verein für Handelsgeographie und Förderung Deutscher Interessen im Ausland“ beigetreten, in dessen Ausschuß er 1888 gewählt wurde und dessen lebenslanger Vorsitzender er seit 1889 war. In dieser Funktion schuf er sein eigentliches Lebenswerk: Er führte den Verein an die Spitze der Deutschen Geographischen Gesellschaften und schuf auf der Grundlage der 1884 gegründeten handelsgeographischen Sammlungen ein „Museum für Länder- und Völkerkunde“, das als schon damals bedeutende Institution 1911 seinen Namen erhielt (Linden-Museum).

    Während L. in den ersten Jahren seines Vorsitzes noch die überkommene Zielsetzung (Handelsgeographie und Förderung des Außenhandels) in Vorträgen und im Aufbau des jungen Museums weiterverfolgte, stellte er spätestens seit 1892/93 allgemeine geographische Fragestellungen in den Vordergrund und sammelte für sein Museum bald nur noch völkerkundliche Objekte aus fast allen außereurop. Gebieten, vor allem aus Afrika, der Südsee und Amerika. Sammler und Stifter waren ganz überwiegend Württemberger, die in den verschiedensten Berufen im Ausland lebten. Das Museum gewann rasch Rang und Namen. L.s Aufzeichnungen weisen seit 1895 Zugänge in der Größenordnung von jährlich zwischen 3 000 und 7 500 Objekten aus, deren jeweiligen Kontext er so gut wie möglich zu erfassen suchte.

    Es gelang ihm rasch, führende Kreise des Landes, an ihrer Spitze die Königsfamilie, für Verein und Museum zu interessieren,|sie als Mitglieder und Geldgeber zu gewinnen. Geographische Forschung und Lehre hat er innerhalb Württembergs entscheidend gefördert und so gut wie alle großen deutschen wie außerdeutschen Forscher zu Vorträgen gewonnen, so Erich v. Drygalski, Hans Meyer, Georg Wegener, Max Eyth, Wilhelm Filchner, Leo Frobenius, Hzg. Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin, Sir Ernest Shackleton, Sven Hedin, Otto v. Nordenskjöld, Erland Frhr. v. Nordenskjöld und Roald Amundsen. Rasch schuf er so das damalige Zentrum geographischer und ethnologischer Interessen im Lande, lange vor der Gründung eines geographischen Lehrstuhls an der Landesuniv. Tübingen. Sein Haus (und sein Verein) war ein Mittelpunkt im geistigen Leben Stuttgarts, und bereits 1893 richtete er in Stuttgart den X. Deutschen Geographentag aus. Im Linden-Museum liegende Kopien seines sehr umfangreichen Schriftwechsels geben darüber Auskunft. L.s Sammeln war nicht bloßes Horten: Immer wieder hat er erklärt, die fremden, vor allem die naturvölkischen Kulturen müßten sich unter dem Einfluß Europas so schnell und gründlich ändern, daß sie in ihrem materiellen Bestand später nicht mehr zu erkennen seien. Es sei deshalb Aufgabe des Abendlandes, noch Vorhandenes zu sammeln, zu dokumentieren und zu erhalten. Die Bildungsaufgabe des von ihm geschaffenen Museums erkannte er früh und führte werktags wie sonntags selbst durch die Ausstellungen. – 1904 konnte der 14. Internationale Amerikanisten-Kongreß nach Stuttgart eingeladen werden. – Weil die von der Stadt angemieteten Ausstellungsräume nicht mehr ausreichten, die von ihm zusammengetragenen, zuletzt mehr als 60 000 Objekte, aufzunehmen, entschloß sich L. zum Bau eines eigenen Museums. Ein geeignetes Grundstück wurde 1908 gekauft und der Kaufpreis zum größten Teil von L. selbst bezahlt. L. starb wenige Tage nach der Grundsteinlegung des am 28.5.1911 eröffneten Museums. Das Museumsgebäude wurde 1944 weilgehend zerstört, aber 90% der Bestände, die ausgelagert waren, blieben erhalten.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Tübingen 1910).

  • Literatur

    K. Lampert, in: BJ XV;
    ders., in: XXVI-XXIX. Jber. d. Württ. Ver. f. Handelsgeogr., 1911, S. XXXIII-XXXXV (P);
    R. Unland, Völkerkde.-mus. od. Kunstgebäude?, in: Schwäb. Heimat 17, 1966, S. 138-49;
    F. Kußmaul, Linden-Mus. Stuttgart, Rückblick - Umschau - Ausblick, in: TRIBUS 24, 1975, S. 17-65 (P);
    J. Hagel u. W. Meckelein, 100 J. Ges. f. Erd- u. Völkerkde. zu Stuttgart e. V. (Württ. Ver. f. Handelsgeogr.), 1982 (P).

  • Porträts

    Ölgera. v. B. Pankok, 1907 (Linden-Mus. Stuttgart), Abb. in: GHdA 68;
    v. H. Schmiechel, 1910 (Ges. f. Erd- u. Völkerkde. zu Stuttgart e. V., ebd.);
    Relief-Porträt v. L. Habich f. Linden-Medaille (1908) u. auch f. Bronze-Plakette (1911), letztere im Linden-Mus. Stuttgart.

  • Autor/in

    Friedrich Kußmaul
  • Zitierweise

    Kußmaul, Friedrich, "Linden, Karl Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 590-591 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117034819.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA